Hagen. . Dieter Karl F. wird vorgeworfen, vor 34 Jahren sein Opfer, die Tchibo-Verkäuferin Brunhilde Entz, in der Hagener Innenstadt regelrecht gepfählt zu haben. Der Angeklagte ist geständig. Ihm droht das Urteil “lebenslänglich“. Es wäre nicht das erste Mal für ihn.
Der Prozess gegen einen der brutalsten Verbrecher Deutschlands geht am Dienstag wahrscheinlich zu Ende. Dieter Karl F. (69), der eingestanden hat, vor 34 Jahren Brunhilde Entz (18) auf offener Straße angegriffen und regelrecht gepfählt zu haben, erwartet dann wohl zum zweiten Mal „lebenslange Haft“. Zur Urteilsverkündung muss die Häkelmütze runter.
Vor Saal 201, in dem das Schwurgericht tagt, werden sich heute wieder die Besucher drängen. Um 13.30 Uhr wird im Mordprozess „Bruni“, der am 8. Januar begann, die letzte Runde eingeläutet. Die Kontrollen vor und im Sitzungssaal sollen verschärft werden. Gerichtssprecher Jan Schulte: „Reine Sicherheitsvorkehrungen. Es steckt die Sorge dahinter, dass heute die Emotionen hochkochen könnten.“
Dieter Karl F. wurde im Januar 1980 vom Landgericht Mainz zu lebenslanger Haft verurteilt, die er bis heute in der JVA Diez verbüßt. Im Jahr zuvor hatte er seine Freundin, die sich von ihm trennen wollte, grausam zerstückelt. Mit einem Messer stach er der Frau erst 29-mal in die linke Seite, entstellte ihr das Gesicht, trennte von der Leiche Arme, Beine, Brüste und den Kopf ab. Das aus dem Torso herausgetrennte Herz schmiss er in eine Regenrinne.
Im Prozess um den Pfählungs-Mord an der Hagener Tchibo-Verkäuferin Brunhilde Entz ist heute zunächst Anwalt Albert Balmert (Limburg/Lahn) an der Reihe. Der ebenso umsichtige wie kooperative Verteidiger hat angekündigt, dass er nur 20 Minuten plädieren will.
Dann erhält der Angeklagte „das letzte Wort“. Es ist zu befürchten, dass es wieder ein ausschweifendes Lamento wird. Seit nunmehr Jahren sitzt Dieter Karl F. hinter Gittern, jammert: „33 Jahre in derselben Zelle, auf acht Quadratmetern, seines eigenen Willens reduziert, regelrecht amputiert. Tür auf, Tür zu. Im Knast gibt es nichts zu sehen. Flure ohne Ende, nur Tristesse.“
Zum Buddhismus gewechselt
Dort will er sieben Jahre der Askese hinter sich gebracht haben, zum gläubigen Zen-Buddhisten geworden sein und sich den Namen „Tur“ zugelegt haben. Das sei die Abkürzung von „Tue richtig“. Über die ermordete Brunhilde Entz sagt er: „Ich habe sie jeden Tag in meine Gebete mit eingeschlossen und 34 Jahre lang um Vergebung gesucht.“
Und was hat es mit dem Häkelmützen-Tick auf sich? „Seit 30 Jahren trägt der Insasse in unserer Vollzugsanstalt diese Kopfbedeckungen. Tag und Nacht“, weiß Anstaltsleiter Dr. Jörg Schäfer. „Er hat hier sogar eine eigene Strick- und Häkelgruppe ins Leben gerufen.“
In Haft hat er Mützchen gehäkelt und gestrickt
Kriminalkommissar Ralf Eickler befragte Dieter Karl F. im Gefängnis und bringt jetzt Licht in diese Sache: „Er erklärte mir, er sei damals neben seinem Opfer aufgewacht und hätte den kalten Kopf der Leiche gespürt. Deshalb hätte er später in Haft als Wiedergutmachung angefangen, Mützen zu häkeln und zu stricken. Es solle keine Menschen mehr mit kaltem Kopf geben.“ Fast 3000 Mützen habe er in den Jahren gefertigt und verschenkt.
Zum Urteil muss das eigene Häkelkäppchen aber abgenommen werden, findet Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer: „Ich gehe davon aus, dass die Vorsitzende Richterin sich das nicht weiter bieten lässt. Denn das würde der Ernsthaftigkeit einer Urteilsverkündung nicht gerecht.“