Hagen. . Das zuletzt eiserne Schweigen des CDU-Kreisvorstandes zur Parteikassen-Affäre treibt die Basis auf die Barrikaden. In einem Brief an die Parteispitze sowie sämtliche Ratsmitglieder haben jetzt Martin Reinhardt und Sebastian Chill, Vorstandsmitglieder in der Ortsunionen Altenhagen und Boele/Kabel, einen außerordentlichen Kreisparteitag, Aufklärung der Parteimitglieder und eine Debatte über personelle Konsequenzen eingefordert.
„Gravierende Verstöße gegen die Grundwerte unserer Partei“ und „die Nichtachtung der Parteibasis“ könnten nicht länger geduldet werden, heißt es in dem internen Schreiben, das dieser Zeitung vorliegt. Ein Vorstoß, der jedoch bei einer gemeinsamen Sondersitzung des CDU-Kreisvorstandes mit den Ortsunionsspitzen prompt wieder eingefangen und durch eine Transparenz-Offensive gekontert wurde. Dort gab man den zuletzt selbstverordneten Kurs der Geräuschlosigkeit auf und setzt inzwischen auf maximale Aufklärung.
Vor drei Jahren, als die Veruntreuung von gut 42 000 Euro durch eine Beschäftigte in der Kreisgeschäftsstelle auffiel, hatte man zunächst versucht, den Mantel des Schweigens über die Vorgänge zu zerren. Die Mitarbeiterin des CDU-Europaabgeordneten Prof. Horst Posdorf hat derweil den Offenbarungseid geleistet, so dass der von der CDU erwirkte Pfändungstitel gegen die Frau bislang ins Leere läuft.
Systematische Aufarbeitung der Affäre
Seit der Veröffentlichung über die Parteikassen-Affäre vor zwei Wochen haben sich die CDU-Aktivitäten auf Vorstandsebene – neben der obligatorischen Suche nach der undichten Stelle – auf die systematische Aufarbeitung der Affäre konzentriert. Mit Hilfe einer Chronologie sollen der Basis die detaillierten Abläufe geschildert und somit die geforderte Transparenz geschaffen werden.
Außerdem wurde auf Antrag von Oberbürgermeister Jörg Dehm den damaligen Schatzmeistern Rainer Kurth (Sparkassen-Vorstand) und Christoph Purps (heute Parteichef) in dieser Woche seitens des Kreisvorstandes erneut für ihr Handeln das Vertrauen ausgesprochen.
Der CDU-Basis alle Fakten auf den Tisch gelegt
„Wir haben gegenüber den Ortsunionsvorsitzenden alle Fakten auf den Tisch gelegt und sämtliche Fragen beantwortet“, berichtet Kreisvorsitzender Purps und betont, dass man ebenso offen mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten gedenke.
Die Ermittlungsbehörde hatte am Tag nach der Veröffentlichung der CDU-Parteikassen-Affäre ein Verfahren eingeleitet. „Außerdem werden wir entsprechende Informationsschreiben an alle Mitglieder verschicken“, kündigt der Parteichef im Gespräch mit dieser Zeitung an, dass die Post innerhalb der nächsten 14 Tagen in den Briefkästen den Mitglieder liege.