Hagen/Düsseldorf. . Am Theater Hagen wird das Budget seit Jahren gekürzt, nun steht erneut eine Verknappung an. Zehn Prozent weniger sehen die Verantwortlichen für den Kulturbetrieb vor. Für Kultur-Fans wie den früheren Bundesinnenminister Gerhart Baum geht das zu weit: Er wehrt sich gegen die Sparpläne.
Im Ringen um eine tragfähige Zukunftslösung für das unter dramatischen Finanzdruck geratene Theater Hagen hat sich nun eine weitere ebenso prominente wie gewichtige Stimme zu Wort gemeldet: Der frühere Bundesinnenminister und heutige Vorsitzende des NRW-Kulturrates, Gerhart R. Baum (FDP), hat auf direkte Anfrage unserer Zeitung seine unbedingte Bereitschaft signalisiert, mit den politisch und kulturell Verantwortlichen in Hagen zu sprechen.
„Das Hagener Theater ist aus meiner Sicht schon ein ganz krasser Fall innerhalb der NRW-Kultur; es ist in dieser Situation eine Wunde, die richtig schmerzt. Wir dürfen das so erfolgreiche Traditionshaus auf keinen Fall schleichend untergehen lassen; aber noch fehlt es offenbar an echten Konzepten“, meint Gerhard Baum. Auf der Grundlage seiner jahrzehntelangen „Kenntnisse des politischen Betriebes“ biete er daher „sehr gern“ seine Hilfe an.
Als Vorsitzender des NRW-Kulturrats hat Gerhart Baum gerade in diesen Tagen gegenüber der Düsseldorfer Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) seine Bedenken gegen die Reduzierung der Kulturfördermittel im Haushaltsentwurf 2013 sehr deutlich formuliert. Baum: „Ich habe mich übrigens auch mit den Kultursprechern aller Landtagsfraktionen unterhalten und dabei erfahren, dass sowohl auf Regierungs- wie auch auf Oppositionsseite die geplanten Kürzungen einvernehmlich kritisiert werden.“
„Kunst und Kultur sind kein Luxus"
Der Haushaltsentwurf sieht eine Verringerung der Kulturfördermittel von derzeit 0,04 Prozent auf 0,03 Prozent vor, also von 196 Millionen Euro auf 180 Millionen Euro. „Das entspricht einer zehnprozentigen Verringerung“, erklärt Gerhart Baum, „und das bei einem ohnehin derart geringen Etat, der im Gesamthaushalt praktisch gar nicht zu Buche schlägt. Ich halte das für völlig unverhältnismäßig.“
Außerdem stehe diese Planung im eklatanten Gegensatz zur Regierungserklärung von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD): „Kunst und Kultur sind kein Luxus - und dürfen es gerade in schwierigen Zeiten nicht sein“, hatte sie formuliert. Genau an diese Worte will sie nun der NRW-Kulturrat noch einmal erinnern und auch daran messen.
Notwendige Planungssicherheit
Bezüglich eines neuen Kulturfördergesetzes, das im kommenden Jahr möglichst in Kraft treten soll, bezieht der Kulturrat eine positive Haltung: „Wir verbinden damit die Hoffnung, dass Kulturpolitik aufgewertet wird. Wir erwarten, dass das Gesetz die Förderung von Kultur und Kunst stärkt“, hat der Kulturrat wissen lassen. Unter anderem komme es dabei aber auch darauf an, den Städten und Gemeinden einen Handlungsspielraum zu ermöglichen, sie zu motivieren, Kunst und Kultur zu fördern. Zudem sollte die Kulturpolitik verlässlich formuliert werden, um den Künstlerinnen und Künstlern entsprechende Planungssicherheiten in ihrer Arbeit gewährleisten zu können.
In Bezug auf die heikle Situation des Hagener Theaters sieht aber Gerhart Baum aus der Düsseldorfer Perspektive durchaus einen Hoffnungsschimmer: „Ich habe irgendwie den Eindruck gewonnen, dass da noch irgendwas im Busch ist, dass es doch noch Hilfe vom Land für Hagen geben könnte. Schließlich geht es am Beispiel Hagen auch ganz grundsätzlich um den Kulturstandort Nordrhein-Westfalen.“