Hagen. Die Zukunft des Hagener Theaters erscheint weiterhin offen. Bis zum Sommer muss eine Entscheidung zur Rechtsformänderung getroffen sein. Gleichzeitig soll die Stadt deutlich machen, mit welcher Summe sie das Haus künftig unterstützen wird.

Der Spardruck auf das Stadttheater wächst rasant. Die Bezirksregierung in Arnsberg fordert inzwischen ultimativ die Hagener Politik zum Handeln auf. Im Genehmigungsbescheid für den Haushaltssanierungsplan 2012 wird festgeschrieben, dass der Rat bis zum 30. Juni dieses Jahres den Rechtsformwechsel hin zu einer gemeinnützigen Gesellschaft (gGmbH) beschlossen haben muss.

Zudem soll die Stadt Wirtschaftspläne bis in das Jahr 2015 nachschieben, in denen die Kommunalaufsicht einen gleichbleibend hohen jährlichen Zuschuss für das Theater von 14 Millionen Euro wohl kaum tolerieren wird, sondern auf einer kontinuierlich degressiven Entwicklung bestehen dürfte.

Regionale Strahlkraft

Vor diesem Hintergrund plädiert Victor Dücker, kulturpolitischer Sprecher der Hagener Liberalen, dafür, gemeinsam mit der Wirtschaft, aber auch Regierungspräsidenten Gerd Bollermann einen erneuten Vorstoß zu initiieren, das Hagener Theater als Institution mit regionaler Strahlkraft zu etablieren. Dann eröffne sich auch den Nachbarkommunen unter dem Dach einer gGmbH-Konstruktion die Chance, das Haus finanziell mitzutragen, weil die Hagener Bürger allein es nicht mehr stemmen könnten.

Der Hasper FDP-Politiker blickt dabei weniger auf Kooperationsmodelle mit den Theatern in Dortmund, Bochum oder Wuppertal. Vielmehr richtet er seinen Fokus in Richtung Märkischer Kreis und Südwestfalen: „Wir müssen unsere Produktionen extern verkaufen und somit als Dienstleister auftreten“, denkt Dücker an Ballett-Inszenierungen in der Ferne ebenso wie an Swing-Abende („Fly me to the moon“) oder Comedian-Harmonists-Auftritte.

Der Kulturpolitiker ist sich dabei durchaus darüber im Klaren, dass für einen solchen Vorstoß der Regierungspräsident als Partner gewonnen werden müsse: „Beim Theater muss Herr Bollermann jetzt Farbe bekennen.“ Nur so lasse sich das Haus, das der deutsche Kulturrat in Berlin gerade erst auf die rote Liste gefährdeter Kultureinrichtungen gesetzt hat, auch in Zukunft mit einem festen Zuschuss von 14 Millionen Euro in der bestehenden Sparten-Form erhalten. Gleichzeitig müsse auch die regionale Wirtschaft zur Lokomotive eines solchen Vorstoßes werden, denkt Dücker an ein enges Miteinander von Theaterförderverein sowie Südwestfälischer Industrie- und Handelskammer.

Kulturentwicklung als Teil der Stadtplanung

„Das Theater braucht endlich eine mittelfristigere Perspektive, um aus dem drohenden Kannibalismus rund um die freiwilligen Leistungen herauszukommen“, fordert der ehemalige Bürgermeister einen perspektivischen Kulturentwicklungsplan als Teil einer übergreifenden Stadtentwicklungsplanung.

Oberbürgermeister Jörg Dehm zeigt sich derweil skeptisch, ob die Suche nach Finanzierungspartnern Aussicht auf Erfolg habe: „Wenn ich meinen Breckerfelder Kollegen Klaus Baumann darauf anspreche, wird er mich sofort auf seine reduzierten Mittel bei der Gemeindefinanzierung verweisen.“ Und die Herdecker Verwaltungschefin Katja Strauss-Köster werde Hagen künftig sicherlich die Reinigungskosten des Ruhrufers in Rechnung stellen, wenn Volme­städter dort nach Grillgelagen ihren Müll hinterließen.

Dehm setzt daher vielmehr auf die Kreativität des Theaters und die Weisheit der Hagener Politik: „Wir müssen das aus eigener Kraft schaffen, aber sicherlich in Zukunft nicht mehr auf dem Niveau der heutigen finanziellen Rahmenbedingungen.“ Wie das am Ende funktionieren könnte, will Dehm heute erstmals mit den Spitzen der Ratsfraktionen erörtern. Ziel sei es dabei, Strategien zu entwickeln, die über mehrere Spielzeiten hinweg Bestand haben.