Hagen. . Die Fernuni bietet 2014 ein neues duales Studium für eigene Auszubildende an und möchte damit Vorreiter für andere Unternehmen werden. Zwei Kaufleute für Bürokommunikation können den Bachelor in Wirtschaftswissenschaft oder Wirtschaftsinformatik erwerben, zwei Fachinformatiker-Azubis für Systemintegration oder Anwendungsentwicklung den B. Sc. in Informatik.

Eigentlich ist es naheliegend für eine Universität, an der 80 Prozent der Studenten berufstätig sind. Und trotzdem ist es ganz neu: Im kommenden Jahr bietet die Fernuni Hagen erstmals den eigenen Auszubildenden ein gleichzeitiges Studium an. Zumindest vier von ihnen: Zwei Kaufleute für Bürokommunikation können den Bachelor in Wirtschaftswissenschaft oder Wirtschaftsinformatik erwerben, zwei Fachinformatiker-Azubis für Systemintegration oder Anwendungsentwicklung den B. Sc. in Informatik.

Vorbild für andere Unternehmen

„Wir gehen jetzt mit diesem Programm an die Öffentlichkeit, weil wir ein Beispiel für andere Unternehmen setzen wollen“, sagt Fernuni-Pressesprecherin Susanne Bossemeyer. „Wir hoffen, dass sich einige Firmen davon anregen lassen und sich fragen, ob das auch für sie interessant sein könnte.“ Wer Schwierigkeiten habe, qualifizierten Nachwuchs zu finden, könnte mit Hilfe des Dualen Studiums möglicherweise ganz besonders interessante Bewerber anlocken: „Das macht solche Programme interessant für die Wirtschaft.“

Der übliche Weg ins Duale Studium ist normalerweise ein anderer: Junge Menschen wollen zunächst in die Praxis und stellen erst später fest, dass etwas mehr und gründlichere Theorie sowie eine systematischere Sicht auf die Probleme ihnen auch nicht schaden könnten. Für die vier Fernuni-Azubis dagegen, die in einem Jahr beginnen, sich aber schon ab September 2013 bewerben können, beginnt das Studium gleich mit der Lehre. Und endet zwei Jahre nach dieser.

„Nach der dreijährigen Ausbildungszeit bieten wir den Bewerbern eine auf zwei Jahre befristete Weiterbeschäftigung an. Den Bachelor erhalten sie dann nach fünf Jahren“, erklärt Personaldezernentin Eva Engels. Neun bis zehn Semester seien bei einem Teilzeit-Studium die Regel. Die Azubi-Studenten erhalten die übliche Ausbildungsvergütung, und die Studienkosten werden übernommen. Bewerbungs-Voraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife. Und als Besonderheit gibt es einen freien Lerntag pro Woche.

Berufstätige als Kernzielgruppe

Warum die Fernuni, die derzeit 30 Auszubildende beschäftigt, ausgerechnet jetzt mit dem neuen Programm startet? „Ein Anlass ist sicherlich der doppelte Abiturjahrgang in NRW“, sagt Bossemeyer. Aber man sei in Hagen generell bemüht, die Verschränkung von Beruf und akademischer Ausbildung zu verstärken: „Berufstätige sind unsere Kernzielgruppe.“ Deshalb müsse man vorangehen. Und weil das Image des dualen Studiums sich stark verbessert habe, weil die Verbindung von Praxis und Theorie mittlerweile als ganz besonders attraktiv gelte, ist man an der Fernuni durchaus optimistisch, künftig nicht nur die eigenen Azubis als Studenten zu gewinnen.