Hagen. Das Veto aus dem Erzbistum Paderborn, das ein Miteinander von Katholischen Krankenhäusern mit dem Allgemeinen Krankenhaus auf Augenhöhe verbietet, hat auch die Belegschaften überrascht. Die Mitarbeitervertretungen wollen sich für das ökumenische Hagener Modell engagieren.

Eine Mischung aus Sorge und Wut machte sich gestern im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) sowie in den drei Betriebsstätten der Katholischen Krankenhaus Gesellschaft (KKH) breit: Auch die Mitarbeiter der Hospitäler, die zum Großteil erst am Mittwoch davon erfuhren, dass das Paderborner Erzbistum eine Verflechtung der beiden Träger ablehnt und stattdessen auf eine katholische Lösung setzt, hatten wie die Geschäftsführungen und Verwaltungsgremien gehofft, 2014 die Verschmelzung der Häuser einfädeln zu können.

Verärgerung bei rund 2700 Mitarbeitern

„Wir sind darüber entsetzt“, formulierten stellvertretend für gut 2700 Beschäftigte die Vorsitzenden der beiden Mitarbeitervertretungen, Dietmar Kolwe (KKH) und Ralf Albrandt (AKH), ihre Verärgerung: „Die Zusammenarbeit beider Häuser ist in den vergangenen Jahren bereits initiiert worden und funktioniert auf Fachabteilungsebene – beispielsweise beim Brust- und Darmzentrum oder auch in der Kardiologie – hervorragend.“ Ebenso sei die Essensversorgung aus einer gemeinsamen Großküche, die am St.-Josefs-Hospital in Altenhagen angesiedelt ist, ein Projekt gewesen, das sich inzwischen bewährt habe. Parallel werde derzeit die Zusammenarbeit der beiden Labore konkretisiert.

Fusion wäre logische Konsequenz gewesen

„Auch die Mitarbeitervertretungen haben bereits seit langem guten Kontakt zueinander“, bestätigten Albrandt und Kolwe unisono. „Von Konkurrenz war zuletzt eigentlich immer weniger zu spüren, es ging immer weiter in Richtung Partnerschaft.“ Entsprechend hätten sich auch die Belegschaften schon darauf eingestellt, künftig eine ökumenische Allianz zu bilden und damit gleichzeitig die medizinischen Stärken der Kliniken zu erhalten. „Die Fusion der beiden Häuser wäre also nur eine logische Konsequenz, der sich die Mitarbeitervertretungen nicht verschließen, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet würden.“

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Ähnlich den Führungsetagen der beiden Träger, die sich weiterhin überzeugt zeigen, dass ein Miteinander ökonomisch und mit Blick auf die medizinische Versorgung die für Hagen optimale Lösung bilde, möchten die Mitarbeitervertretungen noch einmal auf Paderborn einwirken, das Fusionsveto zu überdenken und dem „Hagener Modell“ eines gleichberechtigten Miteinanders auf Augenhöhe eine Chance zu geben. „Wir bereiten entsprechende Aktionen vor, erwarten aber zunächst von unseren Geschäftsführungen, dass sie uns in ihre Überlegungen einbeziehen und offenlegen, wie die Zukunft der Arbeitsplätze sich darstellt“, formulierte Albrandt seine Erwartungen. Und KKH-Mitarbeiter-Vertreter Kolwe ergänzte die rhetorische Frage: „Nur durch den Verzicht der Mitarbeiter auf erhebliche Gehaltsbestandteile konnte seinerzeit die Insolvenz unserer Gesellschaft abgewendet werden – wo war da die Intervention aus Paderborn?“

Zukunft des St-Marien-Hospitals ungewiss

Vordringlich scheint jetzt vor allem eine attraktive Zukunftslösung für das St.-Marien-Hospital, das angesichts eines jährliche Minus von etwa 1,5 Millionen Euro – egal unter wessen Regie – kaum eine wirtschaftlich tragfähige Perspektive mehr hat. Hier wird der künftige KKH-Mehrheitsgesellschafter, der vom Paderborner Finanzdezernenten Dirk Wummel noch nicht näher benannte wurde, ebenfalls eine fundierte Antwort liefern müssen, die auch den St.-Marien-Kirchenvorstand überzeugt.