Hagen-Breckerfeld. Er wartet auf Adler, Rehe und Eisvögel, sitzt oft da wie ein Jäger - aber seine Waffe ist seine Kamera mit dem dicken Teleobjektiv: Kevin Winterhoff aus Breckerfeld ist begeisterter Naturfotograf. Und das sieht man den Bildern des 25 Jahre alten Lehramtsstudenten auch an.
Eigentlich beginnt diese Geschichte auf einem Gäste-Klo in Zurstraße. Da saß er damals, der kleine Kevin – nicht beim Geschäft. Er saß in diesem kleinen Zimmer, schob den Vorhang zur Seite und blickte aus dem Fenster. Lange. Sehr lange an manchen Tagen. Irgendwann kam er heraus und erzählte seinen Eltern, was er so alles gesehen hatte. Eichhörnchen, Vögel oder gar ein Reh.
Kevin war damals zwei Jahre alt. Und sein Elternhaus steht direkt am Wald. Manchmal kommen die Tiere ganz nah. Das ist noch heute so. Kevin Winterhoff beobachtet sie immer noch. Wenn auch nicht durch das Fenster der Gästetoilette. Der 25-Jährige, der Biologie und Sport auf Lehramt studiert und gerade ein Praktikum an der Ernst-Eversbusch-Hauptschule in Haspe absolviert, ist begeisterter Naturfotograf. Einer der wenigen jungen dieser Zunft.
Auf Kohlmeise folgt oft Eichelhäher
Kevin Winterhoff sitzt in einem Unterstand und blickt durch den Sucher seiner Nikon D 3, die mit einem 500-Millimeter-Teleobjektiv ausgestattet ist. Eine Kohlmeise ist die erste, die sich ihm vor die Linse setzt. „Oft kommt nach kurzer Zeit ein Eichelhäher“, sagt Kevin Winterhoff. „Eine Elster kann man schon hören.“
Es mag viele Menschen geben, die mit einem Fotoapparat in der Natur spazieren gehen. Aber es gibt nur wenige, die mit einer solchen Leidenschaft Bilder machen wie der junge Hobby-Fotograf mit der professionellen Ausrüstung. Das sieht man den Bildern, die Kevin Winterhoff macht, an. Abgesehen davon, dass er nicht spazieren geht, sondern wie ein Jäger ansitzt. Sein Gewehr ist die Kamera.
Jede Jahreszeit fasziniert
Er mag den Winter. Wenn die Flocken vom Himmel fallen und der Hintergrund dunkel ist, entstehen beeindruckende Bilder. Und er mag den Frühling. „Wenn alles singt und balzt – da gibt es einige Vögel, die besonders aktiv sind“, sagt Kevin Winterhoff, „besonders früh morgens, wenn nach der Ruhe der Nacht alles erwacht.“
Dann spürt er die Faszination Naturerlebnis – anders als an jenen Orten, wo die Fotografen nebeneinander stehen und auf den Auslöser drücken. Wie im Nationalpark Hooge Veluwe in den Niederlanden, wo die Rothirsche angefüttert werden und die Auslöser hundertfach klicken.
Kevin Winterhoff wartet auf andere Augenblicke. „Es ist schön, wenn man Menschen durch seine Fotos mitnehmen kann“, sagt der angehende Lehrer, der während eines freiwilligen ökologischen Jahres an der Feldberger Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern seine Liebe zur Natur erst so richtig entdeckt hat, „man erlebt vieles, was manche Menschen nie zu Gesicht bekommen. Wenn sich ein Eisvogel bis auf vier Meter nähert, kann man durch ein Bild andere daran teilhaben lassen. Das ist schon cool.“
Als Naturfotograf lernt man vor allen eins: Geduld
Mit seinem Vater, der ebenfalls Tiere fotografiert, war Kevin Winterhoff schon als Kind in der Natur unterwegs. „Ich habe mit einer Kompaktkamera Suchbilder geknipst“, sagt er und lacht. „Das waren Fotos, auf denen man die Tiere suchen musste. Sie waren nicht mehr als ein Punkt.“ Im Alter von 13 Jahren hat er sich seine erste Spiegelreflexkamera zusammengespart.
Auch heute noch harrt Kevin Winterhoff – wie als Kind hinter dem Fenster – lange aus. Sehr lange mitunter. „Mit einem Freund bin ich nach Mecklenburg-Vorpommern gereist, um Seeadler zu fotografieren“, erzählt er, „drei Tage haben wir von der Morgendämmerung bis zum Abend angesessen – und keinen einzigen Adler gesehen. Dann sind wir die 600 Kilometer wieder zurückgefahren.“
Als Naturfotograf lerne man Geduld, meint Kevin Winterhoff. „Manchmal ist das ein großer Kampf gegen die Enttäuschung.“ Aber es gibt Momente, die für die vergeblichen Mühen entschädigen. Selbst, wenn dabei kein Foto herauskommt. So wie die Begegnung mit einem Eisvogel, der sich mit einem gefangenen Fisch so nah vor die Kamera setzte, dass ein Focussieren nicht mehr möglich war. „Dann rief er sein Weibchen und steckte ihr den Fisch in den Schnabel“, sagt Kevin Winterhoff, „ein Beweis seiner Liebe.“
Mit dem Tele auf Fotopirsch
