Hagen. Arzthelferin Martina Schlotter reicht es: Weil die Krankenhaus-Fusion der katholischen Kliniken und des AKH am Widerstand des Bistums scheitert, tritt sie aus der Kirche aus. Dabei ist ihr mulmig zumute.
Zugegeben, sie sei keine eifrige Kirchgängerin gewesen, sagt Martina Schlotter (53). Aber mit dem Austritt habe sie es sich denn doch nicht leicht gemacht, schließlich sei die katholische Kirche ein bedeutender Teil ihres Lebens: „Ich bin katholische erzogen worden und habe meinen Sohn katholisch erzogen. Aber nun will, nun kann ich nicht mehr.“
Nun ist Martina Schlotter nicht mehr katholisch. Mit dieser Kirche will sie nicht mehr, wie sie sagt. Dass das Erzbistum Paderborn die Fusionsverhandlungen zwischen den drei Kliniken der katholischen Krankenhaus GmbH und dem Allgemeinen Krankenhaus zum Platzen gebracht hat, habe das Fass zum Überlaufen gebracht: „Ich hätte nicht gedacht, dass der Erzbischof so verbohrt ist.“
Emotionen kochen hoch
Harte Worte. Aber Monika Schlotter ist direkt betroffen, die gelernte Arzthelferin arbeitet in der Nuklearmedizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses. Die Mehrzahl der Kollegen sei aufgebracht über die Entscheidung aus Paderborn, die Emotionen kochten hoch, sobald über das Thema diskutiert werde. Bislang würden die katholischen Kliniken Patienten, die nuklearmedizinisch untersucht werden müssten, an das AKH überweisen. Sollte Paderborn in der medizinischen Versorgung zukünftig jedoch vollständig auf die katholische Karte setzen, dann würden solche Patienten womöglich kreuz und quer durch die Lande gefahren – bis zur nächsten Nuklearmedizinischen Abteilung in einem katholischen Haus. Komme die Hagener Fusion nicht zustande, habe das also nicht nur negative Folgen für die Hagener Krankenhäuser, sondern für die gesamte Stadt, befürchtet Schlotter.
Und was das eigentlich bedeuten solle, ein katholisch dominiertes Krankenhaus, wie es Paderborn fordere: „Unterscheidet sich die Behandlung eines katholischen eigentlich von jener eines evangelischen Patienten? Ich denke, alle Menschen sollten die gleiche medizinische Behandlung erfahren, egal welcher Konfession sie angehören.“
Geplatzte Fusion nicht einziger Grund
Der Kirchenaustritt mache ihr zu schaffen, so Martina Schlotter: „Mir ist mulmig zumute. Aber noch mulmiger wäre mir, wenn ich nichts tun würde.“ Sie überlegt, wofür sie die Kirchensteuer künftig verwenden könne. Denn ihr Entschluss habe ja nichts damit zu tun, dass sie Christin sei und Christin bleiben möchte. Die geplatzte Fusion sei zudem nicht ihr einziger Beweggrund: „Ich habe erlebt, dass eine Kindergärtnerin unter Druck gesetzt wurde und heiraten musste, sonst wäre ihr gekündigt worden.“
Der liebe Gott stehe gewiss auf ihrer Seite, davon ist Martina Schlotter überzeugt. Sie sagt, sie könne sich überhaupt nicht vorstellen, dass Gott die Entlassung der beiden Geschäftsführer der katholischen Krankenhaus GmbH gutheiße: „Im Gegenteil. Das ist doch total unchristlich.“