Hagen. Nesrin Öcal macht weiter Karriere in der Hagener SPD, Bürgermeisterin Brigitte Kramps hingegen wird vom Unterbezirksvorstand regelrecht „abgewatscht“. So muss wohl die Vorschlagsliste für die Ratswahl im Mai interpretiert werden, die der Vorstand bei nur zwei Enthaltungen verabschiedet hat. Das letzte Wort hat nun die Delegiertenkonferenz, die am 15. Dezember tagt.

Nach den Vorstellungen des UB-Vorstands soll die 24-Jährige Nesrin Öcal, die kurz vor dem Abschluss ihres ersten juristischen Staatsexamens steht, auf jeden Fall im nächsten Rat sitzen. Öcal bekommt gleich in ihrem ersten Anlauf für ein Ratsmandat den sicheren Platz 2 der Liste. Das ist wichtig für sie: In ihrem eigenen Wahlkreis Boele/Hengstey dürfte sie keine Chance auf ein Direktmandat haben. Dort lag die CDU 2009 32,3 Prozentpunkte vor der SPD.

Öcal wird bei den am gleichen Tag stattfindenden Europawahlen auch für das Brüsseler Parlament kandidieren, wo sie aber kaum Chancen auf ein Mandat hat. Die Europa-Kandidatur war für den UB-Vorstand aber ebenso ein Argument wie Nesrin Öcals Position als Juso-Vorsitzende und ihre türkischen Wurzeln.

„Bürgermeisterin bleiben“

Verliererin bei den UB-Vorschlägen ist hingegen Bürgermeisterin Brigitte Kramps. Sie wurde auf Platz 8 der Liste gesetzt. Auf den ersten Blick auch keine schlechte Position, zumal Kramps im Wahlkreis Remberg beste Chancen auf ein Direktmandat hat. Doch ist es höchst ungewöhnlich, dass eine Bürgermeisterin nicht weiter vorne platziert wird.

Nesrin Öcal
Nesrin Öcal © WP

Traditionell werden die ersten vier Plätze auf der Liste vom Unterbezirk nach übergeordneten Kriterien festgelegt: So führt Mark Krippner als Fraktionschef die Liste an. Ab Platz fünf wird aber schlicht nach der Größe der SPD-Ortsvereine und den Vorgaben der Frauenquote verfahren. Kramps muss sich also trotz Amts normal einordnen.

„Das muss ich wohl so hinnehmen“, macht sie keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. „Ich werde nun nur noch intensiver kämpfen, um meinen Wahlkreis direkt zu gewinnen.“ Und sie will weiter Bürgermeisterin bleiben: „Das macht mir unheimlich viel Spaß. Ich gehe gerne auf Menschen zu und das merken die Bürger .“

Noch ein Gegenkandidat?

Jörg Meier auf Platz 3

  • Eine weitere Personalie lässt aufhorchen: Jörg Meier (Wahlkreis Emst) wurde auf Platz 3 der Reserveliste gesetzt. Noch 2009 war Meier von den Delegierten nach unten durchgereicht worden war, hatte dann aber das Direktmandat gewonnen.
  • Die Plätze 1 bis 10 der SPD-Liste im Überblick: 1. Mark Krippner, 2. Nesrin Öcal, 3. Jörg Meier, 4. Angelika Kulla, 5. Peter Arnusch, 6. Nadine Brandstätter, 7. Dietmar Thieser, 8. Brigitte Kramps, 9. Claus Rudel, 10. Anja Engelhardt

Kramps weiß, dass sie in Teilen von Partei und Fraktion nicht gut gelitten ist: „Ich bin nun mal nicht so lenkbar wie andere.“ Und so schließt sie auch nicht aus, dass es Bestrebungen geben könnte, ihre Kandidatur noch ganz zu verhindern. Ihr Ortsverein Remberg/Fleyerviertel hat sie zwar nominiert. Doch das könnte die Delegiertenkonferenz am 15. Dezember kippen, sollte sich ein Gegenkandidat finden.

Unterbezirks-Vorsitzender Timo Schisanowski sagt dazu: „Wir als Vorstand haben auf Grundlage der Ortsvereins-Nominierungen die Liste erstellt. Darüber hinaus ist die Wahlkreiskonferenz, wie allgemein bekannt ist, in ihrer Entscheidung frei.“