Hagen. . Als der BVB das Revierderby knapp gegen Schalke 04 vor wenigen Wochen verlor, war Erdal Keser sauer. Mächtig sauer. Schließlich spielte der Hagener doch selbst vor vielen Jahren bei den Schwarz-Gelben. Seine Rache kam, als einige Tage nach dem Derby Galatasaray Istanbul die Schalker im Champions-League Achtelfinale aus dem Rennen kickte. Denn für die Türken stand Keser in seiner aktiven Zeit ebenfalls auf dem Platz. Noch heute dreht sich seine Welt rund um den Fußball.

„Ich kann doch nichts anderes als Fußball. Das Leder bestimmt schon seit Jahrzehnten mein Leben.“ Erdal Keser lebt in Halden mit seiner Familie. Wenn er zwischendurch einmal zu Hause ist, nutzt er die Zeit mit ihnen. Sie sind es gewohnt, dass das Familienoberhaupt viel unterwegs ist. In früher Jugend spielte er beim SSV Hagen, später dann vier Jahre bei den schwarz-gelben Borussen. Nach einem kurzen Intermezzo in Istanbul landete Erdal Keser 1986 wieder bei den Borussen. Seine aktive Karriere beendete er 1994. Aber die Fußballschuhe danach endgültig eintauschen? Für Erdal Keser war das überhaupt keine Option.

Anstatt selbst auf dem Platz zu stehen, setzte er sein gutes Auge ein und suchte europaweit nach neuen Talenten für den türkischen Fußballverband. Schweden, Dänemark, die Benelux-Länder, Schweiz, Österreich, Frankreich und natürlich Deutschland - in diesen Ländern reiste Keser von Fußballplatz zu Fußballplatz und schaute sich junge Spieler an.

Wenn ihm einer zusagte, lud er ihn ein für einen Sichtungslehrgang. „Natürlich hatte ich Hilfe. Insgesamt waren aus meinem eigenen Scouting-Büro 25 Talentsucher in ganz Europa unterwegs“, erzählt der 52-Jährige. Dieses Büro hatte er 1999 gegründet, um für die türkische Nationalelf neue Talente zu sichten.

Zwischenzeitlich kehrte der ehemalige Fußballer an den Rand des Spielfeldes zurück, als Co-Trainer von Galatasaray Istanbul. Zwei Jahre lang trainierte er den Verein und half dem belgischen Trainer Eric Gerets bei fußballerischen, aber auch bei Sprachproblemen. Gerets spricht nämlich kein Türkisch, Keser diente deshalb auch als Dolmetscher zwischen ihm und den Spielern. Nebenbei stand er auch der Nationalelf der Türkei mit helfender Hand zur Seite.

Seit Oktober 2012 hat Erdal Keser zwei weitere Projekte ins Auge gefasst. Zum einen engagiert er sich als Schirmherr des Vereins „RettSyndrom“. Mit zahlreichen Veranstaltungen möchte Erdal Keser gemeinsam mit seinen Kollegen auf die Krankheit aufmerksam machen. Zudem soll so den Betroffenen geholfen werden.

Das andere Projekt möchte er noch nicht benennen. Nur so viel: Natürlich wird es sich um das runde Leder drehen. Und vermutlich auch um die Talentsuche. Erdal Keser meint grinsend: „Ich verrate erst Genaues, wenn alles in trockenen Tüchern ist. So lange müssen sich die Neugierigen gedulden.“