Hagen. Dechant Dieter Osthus kritisiert die Entscheidung des Generalvikariats in Paderborn, einer Fusion der katholischen Kliniken mit dem Allgemeinen Krankenhaus nicht zuzustimmen.

Während das Bistum Paderborn in einer ökumenischen Lösung kein Erfolgsmodell für die Zukunft der Hagener Kliniken sieht, stellt sich Dieter Osthus, Dechant und Pfarrer von St. Josef, auf einen anderen Standpunkt. Er spricht von einer „Horrorvision“, sollten die Hagener Häuser wieder miteinander in Konkurrenz treten.

Dr. Bernd Wehberg kritisiert als Vorsitzender des Beirats des Allgemeinen Krankenhauses die Entscheidung Paderborns, einer Fusion der katholischen Kliniken mit dem AKH nicht zuzustimmen. Können Sie ihn verstehen?

Dieter Osthus: Ja. Sehr gut sogar. Das ist eine Entscheidung aus Paderborn, die sich gegen die gewachsene, stabile Ökumene in Hagen richtet.

An welchen Stellen zeigt sich denn diese Ökumene in der Stadt?

Osthus: An vielen. Seit Jahrzehnten ist zum Beispiel die Telefonseelsorge ökumenisch aufgestellt. Das ökumenische Projekt „Zeitraum“ bietet Beratung für Familien in Konfliktsituationen. Daneben gibt es seit fünf Jahren das Projekt „Sozial gerechte Stadt“, in dem sich Gewerkschaftsbund, Kirchenkreis und Dekanat für die Schwachen in Hagen stark machen. Dekanat und Kirchenkreis laden im Januar wieder zu einem ökumenischen Neujahrsempfang ein. Daneben spielt sich auf Gemeindeebene unheimlich viel ab.

Was hat das mit der geplatzten Fusion zu tun?

Osthus: Die nicht zustande gekommene Fusion verhindert die Weiterführung und Vertiefung der ökumenischen Zusammenarbeit. Ich möchte es auf den Punkt bringen: Wir werden uns im Krankenhausbereich künftig – möglicherweise – als Konkurrenten verstehen müssen. Gegen eine solche Horrorvision möchte ich mit Entschiedenheit protestieren.

Aber auch Paderborn hat doch eine Zusammenarbeit angeboten. . .

Osthus: Allerdings „ein katholisch dominiertes Miteinander“, so der Gedanke von Dirk Wummel aus dem Generalvikariat. Das lässt längst vergangen geglaubte Dominanzen wieder neu entstehen, die in einer gelebten Ökumene nicht mehr zukunftsorientiert sein können. „Ökumene auf Augenhöhe“ ist die Antwort für die gemeinsame Arbeit. Auch im Bereich des Krankenhauses.

Ist die derzeitige Entwicklung in Hagen im Sinne der katholischen Kirche?

Osthus: Papst Franziskus sagt in einem Lehrschreiben, das in dieser Woche herauskam: „Die Glaubwürdigkeit der christlichen Verkündigung wäre sehr viel größer, wenn die Christen ihre Spaltung überwinden würden.“ Das ist der Kerngedanke der Ökumene. Am Beispiel eines gemeinsamen Krankenhauses würde sich die Ökumene ganz im Sinne des Papstes entfalten. Sicher bedarf es in diesem Bereich neuer Wege, die möglicherweise nicht sofort erkennbar sind.

Sie unterstützen also die bisherigen Pläne?

Osthus: Meine Solidarität gilt allen, die sich der gelebten Ökumene verpflichtet fühlen, „um des Menschen Willen“. Es lohnt sich, neues Land unter die Füße zu nehmen. Ganz im Sinne des Gedankens des einen Volkes Gottes, das sich gemeinsam auf den Weg macht.