Hagen-Mitte. . Als neunter von ca. 200 öffentlichen Spielplätzen in Hagen hat jetzt das Areal in der Lützowstraße Menschen gefunden, die das Gelände in Ordnung halten. Als Paten fungieren Langzeitarbeitslose.
Versetzen wir uns mal in die Situation von Thomas Staby (54). Durchtrainiert sieht er aus, fährt Rad, spielt Badminton, treibt Kampfsport. Trinkt keinen Alkohol. Drei Berufe hat er erlernt: Friseur, Industriekaufmann, Altenpfleger. Thomas Staby ist unglücklich: „Ich bin zu alt.“
Zu alt für den ersten Arbeitsmarkt, meint er. Staby ist arbeitslos. Ein Langzeitarbeitsloser, einer von 7819 in Hagen. Schwer vermittelbar, obwohl arbeitswillig („Ich würden jeden Job annehmen“), anspruchslos („1200 Euro netto würden mir genügen“) und fit wie ein Turnschuh.
Patenschaft für Kinderspielplatz
Das Nichtstun schlage ihm aufs Gemüt, erzählt er. Damit ihm die Decke nicht auf den Kopf fällt, fährt er fast täglich von seiner Wohnung in Haspe zur Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in der Lützowstraße, wo Menschen wie er, die seit Jahren ohne Job sind, miteinander reden können und betreut werden.
Man möchte also nicht unbedingt in der Situation von Thomas Staby stecken, obwohl er doch fit ist wie ein Turnschuh. Die Zeit dröhnt, wenn man arbeitslos ist, und gegen dieses Dröhnen muss man etwas tun. Die Langzeitarbeitslosen von der Lützowstraße haben deshalb die Patenschaft für den Kinderspielplatz neben dem AWo-Gebäude übernommen, sie säubern das Gelände, sammeln herumliegenden Müll auf, entfernen Brennnesseln und Disteln, geben Sitzbänken und Spielgeräten einen neuen Anstrich.
Ein bewährtes Modell
Sicherlich, es ist nur eine kleine Aufgabe, für die es auch kein Geld gibt, es ist kein Job, aber es gibt den Arbeitslosen doch das Gefühl, gebraucht zu werden. So wie Silvia Kregelung-Schäfer (49), gelernte Näherin und zuletzt in einer Küche tätig: „Und in einer Küche würde ich auch gern wieder arbeiten.“ Wenn sie denn Arbeit fände...
Sogar einen Vertrag über die Pflege des Spielplatzes haben die Paten mit dem städtischen Kinder- und Jugendbüro abgeschlossen, sie sind jetzt Ansprechpartner für die Kinder und deren Eltern und melden etwaige Beschädigungen. Eine „beispielhafte Patenschaft“, nennt Gabriele Schwanke vom Kinder- und Jugendbüro das Engagement der Langzeitarbeitslosen von der Lützowstraße und dass es wünschenswert wäre, wenn sich mehr Bürger dermaßen für ihr Umfeld ins Zeug legen würden.
Das Modell hat sich bewährt. Von Paten betreute Spielplätze sind in einem guten Zustand, die Kinder bekommen Ansprechpartner zur Seite gestellt, die Paten schließen neue, bereichernde Kontakte. So wie Thomas Staby, der durchtrainierte Arbeitslose mit den drei Berufen: „Das hier ist okay, aber ich will natürlich wieder einen richtigen Job. Lieber heute als morgen.“