Hagen. Das Theater Hagen kann die neue Spielzeit nicht planen, weil der städtische Haushalt noch nicht genehmigt ist. „Zur Zeit sind wir handlungsunfähig“, bilanziert Intendant Norbert Hilchenbach - eine Situation, die in der deutschen Theatergeschichte wohl einmalig ist.

Das Theater Hagen gerät immer tiefer in den Teufelskreis der Haushaltskrise der Stadt. Die Spielzeit 2013/2014 kann nicht geplant werden. Das wirkt sich sofort aus. Andererseits wird die vorgesehene Änderung der Rechtsform einmal mehr verschoben. Damit stellt sich die Frage, wie das damit verbundene Einsparziel ab August 2014 erreicht werden soll. Drittens lenkt die Diskussion davon ab, dass die Bühne höchst erfolgreich spielt.

Weil der städtische Haushalt 2013 von der Kommunalaufsicht nicht genehmigt ist, darf das Theater derzeit keine Verträge abschließen. Damit können Gastregisseure, Solisten und Dirigenten für 2013/2014 ebenso wenig verpflichtet werden, wie man sich um die Rechte der aufzuführenden Stücke kümmern kann. Auch kann das Orchester nicht für Gastspiele vermarktet werden, was Einnahmeverluste bedeutet.

"Mann kann eine Spielzeit nicht in Häppchen planen"

Ein Opernhaus arbeitet mit langem Vorlauf. Eigentlich sollten die Planungen für die neue Spielzeit längst abgeschlossen sein. „Das Schwierige ist, und das ist den handelnden Personen nicht begreiflich zu machen, dass am Theater alles ineinander zahnt“, erklärt GMD Florian Ludwig. Intendant Norbert Hilchenbach ergänzt: „Man kann eine Spielzeit nicht in Häppchen planen und schauen, was dann passiert. Dafür hängen die Dinge zu sehr zusammen.“ Aktuell hat das Haus eine Aufstellung der Verträge, die dringend abgeschlossen werden müssen, zur Genehmigung nach Arnsberg geschickt. „Zur Zeit sind wir handlungsunfähig“, bilanziert Hilchenbach, „und mussten daher der Stadt mitteilen, dass wir die Verantwortung für die kommende Spielzeit nicht übernehmen können.“

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Während die neue Spielzeit zu den Sorgen der Gegenwart zählt, gehört die erneut verschobene Rechtsformänderung zu den neu aufgetauchten Sorgen der Zukunft. Die Bühne muss ab 2014 zusätzliche 850.000 Euro einsparen. 350.000 Euro will das Haus aus eigener Kraft erbringen. 500.000 Euro lassen sich laut Gutachten durch die Umwandlung einsparen. „Je länger die Vorbereitungen dauern, desto gefährdeter wird das Datum 2014“, kommentiert Hilchenbach. „Wenn ich eine Spielzeit plane, muss ich eine verlässliche Ausgangsposition haben. Ich muss wissen, was mein Budget ist und was mein Personal ist. Diese verlässlichen Daten sind im Moment nicht da.“ GMD Florian Ludwig bringt die Lage auf den Punkt: „Diese Situation ist in der deutschen Theatergeschichte einmalig.“

Die Opern-Ehe zwischen Düsseldorf und Duisburg wird übrigens doch bis 2017 fortgesetzt, haben beide Städte gestern mitgeteilt. Auch im scheidungswilligen Duisburg hat man inzwischen wohl erkannt, dass die Oper für die Stadt eine echte Zugkraft bedeutet und nicht nur einen Kostenfaktor.