Hagen. . In der Hagener Verwaltung herrscht dicke Luft: Arbeitsverdichtung, vakante Stellen, ausgesetzte Beförderungen, hoher Krankenstand. Kollegen qualifiziert und weitergebildet, haben neue Aufgaben und Verantwortung übernommen. Doch die Beförderungen sind seit sechs Jahren ausgeblieben.
Der Personalabbau ist ein wichtiger Eckpfeiler des Haushaltssicherungs- konzeptes der Stadt Hagen: Fast 106 Millionen Euro machten die Kosten für die rund 2.700 Beschäftigten im Jahr 2012 aus. 600 Stellen sollen – von 2008 bis 2014 – wegfallen.
Möglich wird dies rechnerisch durch Fluktuation: 600 Beschäftigte werden dann durch Ruhestand ausgeschieden sein. Allerdings fallen auch Stellen in Bereichen weg, die eine Stadt vorhalten muss. Diese Stellen müssten wiederbesetzt werden, beispielsweise im Jugend-, Bau oder Gesundheitsamt, betont Personalrat Günter Brandau. Daher ist die Zahl von 600 für ihn nicht zu erreichen – nur durch zusätzliche Einsparungen in anderen Bereichen der Kernverwaltung.
Kürzung in allen Bereichen
Eine Einschätzung, die OB Jörg Dehm nicht teilt: „Wir können nicht nur in den freiwilligen Bereichen sparen. Sonst sind wir chancenlos.“ In allen Bereichen müssten die Strukturen auf den Prüfstand. „Es geht um die Intensität und die Standards. Da liegt Potenzial drin“, so Dehm. Denn Hagen halte vergleichsweise viele Beschäftigte vor. „Wir haben bis 2009 gut eingestellt.“ Das hat sich geändert: „Wir haben die Schotten dicht gemacht“, so Stefan Keßen, Leiter des Fachbereichs Personal und Organisation.
„Das heißt nicht, dass sie weniger engagiert oder qualifiziert sind. Aber wir haben viele ineffiziente Strukturen. Schon bei meinem Amtsantritt habe ich mich über die vielen Doppel- und Dreifachzuständigkeiten ohne klare Verantwortlichkeiten gewundert.“ Genau da setze die Neuordnung der Fachbereiche an, gefolgt von der Analyse der Detailprozesse. „Dabei geht es auch um Technikeinsatz und die Delegation von Verantwortung“, so Dehm. Allerdings räumt er selbstkritisch ein, dass es ihm nicht gelungen sei, alle Beschäftigten und Politiker mitzunehmen. „Ich muss dafür mehr Verständnis erzeugen. Da muss ich mich an die eigene Nase fassen“, so Dehm.
Beförderungsstau, Arbeitsverdichtung, vakante Stellen, hoher Krankenstand.
Denn in der Verwaltung herrscht dicke Luft: Arbeitsverdichtung, vakante Stellen, ausgesetzte Beförderungen, hoher Krankenstand. So haben sich Kolleginnen und Kollegen qualifiziert und weitergebildet, haben neue Aufgaben und Verantwortung übernommen. Doch die Beförderungen sind ausgeblieben. Seit fast sechs Jahren gibt es einen Beförderungsstau – rund 150 Beschäftigte warten bislang vergeblich.
Beförderungen auf einen Schlag bedeuten Mehrausgaben
„Das ist kontraproduktiv“, räumt Dehm ein. Daher soll sich das nach der Genehmigung des Haushalts 2013 durch die Kommunalaufsicht in Arnsberg ändern: In einem gestaffelten Verfahren sollen nach sozialen Gesichtspunkten Beförderungen für die Kolleginnen und Kollegen nachgeholt werden, die dauerhaft bleiben. Würden alle Beförderungen auf einen Schlag durchgezogen, würde dies Mehrausgaben von rund 450.000 Euro pro Jahr bedeuten. „Vielen geht es dabei nicht nur ums Geld. Die Beförderungen sind auch ein Zeichen von Wertschätzung“, so Dehm.
Auch ein anderes Thema soll dann angegangen werden: Aktuell darf die Stadt weder ausbilden noch Aushilfen beschäftigen. Selbst Praktikanten darf sie nicht mehr nehmen, obwohl im Jahr des doppelten Abijahrgangs vermehrt Ausbildungs- und Praktikumsplätze benötigt werden. Lediglich für die Feuerwehr durfte eingestellt werden. Stefan Keßen hofft darauf, dass aber auch noch in anderen Bereichen ausgebildet werden kann. Allerdings wird dies nichts an der Grundsituation ändern: „Der Wegfall der Stelle an der Theaterkasse war nur der Anfang. Davon wird es 2013 mehr geben“, verspricht Keßen. Und zieht damit die Kritik des Personalrats auf sich.