Hagen.

Auf einmal wurde es mitten am Tage zur Nacht: Ein schweres Unwetter hat gestern am frühen Nachmittag für einen Großeinsatz der Feuerwehr gesorgt: Starker Hagel mit Körnern so groß wie Vogeleier und heftige Regengüsse haben für erhebliche Schäden gesorgt. Autos bekamen Dellen, auch Dachfenster brachen unter der Wucht des Hagels. Nach Angaben der Feuerwehr waren vor allem Haspe, Wehringhausen und der Hagener Norden betroffen. Auf der Schwerter Straße stürzte ein Baum auf ein Auto. Und in Boelerheide wurden Gewächshäuser von Blumen Neumann beschädigt.

Die Bilanz

Gestern am frühen Abend wagte Detlef Sembach, Lagedienstführer bei der Feuerwehr, eine erste Bilanz. „Wir waren am Nachmittag zu gut 90 Einsätzen unterwegs.“ Die Berufsfeuerwehr allein konnte das nicht mehr stemmen. Per Sirenenalarm wurden auch gut 90 Ehrenamtliche der Freiwilligen Feuerwehr alarmiert. „Insgesamt waren 120 Einsatzkräfte in der Stadt unterwegs. Wir mussten auch Kollegen aus der Freizeit holen, um das Leitstellenpersonal wegen der vielen Notrufe aufzustocken.“

Rund 60 Einsätze hatten direkt mit dem Wasser zu tun. Sprich: Keller waren vollgelaufen oder die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr stemmen und die Gullys liefen über. Vom Remberg und aus Richtung Landgericht liefen die Wassermassen in Richtung Volme. Am Emilienplatz mussten Fahrspuren gesperrt werden. Die Polizei regelte den Verkehr auf Hagens größter Kreuzung.

Knapp 30 weitere Einsätze hatten mit umgestürzten Bäumen oder abgefallenen Ästen zu tun – der spektakulärste Fall war sicherlich der Baum, der auf der Schwerter Straße auf einen Mercedes gestürzt war. Zum Glück blieb der Fahrer aber unverletzt. An der Dorotheenstraße am Kuhlerkamp hatte ein umgestürzter Baum ein Haus beschädigt.

Und auch die Blitze waren gefährlich. An der Krummewiese in Rummenohl war durch einen Einschlag eine Laube in Brand geraten. Glimpflicher ging ein Blitzeinschlag am St.-Josefs-Hospital aus: Es entstand kein Schaden, die Brandmeldeanlage schlug aber an.

Probleme hatten zeitweise auch die Busse der Hagener Straßenbahn. Haltestellen in der Geweke konnten zeitweise nicht oder nur eingeschränkt angefahren werden. Auch die Stadionstraße, die zur Haltestelle Westfalenbad führt, war überflutet. Zu möglichen Hagelschäden an Bussen konnte Sprecher Dirk Thorbow noch keine Angaben machen: „Die Fahrzeuge werden jetzt nach und nach in unserer Werkstatt kontrolliert.“

Schock bei Blumen Neumann

Seit 100 Jahren ist Blumen Neumann in der Hagelversicherung. Doch das Traditionsgeschäft in Boelerheide, das in dritter Generation von Doris Neumann und ihrer Schwester Manuela Neumann-Peters betrieben wird, hat sie in all den Jahren nicht beanspruchen müssen. Jetzt ist es soweit. „Auf einmal wurde es dunkel, wir wollten noch die Dachluken an den gewächshäusern zumachen, dann ging es schon los mit den Hagelkörnern“, so Doris Neumann gegenüber unserer Zeitung. Eine Scheibe nach der anderen brach unter der Wucht der großen Körner. „Das war ein unheimlicher Krach.“

Der Schock war bei den Neumanns riesengroß, gestern am späten Nachmittag herrschte aber schon wieder Zuversicht: „Wir haben mit der Versicherung schon alles geklärt, am Wochenende kommt eine Spezialfirma, die das Glas entfernt und danach neues einsetzt“, sagt Doris Neumann. „Ich hoffe, in zwei Wochen ist alles wieder repariert.“ Die Rosen, die in dem Gewächshaus blühen, können bis zum Wochenende aber nicht geschnitten werden: „Das Betreten wäre zu gefährlich wegen der herabfallenden Splitter.“