Hagen. Cemile Giousouf wird für die Hagener CDU gegen René Röspel (SPD) in den Bundestagswahlkampf ziehen. Auch wenn die Kandidatin gegen ihren Kontrahenten kaum Chancen haben dürfte, so soll ihr ein Listenplatz sicher sein. Einstimmig hat sich der Kreisvorstand der CDU für die Kandidatin ausgesprochen.

Der Kreisvorstand der CDU Hagen hat sich einstimmig für eine externe Kandidatin ausgesprochen. Die 34-jährige Aachenerin Cemile Giousouf soll für die Union gegen René Röspel (SPD) in den Wahlkampf ziehen.

Einzug in Bundestag ermöglicht

Selbst wenn die Muslimin mit türkischen Wurzeln im direkten Duell gegen den SPD-Bundestagsabgeordneten auch bei Stimmungslage zugunsten der CDU kaum Chancen haben dürfte, so soll sie einen Listenplatz erhalten, der ihr den Einzug in den Bundestag durchaus ermöglicht. „Mit ihr haben wir eine ausgezeichnete Kandidatin, die auf herausragende und authentische Weise unsere Partei vertritt“, erklärte der Kreisvorsitzende Christoph Purps, „als erfolgreiche Frau mit Zuwanderungsgeschichte wird sie die positiven Perspektiven von Zugewanderten in die Politik einbringen, was insbesondere in einer Großstadt mit hohem Migrantenanteil gefragt ist.“

Generalsekretär an der Seite

Giousouf stellte sich am Montagabend der erweiterten CDU-Führung vor, der auch die Vorsitzenden der Ortsunionen angehören. Allerdings kam die Aachenerin, die demselben Ortsverband wie der CDU-Landesvorsitzende Armin Laschet angehört, nicht allein. Unterstützt wurde sie überraschend vom Generalsekretär der Landes-Union höchstselbst. Bodo Löttgen empfahl der Kreis-CDU, deren Findungskommission keine Hagener Kandidaten ausmachen konnte, die Bewerberin wärmstens. Erklärtes Ziel sei, die Landespartei für neue Wählergruppen zu öffnen.

Nötig geworden war der Auftritt auch, weil Giousouf bei ihrem ersten Hagen-Besuch am Donnerstag die Kommission nicht restlos überzeugen konnte und das Gremium nach Informationen unserer Zeitung ohne Entscheidung auseinandergegangen war. Gleich reihenweise machten sich CDU-Größen zu Beginn der Vorstandssitzung für die junge Kandidatin stark. Ein Vorgehen, das Teilnehmer als abgesprochen empfanden.

Es gibt ein Rumoren in den Ortsunionen trotz Vorentscheid 

In einigen Ortsunionen rumort es trotz des Vorstandsentscheids. Als eine „Farce“ bezeichnet Martin Reinhardt, Vorstandsmitglied der CDU Altenhagen, die Kandidatensuche. „Statt konstruktivem Miteinander standen mangelnde Kommunikation und Transparenz auf der Tagesordnung.“ Das Komplettversagen der Findungskommission werde dadurch dokumentiert, dass „es nun auf eine Kandidatin hinausläuft, die vom Landesvorsitzenden empfohlen wurde“. Derartige Kungeleien dürfe es nicht geben. „Für den Bundestag sollte jemand kandidieren, dem Hagen und seine Menschen am Herzen liegen.“

"Fettnäpfe als tolle Leistung zu verkaufen"

Ins selbe Horn stößt auch Detlev Voss, Vorstandsmitglied der Ortsunion Emst: „Ihre Basis hat die Hagener CDU-Kreispartei nunmehr komplett abgehängt. Der Kreisvorstand bzw. der Kreisvorsitzende, der vollmundig mit dem Versprechen zu mehr Basisintegration zur Wahl antrat, hat die allermeisten Dinge und Sachverhalte im Geheimclubverfahren geklärt. Ich bin es endgültig leid, dem Wähler Fettnäpfe als tolle Leistung zu verkaufen.“ Man habe selber junge Leute, die man aufbauen könne und müsse. Und weiter: „Gutshofgehabe und Golfclubdenken sind in einer Volkspartei mit Jugendschwund keine Erfolgsfaktoren. Gemeinsam erarbeitete Entscheidungen sind tragfähig, können durchaus mal der Führung des Rathauses konträr gegenüberstehen.“

Kritik aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis

Kritische Stimmen kommen auch vom Nachbar-Kreisverband Ennepe-Ruhr, der immerhin bei der endgültigen Wahl Giousoufs ein Drittel der Delegierten stellt und dessen Vorsitzender, der Abgeordnete und parlamentarische Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe, selbst auf einen guten Listenplatz hofft. Die EN-CDU war in die Entscheidung für Giousouf nicht eingebunden. Auch in der Findungskommission waren Mitglieder aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis nicht vertreten. „Über dieses Vorgehen“, so sagt es Ulrike Borowski, Vorsitzende der CDU Breckerfeld, „sind wir sehr enttäuscht.“

Eine Sicht der Dinge, die Purps übrigens nicht teilt. „Es ist bei uns gute Sitte, dass wir die Kandidatenfrage mit unseren Kollegen abstimmen.“ Die CDU im Ennepe-Ruhr-Kreis müsse nun entscheiden, ob sie das Hagener Votum übernehmen wolle.