Hagen-Holthausen. . Vor der Blätterhöhle in Holthausen wurden interessante Funde gemacht: In der Erde wurde jetzt eine Feuerstelle gefunden. Eine Feuerstelle, die auf ein gemütliches Mittagsgrillen hinweist - und zwar im Zeitraum zwischen 7500 und 7100 vor Christus.

Fangen wir mal mit einem Vorurteil an: Was macht der deutsche Mann im Sommer? Er grillt. Mit einem Pilsbier in der Hand – so ist es heute. Und ohne ein Pils, aber wohl mit frischem Wasser aus der nahen Lenne – so war es vor rund 9000 Jahren an der Blätterhöhle in Holthausen. „Das muss so etwas wie ein gemütliches Mittags­grillen gewesen sein“, sagt Dr. Jörg Orschiedt mit Blick auf eine braune Erdschicht.

Eines, das erstaunliche Spuren hinterlassen hat. „Es ist eine von vier Feuerstellen, die wir bislang entdeckt haben“, sagt der Wissenschaftler, „rund um diese Stellen haben wir besonders viele Funde, einen halben Meter weiter findet man dann fast nichts mehr.“

Feuerstelle vor der Blätterhöhle

Flache Kiesel, wie sie an der Lenne aber nicht im Bereich der Höhle vorkommen, haben die Archäologen entdeckt. Zum Teil sind sie von einer Kalkkruste bedeckt. „Die Menschen haben früher rund um das Feuer gesessen, diese Reibe­platten benutzt und damit etwas gemacht“, so Orschiedt. „Was genau – das wollen wir noch herauskriegen.“

Die Feuerstelle zeichnet sich vor der Blätterhöhle ab. An der ist Orschiedt, der Archäologe, auch in diesem Sommer wieder im Einsatz. Diesmal zusammen mit Studenten der Freien Universität Berlin, die bei dieser Lehrgrabung lernen sollen, auch auf kleine, unscheinbare Dinge zu achten. An der bundesweit einzigartigen Fundstelle, an der die Knochenreste des ältesten Westfalen einst geborgen wurden, graben sie die letzten Relikte der Mittelsteinzeit aus. „Wir sprechen da von der Zeit zwischen 7500 und 7100 vor Christus“, erklärt Orschiedt.

In vier Wochen rund 35 Zentimeter abgetragen

Es ist eine gemütliche Zeitreise. Mit kleinen Kellen tragen die Studenten in vier Wochen rund 35 Zentimeter ab. Auf einem viertel Quadratmeter. Alles wird genau erfasst – auf Millimeterpapier und mit Fotos.

Aber es ist eine Zeitreise, die mittlerweile dazu geführt hat, dass der eigentliche Eingang zur Höhle, in die man einst nur bäuchlings ­hineinkriechen konnte, so weit geöffnet ist, dass man gebückt hineinkommt. „Das Sediment aus dem Eingangsbereich ist hinaus“, sagt Orschiedt.

Wurzel blockiert Zugang

Was für einen zweiten Eingang nicht gilt. Ob der in dieselbe Höhle führt oder ein Zugang zu einem anderen Komplex ist, ist noch offen. Noch wird dieser Bereich durch eine großes Wurzel blockiert. „Wir müssen mal gucken, wie wir die wegkriegen, ohne dass wir großen Schaden anrichten“, sagt Dr. Jörg Orschiedt.

Einzelne Grabungsfunde müssen noch analysiert werden.

Parallel wird das Sediment gefiltert und nach kleinsten Spuren längst vergangenen Lebens analysiert. Ein Prozess, der dauert. „Nicht einmal all das, was wir im letzten Jahr gefunden haben, ist mittlerweile ausgewertet“, so Dr. Jörg ­Orschiedt.