Hagen. . Die 34-jährige Muslimin Cemile Giousouf ist auf dem Weg zur ersten muslimischen Bundestagsabgeordneten der CDU. Die gebürtige Leverkusenerin mit türkischen Wurzeln hat Politikwissenschaften studiert und lebt in Aachen. Sie will ihrer Partei nun eine Brücke zu den Zuwanderern bauen.

Ihre Lieblingssendung ist „Borgen - Gefährliche Seilschaften“ auf Arte. Eine Serie, die hinter die Kulissen parlamentarischer Macht in Dänemark blickt. Parallelen mit ihrer Nominierung auf den sicheren Platz 25 der CDU-Landesliste für die Bundestagswahl im Herbst wären rein zufällig: Cemile Giousouf kandidiert für den Wahlkreis 138, Hagen und südlicher Ennepe-Ruhr-Kreis, und wäre die erste muslimische Abgeordnete der CDU im Bundestag.

Die Kritik unter den Christdemokraten an der Volme über die Frau von außen ist verstummt. Bei ihren Auftritten hat sich die 34-Jährige Sympathien erworben. Und mit der Aussicht, endlich eine Bundestagsabgeordnete in den eigenen Reihen zu haben, ist dem Druck der Parteispitze um Armin Laschet nachgegeben worden.

Giousouf sieht Bundestagskandidatur als "Brücke zu Zuwanderern"

„Einerseits“, sagt die 34-jährige Deutsch-Türkin, „war die Nominierung angesichts einer Zuwanderungsquote von 35,3 Prozent in Hagen eine wohlbedachte Überlegung, andererseits ist in der Partei bereits länger die Notwendigkeit erkannt worden, eine Brücke zu den Zuwanderern zu bauen. Bislang scheint dies allein der SPD und den Grünen vorbehalten gewesen zu sein.“

Cemile Giousouf von der CDU

Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste.
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste. © dpa
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste.
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste. © dpa
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste.
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste. © dpa
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste.
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste. © dpa
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als  Kandidatin ausgesucht.
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als Kandidatin ausgesucht. © WP Michael Kleinrensing
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als  Kandidatin ausgesucht.
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als Kandidatin ausgesucht. © WP Michael Kleinrensing
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als  Kandidatin ausgesucht.
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als Kandidatin ausgesucht. © WP Michael Kleinrensing
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als  Kandidatin ausgesucht.
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als Kandidatin ausgesucht. © WP Michael Kleinrensing
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als  Kandidatin ausgesucht.
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als Kandidatin ausgesucht. © WP Michael Kleinrensing
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als  Kandidatin ausgesucht.
Anfang März hatte die Kreisvertreterversammlung der CDU Hagen Cemile Giousouf bereits als Kandidatin ausgesucht. © WP Michael Kleinrensing
In diesem Bewerberfeld setzte sie sich in Hagen durch (von links): Oliver Flüshöh, Cemile Giousouf, Werner Reinhardt und Matthias Kampschulte.
In diesem Bewerberfeld setzte sie sich in Hagen durch (von links): Oliver Flüshöh, Cemile Giousouf, Werner Reinhardt und Matthias Kampschulte. © WAZ FotoPool
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste.
Cemile Giousouf soll als erste Muslimin in den Bundestag. Das entschied die NRW-CDU bei der Aufstellung ihrer Landesliste. © WAZ FotoPool
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Sie will das ändern. Ihre Geschichte muss niemand erfinden, sie ist gelebte Integration. Anfang der 1970er Jahre kommen ihre Eltern, sie gehören einer türkischen Minderheit im griechischen Westthrakien an, als Gastarbeiter nach Leverkusen.

Beide arbeiten in der Produktion eines Unternehmens, das Bremsbeläge herstellt. Cemile Giousouf kommt in Leverkusen auf die Welt und hat einen elf Jahre älteren Bruder, Ismail. Ihre Eltern suchen die Talente ihrer Tochter und fördern sie. „Ich habe Klavier gelernt und war viele Jahre im Ballett.“ Sie macht am Lise-Meitner-Gymnasium Abitur, studiert in Bonn Politikwissenschaften. Nach dem Studium absolviert sie 2008 ein achtwöchiges Praktikum im Intergrationsministerium in Düsseldorf. Minister ist Armin Laschet. Im gleichen Jahr wird sie Mitglied der CDU.

CDU-Politikerin arbeitet in NRW-Integrationsministerium

Die junge Frau muss Laschet damals aufgefallen sein. Sie hat einen eigenen Kopf, ist redegewandt und verfügt über eine gewinnende Art. Natürlich, bodenständig und ehrlich: „Meine Kandidatur ist für mich aufregend genug. Mein Verlobter René freut sich für mich mit. Er ist stolz wie Oskar.“ Er ist 40 Jahre alt, Teamleiter bei einer Software-Firma. Das Paar lebt in­­ Aachen und will bald heiraten.
Gibt es einen Termin? „Nein. Noch nicht. Im Moment fehlt einfach die Zeit.“ Kinder? „Ja, aber später.“

Nach befristeten Arbeitsverträgen in Düsseldorf hat Cemile Giousouf nunmehr eine feste Stelle im Integrationsministerium, im Referat „Gesellschaftliche Teilhabe Zugewanderter“. Nicht nur theoretisch, sondern leibhaftig und lebensnah ist die kleine Frau, sie misst 1,56 Meter, mit diesem Thema groß geworden.

Seit ihrer Kandidatur, Zeitungen sprechen von der „muslimischen Wunderwaffe“, ein Begriff, den sie etwas übertrieben findet, nehmen die Tage kein Ende mehr. Interviewanfragen häufen sich.

Mit ihrem künftigen Lebensmittelpunkt hat sie sich angefreundet: „Ich ziehe auf jeden Fall nach Hagen. Das steht für mich außer Frage. Ich will die CDU sichtbarer machen.“ Bereits beim erste Besuch habe sie ein gutes Gefühl gehabt. Dass die Stadt an der Volme unter einem schlechten Image leidet, kann Cemile Giousouf nicht verstehen. „Hier gibt es viel Potenzial und viele engagierte Menschen. Ich glaube, man kann etwas bewegen. Ich freue mich.“