Hagen. . Archäologen haben an der Blätterhöhle einen weiteren wichtigen Fund gemacht: Ein 4,6 Millimeter große Perle aus der Mittelsteinzeit dürfte eines der ältesten Schmuckstücke der Region sein.

4,6 Millimeter sind eine Winzigkeit. Und doch ist diese Winzigkeit eine kleine Sensation. Denn die Winzigkeit ist tausende von Jahren alt. Sie hat fünf Löcher, die angeordnet sind wie auf einem Würfel. Und sie hat vermutlich einst als Schmuckstück den Hals einer Frau oder eines Mannes in der Mittelsteinzeit geziert. Forscher an der Blätterhöhle in Holthausen haben die Perle aus Sandstein gefunden.

„In dieser Form ein absolutes Unikat“, sagt Dr. Jörg Orschiedt, der das von der Deutschen Forschungsgesellschaft finanzierte Grabungsprojekt leitet. „Dieses Objekt hat uns länger Kopfzerbrechen gemacht. Wir wussten nicht, was es damit auf sich hat.“

Genauere Datierung im April

Jetzt wähnen sich die Wissenschaftler weiter. Was vor allem an den Auswertungen der Funde aus der Umgebung der Perle liegt. „Die Perle hat in der Peripherie einer Feuerstelle gelegen. Sie selbst lässt sich zeitlich nicht genau datieren“, so Orschiedt, „aber alles, was wir drum herum gefunden haben, stammt wohl aus der Mittelsteinzeit.“ Das bedeutet: Die Perle ist mindestens 7600 Jahre alt (Ende des Mesolithikums), vielleicht sogar noch älter. Die genaue Datierung der Feuerstelle soll Anfang April vorliegen.

Und weil die Grabungsstelle durch Felsabbrüche von oben bedeckt war und keine Störungen wie Dachsgänge in der Nähe gefunden wurden, ist es für Orschiedt äußerst wahrscheinlich, dass auch die Perle aus der Mittelsteinzeit stammt. „So etwas Kleines kann im Laufe der Zeit horizontal zwar nach unten wandern“, sagt der Archäologe. „Aber an der Stelle, an der die Perle gelegen hat, halte ich das für sehr unwahrscheinlich.“

Erfolgreiche Methode

Und noch eine Erkenntnis hat der einmalige Fund gebracht. „Auch methodisch ist das ein Erfolg“, so Dr. Jörg Orschiedt. „Denn die Perle ist an einem Schlemmsieb hängengeblieben. Beim Graben kann man so etwas kaum entdecken.“

Ein Beleg dafür, dass die Zeitreise an der Blätterhöhle noch lange nicht beendet ist, ist ein weiterer Fund aus der Grabungskampagne des letzten Sommers: ein Kratzer mit Stichel, der in einer Dachsröhre gelegen hat. „Er ist älter als das Mesolithikum“, so Orschiedt. „Vermutlich ist er durch das Tier noch weiter nach oben gebracht worden.“ Für den Wissenschaftler ein deutlicher Hinweis, dass an der Blätterhöhle noch mit weiteren, älteren Funden als den bisher bekannten zu rechnen ist.

Im Juni wird wieder gegraben

Im Juni/Juli 2012 wird an der Blätterhöhle wieder gegraben. Auf dem Vorplatz soll es weiter in die Tiefe gehen. Der Eingang zur Höhle, die bislang nur durch eine kleine Luke zu erreichen ist, soll freigelegt werden. Zumindest für 2012 ist das Projekt finanziert. Orschiedt strebt eine Verlängerung an und hat eine Vision vor Augen: „Ich würde aus der Blätterhöhle gerne ein langfristiges Projekt machen“, so der Archäologe.

Archäologie in NRW

Bronzestatuette eines opfernden Römers aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, Bonn
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Nicht ganz so alt wie die Statue ist dieser Motorblock eines deutschen Jagdfliegers des Zweiten Weltkriegs.
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Luxus in Höxter: In einem 8,5 m tiefen und 1,8 m breiten Abortschacht entdeckten die Archäologen mehrere Zentner zerbrochener Glas- und Keramikgefäße...
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... aber auch Luxusgegenstände und Goldschmuck aus Renaissance und Barock.
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Auch er wurde nur durch Zufall in einer Baugrube gefunden: ein römischer Zwerg.
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Das ist keine Bärenmaske, sondern ein Teil einer männlichen Statuette aus gebranntem Ton, die in einer Abfallgrube deponiert war. Kopf und das Fragment eines Armes gehören zu einer ursprünglich etwa 30 Zentimeter hohen Figur - aus der Zeit zwischen 5090 und 5050 vor Christus.
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Nicht ganz so sicher waren sich die Archäologen bei diesem Fund: Am Niederrhein wurde dieser Reiterhelm ausgebuddelt...
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...Schlussexperimente ergaben jedoch, dass dieser Helm aus dem 1. Jahrhundert nach Christus nicht nur zur Schau, sondern auch für Kampfeinsätze geeignet war. Die geflochtene Verzierung schützte sogar zusätzlich.
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Luxuriös: An einem Steinsarg in einem Grab einer etwa 25jährigen Frau wurde dieser kostbare Kopfschmuck gefunden. Daneben lagen wertvolle Glasgefäße, ein Kerzenleuchter aus Glas, ein Handspiegel, ein Marmortischchen und weiterer kostbarer Schmuck.
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Ganz schön alt: Das Fossil eines Schwimmsauriers, gefunden bei nieheim-Sommersell, ist eine Sensation. Vergleichbar vollständige Funde von Meeresbewohnern aus der Zeit vor 190 Millionen Jahren (Jura) hat es in dieser Region bisher nicht gegeben.
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Allein die Rettungsgrabung dauerte sechs Wochen. Dieser Saurier konnte bis zu 13 Meter lang werden. Dieser erreichte jedoch nur vier Meter.
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Einen weiten Weg hat diese Gürtelschnalle hinter sich: Hergestellt wurde sie in einer Werkstatt des französischen Goldschmiedezentrums Limoges, wohl im frühen 13. Jahrhundert, gefunden wurde sie in Wesel.
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Gruselig sollte sie sein und so Schaden abhalten: Diese Maske, gefunden in einer Baugrube am Kölner Chlodwigplatz, hing über einem Grab, um böse Geister abzuschrecken.
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