Hagen-Loxbaum. Bei den Kleingärtnern am Grenzweg gehen die Meinungen darüber auseinander, ob der Bau der neuen Toilettenanlage wirklich notwendig ist. Kritiker sprechen von Steuergeldverschwendung.

Seit 52 Jahren besitzt Horst Dziuba (74) nun schon seine Parzelle in der Schrebergartenanlage am Grenzweg. In dieser Zeit hat er Nachbarn kommen und gehen sehen und alle Höhen und Tiefen des Kleingartenvereins miterlebt. Einst besaß er, wie so viele Gärtner, eine selbst gebaute Sickergrube auf seinem Grundstück. Demnächst kann er, welch ein Luxus, zwischen drei Toiletten wählen. Doch dieser vermeintliche Fortschritt gefällt dem ehemaligen Berufsfeuerwehrmann ganz und gar nicht: „Das ist Verschwendung von Steuergeldern.“

Als die Sickergruben vor vier Jahren verboten wurden und zugekippt werden mussten, hätten sich fast alle Parzelleninhaber eine Campingtoilette angeschafft, berichtet Dziuba. Neben dem Vereinsheim befindet sich die zentrale Entsorgungsstelle, in die die Kleingärtner den Inhalt ihrer Fäkalientanks entleeren können. So weit, so gut.

Im Vereinsheim selbst gibt es ebenfalls ein Damen- und ein Herren-WC, die jedoch, da viele Grundstücke hunderte Meter weit weg liegen, von den Mitgliedern kaum in Anspruch genommen werden. Dennoch wird jetzt direkt neben dem Vereinsheim ein weiteres, dreiteiliges Toilettenhäuschen mit allen Schikanen gebaut: Herren-, Damen-, Behinderten-WC, Heizung, Kanalanschluss. Für Dziuba und andere Kleingärtner ein Unding: „Pure Verschwendung nenne ich sowas“, schimpft Henryk Szymanski.

Mehrheitsbeschluss oder nicht?

Die 25.000 Euro, die die Toilettenanlage kostet, stellt der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) den Grenzwegern zur Verfügung. Fachleiter Winfried Heckrodt erläutert, der Verein habe Anspruch auf das Geld, denn die Errichtung einer Zentraltoilette sei Bestandteil einer Vereinbarung, die seinerzeit bei der Schließung der Sickergruben getroffen worden sei: „Wir haben alternativ angeboten, das vorhandene WC im Vereinsheim zu sanieren. Das hat der Vorstand abgelehnt.“ Seines Wissens hätten die Mitglieder auf einer Jahreshauptversammlung für die nagelneue Toilette gestimmt.

Auch an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Niemals habe es einen solchen Mehrheitsbeschluss gegeben, behauptet Dziuba: „Das müsste ich wissen, ich gehe doch zu jeder Versammlung.“ Tadeusz Barnas, der Vorsitzende des Vereins, widerspricht: „Es wurde abgestimmt. Wir haben viele junge Gärtner, die wollen die Toilette.“ Das Vereinsheim werde hin und wieder für private Feiern vermietet, dann könnten die Innentoiletten nicht genutzt werden. Sodann belehrt er Dziuba, weil dieser den Reporter eingeladen hat. Mit der Zeitung dürfe man nur mit seiner Zustimmung sprechen.

Im Winter wird das Klo geheizt

Doch im Vorstand selbst gehen die Meinungen über den Klosettbau auseinander. Wolfgang Detambel sagt ganz offen: „Um ehrlich zu sein, habe ich zu diesem Projekt ein gestörtes Verhältnis.“ Der Verein verfüge doch bereits über genügend Entsorgungsanlagen, noch ein WC sei vollkommen überflüssig: „Aber jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen“, sagt er mit Blick auf die fleißig tätigen Handwerker.

Die Kritiker des 25.000-Euro-Klos haben auch die zukünftigen Kosten im Auge. Das stattliche Gemäuer muss winters, wenn die Kleingärtner ohnehin nur spärlich auf ihren Parzellen vertreten sind, geheizt werden, sonst frieren die Leitungen ein. Eine Toilettenanlage, die nicht gebraucht und genutzt werde, sondern nur Heizkosten verursache, laufe doch dem gesunden Menschenverstand zuwider, findet Horst Dziuba.

Was er derzeit miterlebt, zählt gewiss nicht zu den Höhepunkten seines langen Daseins als Schrebergärtner.