Iserlohn. . Nachhaltigkeit ist nicht nur bei der Energieversorgung ein wichtiges Stichwort - auch die Autoindustrie ist beeinflusst vom ökologischen Wandel. Eine Fachtagung des Deutschen Gewerkschaftsbundes bei der Kirchhoff-Gruppe in Iserlohn zeigte, welche Herausforderungen die ökologische Wende für die Autozulieferer birgt.
Wie verändert der ökologische Wandel die Arbeit in der Autoindustrie und inwieweit sind die in Südwestfalen zahlreich vertretenen Autozulieferer davon betroffen? Der Autoforscher Prof. Volker Grienitz von der Universität stellte dieser Frage die lapidare Feststellung entgegen: „Wir haben heute nicht nur hohe technische, sondern auch noch ökologische Anforderungen beim Autobau. Aber irgend jemand muss das bezahlen“, sagte Grienitz bei der Fachtagung „Veränderungsprozesse in der Autoproduktion, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bei der Kirchhoff-Gruppe in Iserlohn veranstaltete.
Grienitz sagte als Konsequenz des Trends zu höheren ökologischen Standards und mehr Nachhaltigkeit auch im Autobau eine „vermehrte Substitution klassischer Materialien durch biologisch verträgliche“ voraus. Ziel sei eine erhöhte Recyclingfähigkeit. Ironischerweise erfordert die Nachhaltigkeit in Sachen Umwelt verstärkten Schutz für Menschen, die mit den neuen Materialien umgehen. Gesundheitliche Gefahren bestehen nach Grienitz’ Ansicht vor allem beim Umgang mit Faser-Werkstoffen und Nano-Material. Zum Beispiel bestehe die Felge für den Smart aus faserverstärkten Kunststoffen. Das Problem sei nur, identische Produkte herzustellen, aber: „Da steckt man noch in den Anfängen.“
Vorbilder in der Natur
Vorbilder für künftige Produktionsweisen in der Autozulieferindustrie werden sich die Unternehmen in der Natur suchen, so der Forscher. Da gebe es viel zu adaptieren und zu transformieren. Grienitz: „Die Bionik ist im Maschinenbau angekommen - über Gesten gesteuerte Roboter agieren mit Menschen, als ob man sich mit ihnen unterhält.“ Im übrigen verwies Prof. Grienitz auf eine Studie der Universität Siegen aus dem Jahr 2008, in der Zukunftsszenarien entworfen wurden, wie sich die Autozulieferer-Region Südwestfalen künftig noch besser aufstellen könne. Schon damals sei die Kompetenzverschiebung von den Herstellern zu den Zulieferern vorhergesagt worden.
Hintergrund der Veranstaltung war eine Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Nordrhein-Westfalen, der unterschiedliche Branchen im Land besucht, um das Thema ökologische Wende und Nachhaltigkeit in Verbindung mit guter Beschäftigung nach vorn zu bringen. Die Kirchhoff-Gruppe zeigt nach Ansicht von Andreas Meyer-Lauber, dem DGB-Vorsitzenden in NRW, , dass Innovation und gute Beschäftigung Hand in Hand gehen können und wie man das Problem des Umbaus des Industriestandorts NRW in den Griff bekommt. Ein Interview mit Meyer-Lauber lesen Sie in der morgigen Ausgabe.