Hagen. . Florian Ludwig, Generalmusikdirektor (GMD) des Philharmonischen Orchesters Hagen, konnte erleichtert aufatmen: Experiment gelungen. Das erste Picknick-Konzert seines Orchesters in Hagener Westfalenbad war ein großer Erfolg.
So gemütlich Picknickdecken und Campingstühle auch gewesen sein mochten – um kurz vor halb elf am Samstagabend wollte kaum einer der 1400 Besucher im Hagener Westfalenbad noch sitzen. Begeistert sprang die Masse auf, applaudierte heftig und forderte Zugaben. Florian Ludwig, Generalmusikdirektor (GMD) des Philharmonischen Orchesters Hagen, konnte erleichtert aufatmen: Experiment gelungen. Das erste Picknick-Konzert seines Orchesters war ein großer Erfolg.
Gut zwei Stunden hatten die Besucher bis dahin populäre Melodien gehört – aus Klassik, Operette, Jazz oder Filmmusik. Ein Programm, das die Besucher selbst bestimmt hatten: Im Internet konnten die Stück ausgewählt werden. Noch ungewöhnlicher als dieses Stück Basisdemokratie war aber das Ambiente. Wo sonst der Reiz beim Besuch eines philharmonischen Konzerts ist, sich einmal „fein herauszuputzen“, waren hier kurze Hosen und Sandale ausdrücklich erlaubt. Wo sonst Essen und Trinken im Konzertsaal undenkbar wären, waren kulinarische Genüsse erwünscht.
Populäres stört die Musiker nicht
Barbara und Theodor Zobel hatten diese Chance am Samstagabend nicht nur genutzt, sondern sie geradezu zelebriert. Nicht nur für sich, sondern auch für Freunde: Mit Tischdecke und Kerzenständern auf dem Camping-Tisch sowie einem Mehrgänge-Menü mit leckeren Spezialitäten. Barbara und Theodor Zobel sind als Abonnenten regelmäßige Zuhörer der Hagener Philharmoniker. Als sie von der Idee des Picknick-Konzerts hörten, waren sie sofort begeistert und sicherten sich Karten. Aber noch mehr: Sie verschenkten auch welche. So waren Gäste aus Paderborn und Recklinghausen im Westfalenbad mit dabei. Und auch die Hagenerin Astrid Knoche, die nach Konzertende musikalisch beschwingt in ihren Geburtstag reinfeiern konnte. Schon in der Pause stand Barbara Zobels Fazit fest: „Ich hoffe, dass das Konzert im nächsten Jahr wieder stattfindet.“
Die Zobel’sche Festgesellschaft war nur eine von vielen Gruppen und Grüppchen, die es sich gemütlich gemacht hatten. Altersmäßig war das Publikum bunt gemixt: Erstaunlich viele junge Leute waren gekommen, aber auch betagte Orchester-Fans wollten sich das besondere Konzert nicht entgehen lassen. Dazwischen lauschten und liefen auch Kinder. Keine Frage: Das Orchester hat an diesem Abend seine Basis verbreitert.
Doch stört es nicht die Musiker, wenn sie einen Abend lang nur populäre Stücke spielen müssen, die ihnen auch noch vom Publikum vorgeschrieben wurden? Wenn wieder einmal „An der schönen blauen Donau“ von Johannes Strauss junior oder gar der Titelsong der Harry-Potter-Filme dabei sind? Und wenn dann auch gegessen und getrunken wird? Nein, wehrt Edgar Wehrle, seit fast 30 Jahren Posaunist beim Hagener Philharmonischen Orchester, entschieden ab: „Das stört nicht. Es machte allen sehr viel Spaß, Musik zu spielen, die den Leuten gefällt.“ Auch von der Bühne aus sei es ein imposanter Anblick, auf die vielen Menschen zu schauen.
Dass die Akustik auf einem Bad-Gelände nicht mit der eines Konzertsaals mithalten kann – die 1400 Besucher haben es angesichts der außergewöhnlichen Atmosphäre gerne in Kauf genommen. Und immerhin: Das leicht ansteigende Gelände sorgte nicht nur für guten Blick auch für die hintere Reihen – einen Hauch von Amphitheater konnte es auch bieten.
Durch Luftbilder Gelände entdeckt
GMD Florin Ludwig hatte schon länger die Idee eines Picknick-Konzert umgetrieben. Doch lange fand er nicht den geeigneten Ort – bis er in unserer Zeitung auf Luftbildaufnahmen unseres Fotografen Hans Blossey das Gelände hinter dem Westfalenbad entdeckte. Dass es dann mit Hilfe von Partnern schnell zur Umsetzung kam, macht Florian Ludwig froh: „Es war ein Kraftakt sondergleichen. Aber das Konzert ist ein Beweis, dass Hagen in der Lage ist, so etwas zu stemmen. Das ist ein positives Zeichen über die Stadt hinaus.“
Am Ende sangen 1400 Besucher gemeinsam: „Der Mond ist aufgegangen.“ Auch das war imposant.
Picknick mit Kulturgenuss