Hagen. . Der Wildschütz kehrt zurück ans Hagener Theater: Am Freitag feiert die Oper von Albert Lortzing Premiere. „Das ist ein herrliches Stück, außerdem ist Lortzing einer meiner Lieblingskomponisten“, freut sich Generalmusikdirektor Ludwig.

20 Jahre ist es her, seitdem am Hagener Theater letztmals „Der Wildschütz“ seine Stimme erklingen ließ. Jetzt kommt die furiose Oper von Albert Lortzing (1801 bis 1851) in einer Inszenierung von Annette Wolf und unter der musikalischen Leitung von Florian Ludwig erneut auf die Bühne. „Das ist ein herrliches Stück, außerdem ist Lortzing einer meiner Lieblingskomponisten“, freut sich Generalmusikdirektor Ludwig ungemein auf die Premiere, die wegen der Grippewelle am vergangenen Samstag ausfallen musste und nun am Freitag, 8. März, um 19.30 Uhr nachgeholt wird.

Tatsächlich gilt der berühmte Tondichter Albert Lortzing als Hauptvertreter der Spiel- bzw. komischen Oper in Deutschland. Wie Richard Wagner (1813 bis 1883), der ihm manche Anregung verdankte, schrieb Lortzing die Texte seiner Opern selbst. Am liebsten griff er zu Verwechslungskomödien, die vom Sujet her durchaus im Stile eines Schwanks mit bestechender Situationskomik und Pointenreichtum daherkommen, durch die mitreißende Musik jedoch zu Meisterwerken erhoben werden. „Es sind Paraderollen für jeden Sänger dabei und Arien, die einfach nicht totzukriegen sind“, so Ludwig.

Gesellschaftskritik

Zu dieser Kategorie gehört zweifellos der Wildschütz, die Geschichte um den Lehrer Baculus, der sich beim Wildern im Gebiet des Grafen von Eberbach hat erwischen lassen und daraufhin seine Stellung verliert. Die auf den ersten Blick harmlose Komödie mit possenhaften Missverständnissen offenbart durchaus Gesellschaftskritik. Doppelmoral, Käuflichkeit und Standesdünkel werden hier verhandelt. „Jeder macht es mit jedem, der Graf und seine Jäger gehen auf Jagd, auf Damenjagd“, hebt Dramaturg Thilo Borowczak den frivolen Charakter des Stückes hervor. Für das anzügliche Libretto musste Lortzing seinerzeit viel Kritik einstecken.

Wie gesagt, hinter der Burleske verbirgt sich ein satirischer Hieb auf den Standesdünkel des dekadent gezeichneten Adels und menschliche Schwächen im Allgemeinen. Das sei wohl auch, so Ludwig, der Grund dafür, dass der Wildschütz in der DDR überaus beliebt war: „Weil man mit diesem Stück Dinge ausdrücken konnte, die man sonst nicht sagen durfte.“

Wirbelnde Szenen

Dem Hagener Publikum dürfte das pralle Stück mit der herrlichen Musik gefallen. Wie zuletzt beim „Barbier von Sevilla“ hat Ausstatterin Lena Brexendorff ein buntes, poppiges Bühnenbild entworfen, dessen Türen und Treppen wirbelnde Szenen ermöglichen. Und neben der spritzigen Musik sorgt schließlich die turbulente Handlung für gute Laune beim Verlassen des Theaters, denn am Ende löst sich das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel in Wohlgefallen auf.

Anders als Wagner ließ Lortzing seine Figuren leben, vor allem überleben, vielleicht, wie Ludwig sinniert, weil er sich selbst nicht so wichtig nahm. Das könnte auch erklären, warum er sich häufig die Tantiemen für seine Werke durch die Lappen gehen ließ. Schließlich starb der elffache Vater, entkräftet und hoch verschuldet, in Berlin.