Hagen. Das Sparpaket, das der Kämmerer am Donnerstag im Rat vorgestellt hat, wird wohl keinen Bereich schonen.
Das Sparpaket, das der Kämmerer im Rat vorlegte (wir berichteten am Freitag) kann und darf keinen Bereich außen vor lassen. Das betonte Christoph Gerbersmann nochmals im gestrigen Gespräch mit dieser Zeitung und spielte damit in aller Deutlichkeit auch auf den Kulturbereich an.
Der Kulturetat soll demnach bis 2018 um 2,25 Mio. Euro gekürzt werden. „Bis 2016 muss das Sparkonzept stehen, damit es 2018 zieht“, unterstreicht der Kämmerer und erinnert daran, dass Hagen im Vergleich zu anderen Städten wesentlich höhere Summen für den Kulturbereich bereit stellt.
Vergleich mit dem Theater Pforzheim
In der Ratssitzung nannte Gerbersmann das Theater Pforzheim als Beispiel für ein selbstbespieltes Musiktheater mit Orchester, Ballett, Kinder- und Jugendtheater sowie eigenem Schauspiel als städtische Spielstätte mit einem jährlichen Zuschuss, der 3,5 Mio. Euro unter dem des Zuschusses für das Hagener Haus liegt. „Und das ist keine Kämmerei-Statistik, sondern die Theater-Statistik 2011/12 des Deutschen Bühnenvereins“, so der Finanzdezernent. Pforzheim stünde auf der Ausgabenseite einfach besser da als das Hagener Theater, „es hat einen kleineren Chor, ein kleineres Orchester, weniger Techniker“.
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Natürlich könne man das Pforzheim-Modell nicht 1:1 auf Hagen übertragen, doch sich jetzt zu überlegen, wie man in Hagen eine dauerhaft finanzierbare Perspektive schaffen könne, sei unabdingbar, denn auf anderem Weg könne das Theater nicht dauerhaft bestehen bleiben.
Intendant Norbert Hilchenbach spricht in Bezug auf das Pforzheim-Beispiel von einem sich relativierenden Zahlenspiel. „Die Stadt hat weniger Einwohner (116.000), ein neueres Theatergebäude, in dem vieles auf Knopfdruck funktioniert und nicht durch teure Manpower. Außerdem werden in Baden-Württemberg Stadttheater ganz anders gefördert. Heißt, da das Bundesland einen höheren Zuschuss gibt, muss die Stadt weniger Geld zuschießen.“
"Ruhrtriennale ist eh nur fürs Feuilleton"
Hilchenbach weiter: „Wir sind froh, wenn wir in den nächsten Monaten die Rechtsformänderung des Theaters sauber und seriös über die Bühne bekommen. Dann können wir ohne Hektik konstruktive Gespräche über künftige Zuschüsse führen. Über eine moderate Eintrittspreiserhöhung kommen wir in der kommenden Spielzeit aber wohl nicht umhin.“
Gerbersmann appelliert an das Land NRW, seine Fördermodalitäten zu überdenken. So verschlinge das im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindende Festival „Ruhrtriennale“ 30 bis 40 Mio. Euro, pro Jahr also rund 15 Mio. Euro. „Wenn dieser Betrag eingespart und unter den notleidenden NRW-Theatern prozentual aufgeteilt würde – Hagen also beispielsweise 2 Mio. Euro aus diesem Landestopf bekäme – wäre das eine nachhaltige, gute Hilfe.“ Gerbersmann: „Die Ruhrtriennale ist eh nur fürs Feuilleton. Doch bodenständige Kultur, wie sie in unserem Hagener Bürgertheater gemacht wird, ist für den normalen Zuschauer doch viel greifbarer und lebensnaher.“