Hagen. Ein Interview mit Patricia Munzlinger, Sprecherin des Naturschutzbundes in Hagen, über die Wanderung der Erdkröten.
Patricia Munzlinger ist Sprecherin des Naturschutzbundes (Nabu) in Hagen.
Der Winter scheint vorbei zu sein. Beginnen jetzt die Kröten zu wandern?
Patricia Munzlinger: Ja, sobald die erste milde Witterung einsetzt, beginnen die Amphibien mit ihrer Wanderung zum Laichplatz. Den Winter haben sie in frostsicheren Verstecken zugebracht. Regnerisches Wetter, Bodentemperaturen von über fünf Grad Celsius und einsetzende Dämmerung lösen das Wanderverhalten aus. Meist sind die Tiere zwischen 19 und 23 Uhr unterwegs.
Und das ist gefährlich...
Munzlinger: Selbstverständlich, weil sie viele Straßen überqueren müssen. Sie bleiben gern auf der warmen Fahrbahn sitzen und werden ein leichtes Opfer anrollender Autos. Übrigens wird der Strömungsdruck der Fahrzeuge oft unterschätzt. Bei Geschwindigkeiten von über 30 km/h werden auch Amphibien getötet, die am Fahrbahnrand sitzen. Der Strömungsdruck lässt ihre Organe platzen. Deshalb sollten Autofahrer den Fuß vom Gaspedal nehmen.
Will der Nabu wieder helfend eingreifen?
Munzlinger: Das tun wir in jedem Jahr, indem wir Schutzzäune aufstellen. Die müssen aber täglich betreut und die Amphibien, die sich dort sammeln, im Eimertaxi über die Straße gebracht werden. Und dazu suchen wir dringend weitere Helfer.
Mal ketzerisch gefragt: Warum so viel Aufwand für die paar Kröten und Frösche?
Munzlinger: Weil sie als Nützlinge einzustufen sind. Ihr Speiseplan besteht aus vielen Tieren, die wir als Ungeziefer bezeichnen, etwa Würmer, Schnecken, Asseln und Spinnen. Gerade den Hobbygärtnern dürfte das Wohlergehen der Amphibien daher am Herzen liegen.
Sind die Amphibien vom Aussterben bedroht?
Munzlinger: Jawohl, und zwar etliche Arten. Feuersalamander, Grasfrosch und Erdkröte haben laut Bundesnaturschutzgesetz und Bundesartenschutzverordnung den Status „besonders geschützt“. Sie dürfen nicht gefangen oder gar getötet werden.
Was können Interessierte tun, die sich in Hagen zukünftig als Krötenhelfer engagieren wollen?
Munzlinger: Am kommenden Dienstag, 11. März, veranstalten wir um 19 Uhr in der Biologischen Station, Haus Buch 2, einen Informationsabend. Alle Bürger, die sich für die Natur und den Amphibeinschutz interessieren und einsetzen wollen, sind dazu eingeladen. Wir hoffen, viele alte und neue Wanderhelfer begrüßen zu können.