Hagen.. Die beabsichtigte Schließung der pharmazeutisch-technischen Lehranstalt (PTA) in Hagen trifft auf massive Kritik bei Apothekern in Südwestfalen. Mit einer Unterschriftensammlung wollen sie gegen die Auflösung des seit 44 Jahren bestehenden Instituts protestieren.

Die beabsichtigte Schließung der pharmazeutisch-technischen Lehranstalt (PTA) in Hagen trifft auf massive Kritik bei den heimischen Apothekern. Ab Freitag wollen sie mit einer Unterschriftensammlung gegen die Auflösung des seit 44 Jahren bestehenden Instituts protestieren. „Die Landesregierung stiehlt sich klammheimlich aus der Verantwortung“, beklagt Dr. Klaus Fehske, Chef der Rathaus-Apotheke.

Das rot-grüne Landeskabinett hat dem Institut die bisherige Unterstützung von 4896 Euro pro Monat, was ein Viertel der Gesamtkosten ausmacht, gestrichen. Derzeit durchlaufen 72 Schüler aus Hagen, dem Ennepe-Ruhr- und dem Märkischen Kreis die zweijährige Ausbildung zum pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA), nur einer ist männlich. Voraussetzung für eine Aufnahme ist der Realschulabschluss. Die Schulungsräume befinden sich im Gebäude der Industrie- und Handelskammer (SIHK) an der Bahnhofstraße (Eingang Körnerstraße). 1400 junge Menschen absolvierten hier seit 1969 ihre berufliche Ausbildung.

Bestehende Klassen werden bis zum Examen geführt

Die bestehenden Klassen werden auf jeden Fall bis zum Abschlussexamen weitergeführt. Es werden jedoch, obwohl bereits 50 Neuanmeldungen vorliegen, keine neuen Schüler mehr aufgenommen. „Ohne Unterstützung können wir die Schule nicht länger finanzieren“, so Fehs­ke.

CDU und Piraten haben im Landtag die Rücknahme des vom Gesundheitsministerium eingefädelten Sparbeschlusses beantragt. „Es ist eine Frechheit, dass die Landesregierung fahrlässig die Ausbildung junger Frauen aufs Spiel setzt“, so der Hagener Abgeordnete Dirk Schatz (Piraten). Und auch Uli Alda (FDP) will sich in den bevorstehenden Haushaltsberatungen für den Erhalt der Hagener PTA-Schule einsetzen: „Weil die Einrichtung vor allem Mädchen aus Nichtakademiker-Haushalten eine berufliche Chance eröffnet.“ Dagegen verteidigt Wolfgang Jörg (SPD) das Vorhaben von Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne): „Ich sehe keine Chance, den Sparkurs der Regierung zu ändern. Die Apotheker müssen die Schule selbst finanzieren.“

Schüler müssen 200 Euro monatlich bezahlen

Die so Angesprochenen wiederum verweisen darauf, dass die Apothekerkammer und ein Förderverein schon jetzt den Großteil der Kosten für die Schule übernehmen. Außerdem müsse jeder Schüler 200 Euro im Monat bezahlen. Eine Erhöhung des Beitrages sei den jungen Frauen nicht zuzumuten, sagt Fehske: „Und wir Apotheker können auch nicht mehr leisten.“

In allen anderen Bundesländern findet die PTA-Ausbildung in den Berufsschulen statt. Hans-Peter Rapp-Frick, Chef der Hagener Industrie- und Handelskammer, appelliert an die Landesregierung, auch in NRW ein entsprechendes Gesetz auf den Weg zu bringen, da nicht einzusehen sei, dass die PTA-Ausbildung schlechter gestellt werden solle als andere Lehrberufe. Und ebenso wenig sei erklärbar, dass angehende Apotheker an der Universität kostenlos studieren könnten, die Assistentinnen für ihre Ausbildung jedoch tief in die Tasche greifen müssten.