Hagen. . Der Tenor René Kollo hat im Theater Hagen das Publikum auf eine klangvolle Nostalgie-Reise an die Spree geschickt. Am Donnerstagabend trat er mit seinem Programm “Mein Berlin. Eine Hommage an Walter und Willi Kollo“ auf. Es sind Großvater und Vater des Sängers, denen hier ein klangvolles Denkmal gesungen wurde.

Es ist ein Abend des seligen Schwelgens in Erinnerungen. An mitreißende Melodien, warmherzige Libretti und fröhliche Gassenhauer. Es ist aber zugleich auch ein Abend, der vor Augen führt, dass die Zeit nun einmal nicht still steht. Weder für die Kunst, noch für ihre Interpreten.

Und in der Person René Kollos verdichtet sich dies alles, und es trägt den Titel „Mein Berlin! Eine Hommage an Walter und Willi Kollo“. Gut 700 Zuschauer mögen es sein, die ins Hagener Theater gekommen sind, um den 75-jährigen Star-Tenor noch einmal zu hören, noch einmal zu erleben.

Sänger überspielt Schwächen mit Charme

Sie bekommen nicht nur ein prall-schönes Operetten-Programm geboten, sondern feiern auch einen Sänger, der so manche Unsicherheit mit unerschütterlichem Charme wieder ausbügelt. Da nimmt man es mit einem Schmunzeln in den Rängen zur Kenntnis, dass René Kollo gleich nach seinem Eröffnungslied „Immer an der Wand lang“ nicht nur den weiteren Ablauf-Faden verliert, sondern auch auf einem Spickzettel nachschauen muss, wie die ihn begleitenden Sopranistinnen denn nun eigentlich heißen. Zudem wendet sich Kollo während des gut zweistündigen Konzerts wiederholt auch an GMD Florian Ludwig, um von ihm kurze Stichworte abholen zu können.

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Doch auf und vor der Bühne tut das der guten Laune keinen Abbruch. Eher im Gegenteil: „Das hier ist eben live und nicht im Fernsehen“, kokettiert Kollo und erzählt zwischen den Liednummern heitere und berührende Anekdoten über seinen Großvater Walter und seinen Vater Willi. Mehr als ein Dutzend Operetten haben die beiden gemeinsam komponiert und geschrieben, Evergreens verfasst, Ohrwürmer, die bis heute einen zeitlos schönen Klang haben.

Zwei großartige Frauenstimmen an der Seite von René Kollo

Das Hagener Orchester lässt sich tief in diese Operetten-Seligkeit fallen, die zudem mit Winnie Böwe und Stefanie Smits zwei großartige Frauenstimmen an René Kollos Seite haben. Florian Ludwig muss dabei mit seinem Dirigat ausgesprochen flexibel reagieren, denn immer wieder fällt René Kollo doch noch etwas ein, was schnell erzählt werden muss, bevor schon wieder die nächste Melodie erklingt.

Melancholisch anrührend wird es auch an diesem Abend. Wenn der Tenor etwa das Zille-Lied „Das war sein Milljöh“ anstimmt oder förmlich gedankenverloren der „Großmama“ nachhängt. Flott und heiter dagegen „Das war in Schöneberg“, Untern Linden, untern Linden“ oder auch „Es jeht doch nischt über Berlin“.

René Kollo ist jedenfalls in seinem Element. Die Stimme hat noch immer große Strahlkraft, aber vielleicht nicht mehr das Volumen früherer Jahre - wenn wundert’s auch? Das Publikum weiß offenkundig um die Besonderheit dieser Stunden, und es genießt jeder Minute des außergewöhnlichen Drei-Generationen-Programms. „Vielleicht sehen wir uns ja eines Tages wieder“, verabschiedet sich René Kollo schließlich mit seinen attraktiven Sopranistinnen im Arm. Und in den herzlichen Applaus mischt sich eine gute Portion Wehmut.