Hagen. Fürwahr, das ist ein betörend kunstvoller Dialog! Der Bildhauer Norbert Kricke (1922-1984) und der Maler Emil Schumacher (1912-1999) führen ihn angesichts der neuen Ausstellung im Hagener Emil Schumacher Museum. Es geht um „Positionen in Plastik und Malerei nach 1945“, wie es die beiden Kuratoren Dr. Ulrich Schumacher und Rouven Lotz formuliert, gehängt und gestellt haben.
Das visuelle Ergebnis wird zum faszinierenden Erlebnis für den Besucher. „Bögen“, „Materialität“, „Raum“ oder auch „Farbe“ sind die thematisch geordneten Blöcke überschrieben. Am Ende heißt es dann fast schon wie ein künstlerisches Vermächtnis: „Diesseits, jenseits, unendlich“.
Die Schau folgt den Entwicklungsprozessen der beiden berühmten Kreativen ebenso anschaulich wie einfühlsam - und vor allem nachvollziehbar. Vom Figürlichen zur Abstraktion, vom Bodenständigen zum förmlich frei Schwebenden. Von der komplexen Situation hin zum Filigranen. Anerkannteste Vertreter der deutschen Nachkriegsmoderne waren beide Künstler, documenta-Teilnehmer dadurch fast schon zwangsläufig. Die Bewältigung des Raumes mit neuen Mitteln, neuen Ideen, neuen Sichtweisen, das machten sie sich zur Aufgabe, an und mit der sie stetig wuchsen.
Suche nach tiefer Erkenntnis
Die Hagener Ausstellung zeigt auf den Lösungswegen viele überraschende Parallelen, zeigt die Suche nach Transparenz und innerer Erkenntnis. In der Übereinstimmung scheint es, als übersetze sich die Malerei in die Bildhauerei und umgekehrt, wie Rouven Lotz sagt.
Es ist nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form, die angesichts dieser Ausstellung absolut überzeugt. Soll heißen, die Kuratoren haben nicht nur bei der Auswahl der Exponate hervorragend entschieden, sie haben auch die Präsentation selbst zu einem sinnenreichen Erfolg geführt.
Glücksfall für die Region
Das unmittelbare Nebeneinander von Kricke und Schumacher korrespondiert auf das Angenehmste mit immer neuen Blickachsen, die sich im steten Wechsel des Besucher-Standortes jeweils ergeben. So gerät der Raum selbst zu einem eigenständigen Kunstwerk, dessen Wirkung unmittelbar greift.
In den frühen 60er Jahren wurde schon einmal im Hagener Osthaus-Museum eine Ausstellung mit Arbeiten von Norbert Kricke organisiert. Nun aber weitet sich der Blick nicht nur auf das ganze Werkspektrum des Künstlers, sondern spiegelt sich eben quasi kongenial in der Malerei Emil Schumachers.
Die Hagener Ausstellung ist abermals ein Glücksfall für die ganze Region und weitet sich auch für Kunstkenner zu einem echten Championsleague-Spiel der spannendsten Art.