Hagen. . Die Bevölkerung in Hagen geht kontinuierlich zurück. Parallel nimmt jedoch die Zahl der Migranten immer weiter zu. Ein Trend, an dem sich so bald nichts ändern dürfte, denn schon 55 Prozent der Neugeborenen haben ebenfalls ihre Wurzeln im Ausland.

Feierstunde im Hagener Rathaussaal: 95 Frauen und Männer, viele aus fernen Ländern rund um den Globus, bekennen sich zur deutschen Verfassung. Als Lohn erhalten sie aus den Händen des Oberbürgermeisters ihre Einbürgerungsurkunden sowie eine Ausgabe des Grundgesetzes. Sie werden zu so genannten deutschen Staatsbürgern, zählen aber statistisch betrachtet zu den Personen mit Migrationshintergrund. Ihre Zahl, so stellen die städtischen Statistiker fest, nimmt seit Jahren kontinuierlich zu.

Von den 189.931 Hagener Einwohnern, die im Jahr 2012 gezählt wurden, hatten 69.649 einen Migrationshintergrund, so hat das Team um Uwe Schubert, Leiter des Ressorts Statistik, Stadtforschung und Wahlen, herausgefunden. Mit 36,7 Prozent lag ihr Anteil deutlich über der Drittel-Schwelle und damit so hoch wie noch nie seit diese Fakten erhoben werden.

Zahlen zeigen die Herkunftsrealität

2007 wurden innerhalb der Hagener Stadtgrenzen noch 197.000 Menschen vom Säugling bis zum Greis gezählt, davon etwa 65.000 Hagener mit Migrationshintergrund. Während die Gesamtbevölkerungszahl in Hagen also stetig sinkt und offenbar unaufhaltsam der 160.000-er-Marke zustrebt, nimmt der Anteil jener Personen, die ausländische Wurzeln mitbringen, kontinuierlich zu.

Ein Phänomen, das in seiner sozial- und gesellschaftspolitischen Brisanz bis vor fünf Jahren statistisch gar nicht so registriert wurde. Bis dahin unterschieden die Zahlenforscher lediglich zwischen Deutschen und Ausländern (in Hagen 86,2 : 13,8 Prozent).

Doch seit dem Jahr 2008 wird genauer hingeschaut: Seitdem blicken die Datenerheber mit Einführung der Software „MigraPro“ nicht nur auf den Pass, sondern es werden auch die Kriterien zweite Staatsangehörigkeit, Zuzugsherkunft, Lage des Geburtsortes und familiärer Hintergrund als Kriterien für einen Migrationshintergrund herangezogen. Ein Spektrum, das die Herkunftsrealität angemessener abbildet.

Erhebliche Unterschiede in einzelnen Wohnbezirken 

Dabei lassen sich in den einzelnen Wohnbezirken durchaus erhebliche Unterschiede ausmachen: Während in Eckesey, in der Innenstadt sowie im Hasper Zentrum der Migrantenanteil schon deutlich über der 50-Prozent-Marke liegt, ist dieser Personenanteil im Volmetal, Holthausen oder auch auf den Höhen von Berchum und Garenfeld sowie im Raum Halden/Herbeck deutlich unterrepräsentiert. Das hat natürlich auch soziale Auswirkungen in den jeweiligen Stadtteilen.

Die im Hagener Rathaus zusammenlaufenden Daten zeigen, dass ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund oft mit einen hohen Anteil an Single-Haushalten (fast 50 Prozent), einer überdurchschnittlichen Arbeitslosigkeit, einem auffallenden Anteil an Sozialhilfeempfängern sowie einer unterdurchschnittlichen Kaufkraft einher geht.

Trend setzt sich fort

Die Erhöhung des Migrantenanteils in Hagen wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. So hat eine Erhebung in den NRW-Kindertagesbetreuungseinrichtungen ergeben, dass exakt die Hälfte der Unter-Sechsjährigen einen Migrationshintergrund hat (Stichtag: 1. März 2012). In 33,4 Prozent der Elternhäuser mit Kindern im Vorschulalter, so haben die Landesstatistiker zudem ermittelt, wird vorzugsweise nicht deutsch gesprochen. Zahlen von Familien, die ihre Kinder gar nicht erst in eine Betreuungseinrichtung schicken, liegen nicht vor.

Ein Trend, der sich fortsetzen dürfte: Von den 1342 Mädchen und Jungen unter einem Jahr, die in den vergangenen zwölf Monaten in Hagen das Licht der Welt erblickten, haben 738 – also 55 Prozent – bereits einen Migrationshintergrund. 2011 lag der Anteil sogar schon einmal bei 58,9 Prozent.