Hagen/Meschede. . Die Hagener Philharmoniker coachen die Jugendsinfoniker der Musikschule HSK. Die Profis machen Proben mit dem Nachwuchs, der die Chance erhält, Praktika im Hagener Orchester zu absolvieren. Beide Seiten profitieren von der Begegnung.
Der Begriff des Reise-Dirigenten erhält im Sauerland eine neue Definition. Generalmusikdirektor Florian Ludwig jettet nicht mit dem Flugzeug zu mondänen Auftrittsorten, sondern flitzt lieber mit dem Auto durch Südwestfalen zu seinen Patenkindern. Das Philharmonische Orchester Hagen hat vor drei Jahren eine Patenschaft über das Jugendsinfonieorchester der Musikschule des HSK übernommen. Diese Verbindung galt bei ihrer Gründung als aufsehenerregendes Pionierprojekt.
Was ist daraus geworden?
„Das ist eine großartige Erfolgsgeschichte“, bilanziert Georg Scheuerlein, Leiter der Musikschule und des Kulturbüros HSK. „Unsere jungen Musiker haben durch die Begegnungen mit den Profimusikern aus Hagen viel Selbstbewusstsein im positiven Sinne gewonnen. Das erfolgreiche Abschneiden beim Landesorchesterwettbewerb NRW und dem Deutschen Orchesterwettbewerb 2012 wäre ohne diese Mut machende Unterstützung so nicht möglich gewesen.“ Mehrere namhafte Orchester beteiligen sich an der Initiative der Jeunesse Musicales. Aber diese Patenschaften funktionieren nicht - im Gegensatz zur Hagen-HSK-Kooperation.
Was passiert konkret?
Die Profis machen Proben mit dem Nachwuchs, der die Chance erhält, Praktika im Hagener Orchester zu absolvieren. Die jungen Leute haben bereits in einem Konzert unter Ludwigs Dirigat als Vorgruppe gespielt und sind ins Hagener Sinfoniekonzert gefahren. Und man hat in Meschede ein großes Nussknacker-Programm verwirklicht, bei dem Philharmoniker und Jungmusiker gemeinsam an den Pulten musizierten. Beim nächsten Philharmonischen Kindertag in Hagen am 15. Juni sind die Sauerländer mit sieben Schlagzeugern dabei.
„Die Begegnungen sind unglaublich spannend“, schildert Klarinettist Alexander Schwalb. „Die Jugendlichen sind hoch motiviert, weil sie merken, wie schnell sich gewisse Dinge verbessern lassen.“ Beim „Nussknacker“ hat Schwalb an der Bassklarinette mitten unter ihnen gesessen. Lebensnäher kann Coaching nicht sein. Außerdem ist die Patenschaft keine Einbahnstraße. „Ich als Musiker nehme ebenfalls etwas davon mit, denn dieses Anleiten bedeutet immer eine gewisse Selbstreflektion.“
Gibt es Probleme?
„Es ist nicht so, dass unsere Lehrer schlecht sind“, verneint Georg Scheuerlein die Frage nach etwaigem Konkurrenzdenken. „Aber was Hagen liefern kann, ist dieser ganz andere Blickwinkel beim Musizieren. Auch ich kann bei Florian Ludwig ungeheuer viel lernen.“
Was sagt der GMD?
GMD Florian Ludwig hat ein großes Herz für die Musikförderung und engagiert sich deshalb leidenschaftlich für sein Patenorchester - auch wenn er angesichts der Probleme, unter denen die Philharmoniker wegen der finanzielle Schieflage der Stadt Hagen leiden, längst nicht alle Ideen umsetzen kann, die er eigentlich gerne möchte. „Es ist wirklich bezeichnend für diese Paten- und Partnerschaft, dass wir sehr, sehr unterschiedliche Projekte realisiert haben, die alle ein Erfolg waren. Diese Vielfältigkeit zeichnet das Ganze aus“, freut sich Ludwig.
Allen Beteiligten sei es so wichtig, dass die Aufbauarbeit, die die Musikschule HSK leistet, Unterstützung finde, betont Ludwig. „Wir verstehen uns sehr gut, and das merkt man.“
Das Jugendsinfonieorchester spielt am heutigen Samstag um 16 Uhr im Kulturzentrum Neheim-Hüsten und am Sonntag, 17. März, 16 Uhr, in der Akademie Bad Fredeburg unter der Leitung von Georg Scheuerlein Tschaikowskys Nussknackersuite und die 8. Sinfonie von Dvorak.