Vorhalle. Fledermaus-Exkursion der Biologischen Station am Wasserschloss Werdringen.

Es sind unauffällige und geheimnisvolle Nachbarn: Sie verstecken sich unter Hagens Dächern und in Höhlen und kommen nur nachts hervor. Ihre Schreie sind so laut wie Presslufthämmer, doch Menschen können sie nicht hören. „Fledermäuse sind die merkwürdigsten Tiere und die seltensten in Hagen“, sagt Ralf Blauscheck. Der Leiter der Biologischen Station erntet oft ungläubige Blicke, wenn er von den vielen Arten berichtet, die hier leben: Fledermäuse in Hagen? So etwas gibt es?

Die 28 Interessierten, die sich mit dem Biologen am Wasserschloss Werdringen verabredet hatten, wollen sich selbst davon überzeugen. Doch das Treffen mit der bedrohten Spezies wird schwierig: Während sich die Tiere nachts bestens orientieren können, brauchen die Teilnehmer der Exkursion technische Hilfe. Ralf Blauscheck hat sogenannte Bat-Detektoren mitgebracht. Wie ein antiker Weltempfänger sieht das Gerät aus, das Ultraschall-Geräusche für Menschen hörbar macht.

„Bat-Detektoren“ im Einsatz

Exkursionsteilnehmer Sven Deinert lässt eines der Geräte nach links und rechts kreisen – als NABU-Mitglied weiß er sich in der Natur zu orientieren. Doch die Arbeit mit einem Bat-Detektor ist ihm neu. Schon nach wenigen Metern ist ein Knarren zu hören – der erste Abendsegler? Ralf Blauscheck gibt Entwarnung: „Das sind Elektrozäune und Heuschrecken, die zirpen“, hört der Biologe heraus – auch solche Geräusche verstärkt das Spürgerät.

Doch schon wenige Meter weiter rauscht ein Zwitschern durch die Detektoren. Ganz in der Nähe muss eine Zwergfledermaus auf der Jagd sein. Sie sendet Schreie aus und hört auf ihr eigenes Echo, erklärt Blauscheck: „So kann sie den Ort, die Größe und Art der Beute und sogar die Schmackhaftigkeit feststellen“.

Wasserfledermäuse in der Nähe

Es ist kurz nach 21 Uhr. Kaum hat Nachwuchs-Forscherin Lavinia Hille (7) ihre Grubenlampe am Stirnband angeknipst, zeigt sich der Jäger: von links nach rechts rauscht die Zwergfledermaus über die Gruppe, schnappt sich den georteten Leckerbissen und verschwindet wieder in den Wald. Bis zu 90 Stundenkilometer schnell kann sie fliegen. Die Taschenlampen leuchten ihr hinterher, doch bald ist nichts mehr zu sehen außer Obstbäumen, die in den Nachthimmel ragen und eine einsame Kuh am Fuße des Kaisbergs.

Zeit für einen Ortswechsel. Im Wald am Wasserschloss Werdringen – kein Erfolg. Wer Fledermäuse sehen will, braucht Geduld und Stehfleisch, sagt Blauscheck aus Erfahrung. „Das ist Natur: Jeder Tag ist anders, planen kann man nichts.“ Über die Westpreußenstraße und parallel zur Bahnlinie zieht die Gruppe weiter zum Harkortsee, in dem sich die Silhouette der Stadt Wetter spiegelt. Eine Stunde ist vergangen, seit sich der letzte Handflatterer gezeigt hat. Da schlagen die Bat-Detektoren noch einmal an: Wasserfledermäuse sind in der Nähe.

Empfangskomitee am See

An der Brüstung zum See reihen sich die neugierigen Menschen als Empfangskomitee auf, doch die Fledermäuse lassen weiter auf sich warten. Endlich, weit nach 22 Uhr, durchschneiden gleich mehrere fliegende Jäger die Lichtkegel der Taschenlampen. Dann biegen sie pfeilschnell nach rechts ab und verschwinden wieder – ins Dunkel der Nacht.