Hagen. . Wenn’s richtig liefe, müsste eigentlich der versammelte Hagener Sparkassen-Vorstand mit Trittleitern an der Grundschötteler Straße antreten und Carl-Jürgen Brandt von der Plakatwand knibbeln. Wie schon in Zeitungsanzeigen dieser Tage wirbt der Spross der Hasper Zwieback-Dynastie in Überlebensgröße im Stadtbild für eine Mittelstandsoffensive der Sparkassen.

Ausgerechnet Carl Jürgen Brandt – „der vor gut 10 Jahren über 600 Männern und Frauen den Boden unter den Füßen weggezogen hat, der kalt lächelnd Hunderte von Existenzen vernichtet hat und die Politiker an der Nase herumgeführt hat.“ Das sagt Monika Brandt, die zufällig den selben Nachnamen trägt, ansonsten „mit dem Herrn niemals wieder etwas zu tun haben möchte.“ Als damalige Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in Hagen hat sie der Kampf um die Arbeitsplätze bei Zwieback Brandt in Haspe von 2000 bis 2003 Nerven gekostet.

Kampf verloren

„Wir haben den Kampf verloren, Brandt hat Millionen kassiert, hat die Produktion nach Ohrdruf verlagert und hier Kolleginnen und Kollegen in die Armut getrieben“, blickt die Gewerkschafterin im Zorn zurück: „Die meisten Hasper Belegschaftsmitglieder sind noch Hartz-IV-Empfänger. Das waren überwiegend ungelernte Frauen, die haben als Packerinnen im Schichtbetrieb geschuftet. Dieser Mann hat nur an sich gedacht.“ - Dieser Mann wirbt in der Kampagne des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes mit dem Spruch: „Verlässlichkeit ist seit 100 Jahren die Grundlage für unser Familienunternehmen. Darum ist die Sparkasse von Anfang an unser Partner.“

Reklamekampagne eine Quälerei

Bei dem Wort „Verlässlichkeit“ wird Bernd Bisterfeld ganz still. Der ehemalige Betriebsratsvorsitzende fühlt sich „geohrfeigt“. Er hält die Reklamekampagne „für eine Quälerei für alle ehemaligen Kolleginnen und Kollegen.“ Bisterfeld wundert sich, dass „die Politik nichts dazu sagt“.

In der Tat meldete sich nur ein wütender Jochen Weber. Dem ehemaligen Hasper Bezirksvorsteher hätte gestern keine Krawatte gepasst: „Brandt für Verlässlichkeit werben zu lassen, ist an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten.“ Die „Blechhütte“, die im thüringischen Ohrdruf entstand, hätte auch in Hagen realisiert werden können, dann aber hätte Brandt keine Subventionen kassiert.

Firmensitz der Brandt-Gruppe noch in Haspe

Jochen Weber hat mit feinen Sinnen im Zuge der Diskussion um die künftige Nutzung der Brandt-Brache registriert, dass Carl Jürgen Brandt seinen Söhnen empfehlen will, im Ernstfall auch den Verwaltungsstandort der Brandt-Gruppe und damit den Firmensitz endgültig aus Haspe weg zu holen.

Brandt-Brache in Westerbauer

Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper © WP
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper © WP
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
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Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
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Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
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Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
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Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
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Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper © WP
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
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Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper © WP
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper © WP
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper
Das Areal des Brandt-Werkes in Hagen-Haspe verkommt. Foto: Boris Schopper © WP
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Kampagne vom Sparkassenverband - Affront gegenüber früheren Brandt-Beschäftigten 

Zurzeit des Kampfes der Hasper Brandt-Belegschaft um ihre Arbeitsplätze war Wolfgang Lange DGB-Kreisvorsitzender. Er nennt die Werbe-Kampagne „einen unverschämten Affront gegenüber den ehemaligen Beschäftigten.“ Ihn wundert, dass die Sparkasse das getan habe. Getan hat’s in der Tat der Sparkassenverband, nicht die heimische Sparkasse. Die war an der Auswahl des Protagonisten Brandt nicht beteiligt, bekommt aber den Unmut vieler Kunden ab. Die Hagener Sparkasse ließ erklären: „Wir pflegen seit geraumer Zeit keine Geschäftsbeziehung zur Brandt-Gruppe“.

Unbestrittene unternehmerische Verdienste

Carl Jürgen Brandt bei der Eröffnung des Brandt-Zwieback-Museums im Jahr 2007.
Carl Jürgen Brandt bei der Eröffnung des Brandt-Zwieback-Museums im Jahr 2007. © WR

Andreas Löbbe vom Sparkassenverband erklärte: „Herr Brandt ist aufgrund seiner unbestrittenen unternehmerischen Verdienste ausgewählt worden. Diese Verdienste fanden u.a. in der Auszeichnung ,Marke des Jahrhunderts’ sowie in der Verleihung des Marketingpreises Südwestfalen in diesem Jahr Ausdruck. Das Unternehmen Brandt hat in exakt 100 Jahren Firmengeschichte bedeutende Erfolge erzielt. Unbestritten ist auch das gesellschaftliche Engagement von Herrn Brandt. Jeder verlorene Arbeitsplatz ist ein Arbeitsplatz zu viel. Dahinter stecken immer auch menschliche Schicksale. Wir bedauern, dass wir an dieser Stelle die Gefühle betroffener Menschen verletzt haben und bitten dafür um Entschuldigung.“

Brandt ist Kunde der Sparkasse Dortmund

Carl Jürgen Brandt selbst war am Donnerstag nicht zu erreichen, er feierte das Hundertjährige mit den Beschäftigten 345 Kilometer entfernt vom Firmensitz, in Ohrdruf. Brandt ließ ausrichten: „Ich habe das als Kunde der Sparkasse Dortmund sehr gern gemacht.“