Hagen/Dungay. Stefan Menne aus Hagen ist zwar kein “Promi“, aber dennoch mittendrin im RTL-Dschungelcamp. Der ehemalige Taxi-Fahrer ist als Chef-Fotograf seit Anfang an dabei und hat sie alle abgelichtet: Costa Cordalis auf dem Dschungel-Thron, Désirée Nick beim Essen von Känguru-Hoden und Fiona Erdmann beim Lästern über Georgina.
61010. Stefan Menne wird diese Telefonnummer sein Leben lang nicht vergessen. Für ihn ist es mehr als nur die Durchwahl zur Hagener Taxi-Zentrale. 61010 steht symbolisch für den Wendepunkt in seinem Leben. Wenn RTL am Samstagabend den Dschungelkönig krönt, steht der ehemalige Taxi-Fahrer mit seiner Kamera nur wenige Zentimeter entfernt vom neuen Urwald-Oberhaupt. So wie in jeder bisherigen Staffel. Jedes Foto, das jemals das Dschungelcamp verlassen hat, hat er geschossen. Vom Taxi-Fahrer zum Dschungel-Fotografen – die Geschichte des Hageners Stefan Menne ist vor allem eins: unerfindbar.
Er drückte auf den Auslöser, als der griechische Schlager-Import Costa Cordalis sich als Erster auf den Dschungel-Thron blödelte, als Désirée Nick sich – völlig unerwartet – zwei Känguru-Hoden auf der Zunge zergehen ließ und auch als Y-Promi Fiona Erdmann zu Wochenbeginn über Z-Promi Georgina – Nachname egal – ablästerte. Menne hielt die Emotionen, die Streitigkeiten, die intimen und die Ekel-Momente fest. Seine Bilder rauschten Stunden später durch die Gazetten und durchs TV.
Stefan Menne wird den Satz „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ niemals sagen müssen. Er ist nämlich kein Star. Dass der 48-Jährige ein gefragter Fotograf in der Fernsehbranche ist, wissen nur Fachleute. Und dass Menne aus Hagen kommt, erfährt man durch einen reinen Zufall auf einem Zahnarzt-Stuhl in der Boelerheide. „Wir haben ja auch einen Hagener im Dschungelcamp“, murmelt der Dentist beim Kontrollieren der Beißerchen hinter dem Mundschutz her. Bitte was?
Der Zahnarzt hat Recht. Als die Handynummer ausfindig gemacht ist, wählen wir einfach mal. Und mitten im australischen Dschungel geht Menne wirklich dran. Bei ihm ist gleich Schlafenszeit. „Eine Hagener Vorwahl, da musste ich zurückrufen“, sagt er. Eine Geschichte? Über ihn? In der Zeitung? „Es gibt für alles ein erstes Mal. Ich bin dabei.“
In Guatemala fängt Stefan Menne mit dem Fotografieren an
Bevor die fotografische Karriere von Stefan Menne richtig Fahrt aufnahm, hatte das Leben scheinbar andere Pläne mit ihm. Auszüge aus seinem Lebenslauf: Geboren in Altenhagen. Nach der zehnten Klasse runter vom Ernst-Meister-Gymnasium. Werkzeugmacher-Lehre. Fach-Abi an der Cuno. Taxifahrer. Die Gondelei durch die Stadt, die vielen Menschen, die ein und ausstiegen – es sollte ihm jede Menge Menschenkenntnis bringen, ihn aber auch in eine Nervenkrise stürzen lassen.
Menne haute ab. Nach Mittelamerika. Das war 1989. Auf Kuba hatte der Stalinismus gerade Hochsaison.
Irgendwo dort, in Guatemala, drückte ihm eines Tages jemand eine Kamera in die Hand. Menne fing an, draufzuhalten, Geschichten abzulichten. Menschen, Gefühle, Leid, Verzweiflung.
Big Brother, DSDS und das Dschungelcamp
Ab jetzt nimmt der Lebenslauf Fahrt auf: Rückkehr nach Hause. Fotografie-Studium an der FH Dortmund. Auf einem Uni-Flur findet er einen Aushang von Kostas Papanastasiou, dem Wirt aus der Lindenstraße. Er will Hilfstransporte nach Georgien organisieren. Menne ist dabei und produziert mitten im Krieg eine bewegende Reportage, die ihn auf den Radar der großen Fernsehsender katapultiert.
Er leiht sich 10.000 Mark für eine neue Kameraausrüstung bei seiner Mutter. Es läuft so gut, dass er sie nach zwei Monaten zurückzahlen kann.Menne wird auch Fotograf bei der Bild-Zeitung.
Big Brother, Deutschland sucht den Superstar, das Dschungelcamp, die Alm – erfolgreiche Reality-Formate, hinter denen immer ein Fotograf stand: Stefan Menne. „Im Reality-TV sind die ehrlichsten Menschen die, die Erfolg haben. Das fasziniert mich“, sagt er. Sich zu verstellen, ist nur schwer möglich. Im Moment des Glücks, des Hasses oder des absoluten Ekels vermag niemand seine künstliche Fassade aufrechtzuerhalten. Menne hat ein Auge dafür.
„Daniel Küblböck unter Hunderten Kakerlaken. Das ist so ein Foto gewesen“, sagt Menne. Die Kamera fotografierte unter die Fassade. Sie enttarnte schonungslos.
Das Dschungelcamp ist seine Herzensangelegenheit
Seit der ersten Staffel ist Menne beim Dschungelcamp – kein Mensch nennt die Sendung „Ich bin ein Star holt mich hier raus“ – dabei.. „Meine Arbeitsschwerpunkte gehen zwar mittlerweile in eine andere Richtung, aber den Dschungel den behalte ich mir. Das ist eine Herzensangelegenheit.“ Australien sei eine Parallelwelt, ein anderer Planet. Die Lebensweise, das Essen, die Menschen. „Die Zusammenarbeit mit dem Team ist super. Und mit den Moderatoren hat man den ganzen Tag einfach nur Spaß“, sagt er.
Der Tod des farbenfrohen Zynikers Dirk Bach habe ihn sehr geschockt. „Er wollte mich immer noch mal vor seinem Hotel surfen sehen. Das hat leider nicht mehr geklappt.“ Sonja Zietlow und Daniel Hartwich, der neue Bach, seien aber auch ein Super-Duo. „Die haben wirklich so viel Spaß, wie es im Fernsehen rüberkommt“, sagt Menne.
Am Waldesrand auf Emst, wo Mennes Eltern leben, geht heute Abend zum großen Dschungel-Finale wieder der Fernseher an. „Meine Eltern sind unheimlich stolz darauf, dass ihr Sohn bei so etwas dabei ist. Sie rufen mich oft an und wollen wissen, wie genau es hier läuft.“
Prognose: Olivia wird Dschungelkönigin 2013
Menne, der mit einer Afrikanerin verheiratet ist, kehrt immer gern nach Hagen zurück. „Man kann auf der ganzen Welt nirgends so gut Mountainbike fahren wie in Hagen. Die Berge hier sind einmalig.“ Von Hagen habe er seinem guten Freund Wigald Boning, den er, na klar, bei „Samstag Nacht“ einst fotografieren durfte, schon so häufig vorgeschwärmt.
Das Telefonat in den Dschungel neigt sich dem Ende entgegen. Letzte Frage, Herr Menne: Wer wird heute Dschungelkönig? „Olivia oder Joey sind meine Favoriten. Ich glaube, Olivia macht es.“ Er legt auf. Gute Nacht Australien.