Hagen. Gemeinsam mit ihrem Freund ist Cemile Giousouf nach Hagen gefahren. Das liegt jetzt einige turbulente Wochen zurück. Es war kurz nachdem sie gefragt wurde, ob sie sich denn tatsächlich vorstellen könne, in der Großstadt mit dem höchsten Migrantenanteil in NRW für die CDU um ein Bundestagsmandat zu kämpfen. „Ich wollte einen ersten Eindruck gewinnen“, sagt sie.
In diesen turbulenten Wochen hat es Kritik aus den eigenen Reihen gegeben: eine Frau, eine Nicht-Hagenerin, eine Junge und eine Muslima. Fast alle großen überregionalen Zeitungen und Magazine haben über sie berichtet. Über die Vorbehalte und über jene Frau, die als erste gläubige Muslima für die Partei, die das Wort „Christlich“ im Namen trägt, nach Berlin gehen soll.
Cemile Giousouf ist in Hagen angekommen. In der nächsten Woche nimmt sie sich in jener Stadt eine Wohnung, für die sie ins Parlament einziehen will. „Ich will den Alltag hier erleben“, sagt die Frau, die bislang in Aachen wohnt, „schon jetzt nehme ich viele Termine wahr. Die Fahrerei ist einfach zu viel. Da geht jede Menge Zeit drauf.“
Das Wir-Gefühl in der Stadt stärken
Die Vorstellungsrunden in den Ortsunionen und den Verbänden im Ennepe-Ruhr-Kreis liegen hinter ihr. Nachdem sie auf Platz 25 der NRW-Landesliste der CDU aufgestellt wurde, schaltet die Kandidatin Cemile Giousouf langsam in den Wahlkampfmodus um. „Ab Mai stehen Hausbesuche an“, sagt Cemile Giousouf. „Ich will die Stadt näher kennenlernen über die Menschen, die hier wohnen. Das funktioniert am besten in ganz persönlichen Gesprächen.“
Eine Stadt, die sie bislang durch ihre Außensicht wahrgenommen hat. Und die ist manchmal anders, als das, was die Hagener über ihre Heimat denken. „Ich würde gerne einen Beitrag dazu leisten, das Wir-Gefühl in dieser Stadt zu stärken“, sagt Cemile Giousouf. „Da lassen wir uns für den Wahlkampf etwas einfallen.“
Platzhirsch als Konkurrent
Für einen Wahlkampf, in dem sich Cemile Giousouf vor allen Dingen mit dem SPD-Platzhirsch René Röspel auseinandersetzen muss, der seit 1998 im Berliner Parlament durchaus anerkannte Arbeit leistet und insbesondere in Fragen der Ethik einen hervorragenden Ruf erworben hat. 43 Prozent der Erststimmen holte Röspel 2009.
Cemile Giousouf von der CDU
Aber auch wenn der nicht ganz unwahrscheinliche Fall eintritt, dass Röspel den Wahlkreis erneut direkt holt, hat Hagen zum ersten Mal seit langem die Perspektive, zwei Abgeordnete nach Berlin zu schicken. „Nach aktuellen Prognosen zieht die Landesliste der CDU bis Platz 30 oder 31“, sagt Cemile Giousouf. Was bedeutet: Sie wäre dabei.
Beste Platzierung
Denn: „Mit Platz 25 haben wir für den CDU-Kreisverband die mit Abstand beste Platzierung, die wir je hatten“, so der Vorsitzende Christoph Purps, der sich auch gegen innerparteilichen Widerstand für Cemile Giousouf ausgesprochen hat. „Sie ist für die CDU Hagen eine große Chance. Und mehr als drei Viertel der Partei sind mittlerweile der Auffassung, dass wir den richtigen Weg gegangen sind.“