Hagen. Bei einer Erhebung des Schulamtes kam heraus, dass gut 38 Prozent der vierjährigen Jungen und Mädchen in Hagen keine altersgemäße Sprachentwicklung aufwiesen bzw. die deutsche Sprache nicht hinreichend beherrschten.

Die mangelnde Sprachkenntnis von Vorschulkindern in Hagen nimmt dramatische Ausmaße an. Bei einer Erhebung des Schulamtes kam heraus, dass 588 von 1539 vierjährigen Jungen und Mädchen keine altersgemäße Sprachentwicklung aufwiesen bzw. die deutsche Sprache nicht hinreichend beherrschten. Das entspricht einer Quote von gut 38 Prozent.

„Wir haben den Test in zwei Stufen und unter Beteiligung von Pädagogen durchgeführt“, erläuterte Manfred Speil, Mitarbeiter des Fachbereichs Bildung in der Stadtverwaltung. Fast alle untersuchten Kinder besuchen eine Tagesstätte. Um das Sprachvermögen ihrer Schützlinge zu verbessern, können die Kindergärten staatliche bezuschusste Förderprogramme beantragen. Eltern, die ihre Kinder nicht in einen Kindergarten schicken, können vom Schulamt sogar dazu verpflichtet werden, ihren Nachwuchs an einem vorschulischen Sprachförderkursus teilnehmen zu lassen. „Unser Ziel ist es, das Sprachvermögen der Kinder bis zur Einschulung so zu steigern, dass sie dem Unterricht folgen können“, so Speil.

Zunehmende Spracharmut

Die sprachlichen Defizite sind keineswegs allein Ergebnis eines etwaigen Migrationshintergrundes. Zwar sprechen 184 der 588 betroffenen Kinder in ihrer Familie nicht Deutsch, 247 wachsen daheim jedoch zweisprachig auf, bei 157 ist Deutsch gar alleinige Familiensprache. Neben der Herkunft sehen Experten daher in der zunehmenden Spracharmut deutscher Familien eine zweite Ursache für die unzulängliche Sprachbeherrschung von Vorschulkindern.

Andere Untersuchungen bestätigen die Erkenntnisse des Schulamtes. So registriert auch das Hagener Gesundheitsamt bei den jährlichen Schuleingangsuntersuchungen – zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Kinder fünf bis sechs Jahre alt – erhebliche Sprachdefizite. „Leider sind Deutschkenntnisse, die in der Schule erwartet werden, nicht immer vorhanden“, so Monika Brück-Paschko, leitende Ärztin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes.