Hagen. . Die Fachhochschule Südwestfalen bietet in Hagen vom Wintersemester an ein Kooperatives Studium an. Technische Informatiker verbinden Theorie und Praxis und verdienen etwas Geld. Vorteile ergeben sich auch für die Unternehmen.

Studieren wird immer komplizierter. Nicht nur, dass es inzwischen 13.500 unterschiedliche Studiengänge gibt, dass die Unterschiede zwischen Unis und Fachhochschulen zunehmend schwinden und dazu noch, vor allem in den Wirtschaftswissenschaften, viele private Angebote kommen - auch die Studienformen werden immer vielfältiger. Duales Studium oder Verbundstudium sind möglich, die Fernuni bedient vor allem Berufstätige, und nun kommt noch die Fachhochschule Südwestfalen am Standort Hagen mit einem neuen Studienmodell: Vier Tage studieren und einen Tag im Unternehmen arbeiten können ab dem kommenden Wintersemester künftige Technische Informatiker. Kooperatives Studium heißt das Modell.

Absprache mit den Unternehmen

Aber wie das mit vielem Neuen so geht: Komplett revolutionär ist das auch wieder nicht. „Die Kombination zwischen Präsenz an der Hochschule und Arbeit im Betrieb bieten wir auch schon in Soest, Iserlohn und Meschede an“, erklärt Birgit Geile-Hänßel, Sprecherin der FH Südwestfalen. Das betrifft die Fächer Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Business Administration Informatics. Die Organisationsform ist je nach Standort und Fachrichtung unterschiedlich. „Das funktioniert nach Absprache mit den Unternehmen“, sagt Geile-Hänßel. Und die Besonderheit in Hagen liegt nun in der klaren Aufteilung: Montag bis Donnerstag Hochschule, Freitag Firma.

Beim Dualen Studium, von dem es verwirrenderweise auch wieder verschiedene Varianten gibt, wechseln sich Hochschultheorie und Praxisblöcke ab. Beim Berufsbegleitenden Studium sind die Studierenden normalerweise schon vor Aufnahme der Hochschulausbildung im Betrieb. Das Verbundstudium ist ein berufsbegleitendes FH-Studium, das zu großen Teilen als Fernstudium stattfindet.

Beim Kooperativen Studium ist nun Eines anders: Interessenten bewerben sich gleichzeitig an der Hochschule und bei einem der kooperierenden Unternehmen. Bei der technischen Informatik in Hagen sind das die Intec Gesellschaft für Informationstechnik in Lüdenscheid, die EDAG GmbH in Köln und die Insta Elektro GmbH in Lüdenscheid. Deren Leiter für Human Resources Services & Training, Sebastian Zimkowski, sieht das neue Studienmodell als Instrument der mittel- bis langfristigen Personalplanung: „Als stark entwicklungslastiges Unternehmen brauen wir ständig neue motivierte sowie engagierte Kollegen und Kolleginnen in den Schwerpunkten Technische Informatik, Elektro- und Nachrichtentechnik. Mit dem Kooperativen Studium lernen wir frühzeitig mögliche neue Mitarbeiter kennen und stellen fest, ob wir zueinander passen.“

Die Vorteile für die Studenten liegen auf der Hand: Der Praxiskontakt ermöglicht einen reibungslosen Berufseinstieg. Und auf diese Weise das Geld für die Studienfinanzierung zu verdienen, ist sicherlich attraktiver als in einer Kneipe zu kellnern. Als „Win-Win-Modell für alle Beteiligten“ bezeichnet Prof. Norbert Drescher vom Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik deshalb das Kooperative Studium, bei dem die Unternehmen auch noch vom Wissenstransfer der Hochschule profitierten. Warum gibt es das also nicht noch viel öfter?

Passende Firmen überzeugen

Weil die passenden Firmen für solch einen Studiengang erst gefunden und überzeugt werden müssen. „In diesem Fall hat Prof. Drescher die Unternehmen direkt angesprochen“, erläutert Geile-Hänßel. „Wir würden den Kreis aber gerne noch weiter ausbauen.“

Und kompliziert ist die weite Studienwelt nur auf den ersten Blick. Denn der Vorteil des ungemein breiten Angebots besteht darin, dass jeder das Passende finden kann. Was gründliche Beratung allerdings notwendiger macht denn je.