Hagen. . Seit knapp zwei Jahren betreiben Indra Janorschke und Dario Weberg das private Theater an der Volme in Hagen - und das Paar zeigt sich zufrieden. “Unser Haushalt ist gesund.“ Damit das so bleibt, wird beim Programm streng auf die Vorlieben des Publikums gehört. Und das mag vor allem heitere, unterhaltende Stücke.

„Wir können uns überhaupt nicht beschweren - aber nach oben ist natürlich immer noch Luft.“ Im zweiten Jahr leitet Indra Janorschke nun das private Theater an der Volme in Hagen. Gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Dario Weberg, der der Intendant des kleinen Hauses ist, hat sie in dieser Zeit Erstaunliches auf die Beine gestellt. „Unser Haushalt ist gesund; wir schreiben quasi eine schwarze Null“, zeigt sich das Paar deutlich zufrieden.

Annähernd 28.000 Menschen haben seit Herbst 2011 die zahlreichen Vorstellungen im Volme-Theater besucht; Ausstellungen und Sonderveranstaltungen nicht einmal mitgerechnet. November, Dezember und Januar seien die besten Zeiten für ihr Theater, meint Indra Janorschke, April, Mai und Oktober bilden dagegen die Durststrecken: „Es ist richtig schade, dass es nicht immer Winter sein kann, aber zumindest freue ich mich über jeden Regentag, denn dann kommen die Gäste viel zahlreicher.“

Regionale Resonanz verbessern

Neben der offenkundigen Wetter-Abhängigkeit haben die beiden rührigen Theaterleute noch eine andere wichtige Lektion lernen müssen: „Die Leute wollen Komödien sehen, Krimis laufen auch noch ganz gut. Aber richtig ernste Produktionen lassen sich nur ganz schlecht realisieren, das können wir eigentlich vergessen, dann kommt nämlich kaum jemand.“

Geplant war das bei der Theatereröffnung ganz anders. Da standen die Zeichen voll auf Anspruch und intellektuelle Qualität. Bernd Weberg fasst den Erfahrungshorizont in eine griffige Formel: „,Gottes Gemetzel’ läuft super, aber ,Warten auf Godot’ geht gar nicht.“ Und Indra Janorschke ergänzt: „So leid es uns tut, als rein privat geführtes Haus müssen wir absolut nach dem Geschmack unseres Publikums gehen und können uns keinerlei Experimente erlauben.“

Über das Publikum haben sich die Theatermacher inzwischen im wahrsten Sinne des Wortes wissenschaftlich schlau gemacht. Die private Fachhochschule BiTS in Iserlohn hat im Rahmen ihres Studiengangs „Kultur- und Eventmanagement“ die Zuschauerresonanz des Volme-Theaters untersucht und entsprechende Markentingmaßnahmen entwickelt. Die Ergebnisse sind interessant. Die Zielgruppe des Hauses lag im ersten Jahr bei den 36- bis 70-Jährigen. Mit besonderen Programm-Angeboten ist sie inzwischen bereits um vier Jahre gesunken. Bemerkenswert aber auch der Bekanntheitsgrad der Kultureinrichtung. Im ersten Jahr kannten gerade einmal 35 Prozent der Hagener die Spielstätte, heute sind es stolze 80 Prozent. Indra Janorschke: „Woran wir aber noch unbedingt arbeiten müssen, ist die regionale Resonanz. Außerhalb Hagens kennt uns allerdings praktisch kaum jemand.“

Gezielte Werbemaßnahmen und Vernetzungen mit anderen privaten Kultureinrichtungen sollen dies in Zukunft nachhaltig ändern. Auffallend ist übrigens zudem, dass weit mehr Frauen als Männer das Theater an der Volme besuchen. „Uns ist auch mittlerweile klar, dass wir bei der Programmauswahl zwar heiter und unterhaltend sein müssen, keineswegs aber platt und prollig. Titel wie ,Ich glotz’ TV’ kommen ganz schlecht an, das mag unser Publikum überhaupt nicht“, weiß Intendant Weberg.

Suche nach Privat-Sponsoren

Obwohl manche Pläne nicht erfolgreich umgesetzt werden konnten, hat die Wirklichkeit dennoch die Erwartungen der beiden Hagener Theatermacher bei Weitem übertroffen. „Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre das ein freundlicher Privat-Sponsor, der uns einmal die Kosten für eine besondere Produktion finanziert; das wäre einfach toll“, meint Dario Weberg. Und Indra Janorschke erdet ihren Hagener Theatertraum ganz unmittelbar mit den Worten: „Wir sind angekommen, und wir fühlen uns sehr wohl an der Volme.“ Und was halten die zwei Privaten schließlich von den Sorgen des Hagener Stadtheaters? „Es wäre ganz schlimm, wenn es das nicht mehr geben würde“, sind sich Dario Weberg und Indra Janorschke völlig einig. „Obwohl das große Haus natürlich ein ganz anderes Spektrum abbildet, würde uns der Verlust dieser Kultureinrichtung auch selbst sehr schaden.“