Hagen..
Im Dezember 2003 wurde in Hagen der letzte Zwieback der Firma Brandt eingetütet. Seitdem ist das gigantische Brandt-Areal in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen. Da alle Alternativkonzepte für die zerfallende Brache gefloppt sind, wird ein teilweiser Abriss nicht mehr ausgeschlossen.
Dezember 2003: An der Enneper Straße in Westerbauer wird letzte Zwieback eingetütet. Seitdem ist das gigantische Brandt-Areal in einen tiefen Dornröschenschlaf gefallen. Sämtliche Alternativkonzepte für die zerfallende Industriebrache im Hagener Westen sind seitdem gefloppt. Doch Carl-Jürgen Brandt, Inhaber der gleichnamigen Unternehmensgruppe, gibt nicht auf und setzt auf eine kleinteiligere Entwicklung der Brache. Dabei schließt er nicht mehr aus, in Zukunft zumindest Teile der alten Keks-Produktionshallen abzureißen, um Investoren anzulocken. Auch eine Rückverlagerung der Hauptverwaltung der Brandt-Gruppe an die alte Betriebsstätte wäre für den Unternehmer durchaus vorstellbar.
Der Vorschlag eines Factory-Outlet-Centers scheiterte
Vor allem die Vision, auf dem gigantischen Brandt-Gelände das erste Factory-Outlet-Center Nordrhein-Westfalens mit 1000 Parkplätzen und 70 Ladenlokalen auf 14 000 Quadratmetern Verkaufsfläche für eine Investitionssumme von etwa 60 Millionen Euro entstehen zu lassen, faszinierte und polarisierte in den vergangenen Jahren die Stadt. Letztlich scheiterte die Idee nicht nur an den Widerständen aus der Region, sondern auch an der mangelhaften Entschlossenheit und konstruktiven Unterstützung aus Politik und Stadtverwaltung.
Nachdem der im Brandt-Auftrag agierende Offenburger Projektentwickler Freiherr von Maydell sich im Frühjahr frustriert zurückzog, gab sich Oberbürgermeister Jörg Dehm zwar entschlossen: „Wir müssen nun erst Recht alle Kräfte bündeln, der bedauerliche Ist-Zustand des Brandt-Geländes darf kein Dauer-Zustand bleiben!“ Doch Gerhard Schießer, als Geschäftsführer der Hagen-Agentur verantwortlich für die Wirtschaftsförderung, weiß, dass es sich um „schwieriges Terrain“ handelt. Er verweist darauf, dass derzeit mit den Nachbargemeinden eine Brachflächen-Bestandsaufnahme entlang der B7 von der Altenhagener Brücke bis nach Schwelm zusammengestellt werde, um im Rahmen eines gemeinsamen Projektes an Fördermittel des Landes zu kommen. Ein solcher Impuls – beispielsweise in Kooperation mit der Metropole Ruhr (NRW Invest) – könne die Vermarktung vorantreiben.
Entwicklung in drei Teilen
Inhaber Carl-Jürgen Brandt denkt dabei vor allem an eine Dreiteilung des Geländes, dessen Fassaden entlang der Bundesstraße mitsamt den markanten Brandt-Brücken weiterhin unter Denkmalschutz stehen und somit nicht angetastet werden dürfen. So steht er mit dem Grundstück des ehemaligen Hochregallagers, das sich bereits jenseits der Ennepe auf Gevelsberger Stadtgebiet befindet, mit zwei Kaufinteressenten in konkreten Verkaufsverhandlungen.
Ebenso für das Areal des ehemaligen Kekswerkes – stadtauswärts auf der rechten Seite – sieht der Unternehmer, der seit 27 Jahren die Geschicke des Familienbetriebes führt, aussichtsreiche Vermarktungschancen: „Das große Ding à la FOC wird es nicht geben, aber wir präferieren eine Lösung mit Mischgewerbe.“ Gemeinsam mit einer neuen Entwicklungsgesellschaft sollen die Flächen sukzessive vermarktet werden.
Zwiebackwerk besonders problematisch
Dabei weiß Brandt auch, dass vor allem das sechsgeschossige, mit Lastenaufzügen durchzogene Kekswerk eher abschreckend als einladend auf Investoren wirkt, die ebenerdige Objekte favorisieren. Aber einen Abriss der gesamten alten Hallen auf Verdacht (Kostenpunkt: ca. 1,2 Millionen Euro) kommt für ihn auch nicht in Frage – trotz jährlich laufender Kosten von 150 000 Euro. „Wir werden alle Optionen prüfen und die Zukunftschancen jedes einzelnen Objektes ausloten“, verspürt der 65-Jährige keinerlei Zeitdruck: „Langfristig müssen wir aber auch mal daran denken, in Vorleistung zu gehen, damit in Westerbauer überhaupt was passiert.“
Lediglich für das einstige Zwiebackwerk jenseits der Brandt-Brücken gestaltet sich die künftige Nutzung äußerst problematisch: „Hier waren schon bei den FOC- und Sportpark-Überlegungen lediglich Parkflächen vorgesehen“, hat Brandt, der mit seiner Unternehmensgruppe seit fünf Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt und künftig mit innovativen Produkten für jüngere Kunden auf jedem deutschen Frühstückstisch sich tummeln möchte, noch keine Vorstellungen. Dass eines Tages das An-Institut einer Hochschule hier eine Forschungs- und Entwicklungsabteilungen etabliert, wird absehbar ein charmanter Traum bleiben.