Hagen. .

Die junge Sopranistin strahlt einen typisch amerikanischen Optimismus aus: Der aktuelle Lebensmittelpunkt ist der perfekte Ort, um sich weiterzuentwickeln und mit harter Arbeit wird das auch gelingen. Jaclyn Bermudez ist seit einem Jahr in Hagen und verliert über ihre erste Spielzeit an der Volme nur lobende Worte. Ab Samstag ist die 26-Jährige als Schmugglerin Carmen in der Kinderoper „Zorro jagt den Carmen-Schatz“ im Lutz zu sehen.

Es ist das erste Mal, dass Bermudez in Deutschland in einem Kinderstück auftritt. „Am Anfang hatte ich Respekt vor der Rolle – wegen der vielen Dialoge.“ Bermudez weiß, dass Kinder ein kritisches Publikum sind. Sie weiß aber auch, dass es solche Stücke sind, die die Grundlage dazu legen, dass es auch in 20 Jahren noch Theaterpublikum gibt. „Kunst und Musik müssen Bestandteil der Gesellschaft bleiben, das fängt bei Kindern an.“ Also hat sich Bermudez in die Arbeit geworfen, um am Samstag bestmöglich für den Auftritt präpariert zu sein. „Es wird eine spaßige Sache: Es wird viel gefochten und getanzt.“

Familiäre Atmosphäre hilft sehr

In der abgelaufenen Spielzeit hat Bermudez ernste Damen gespielt. „Die Mimi in La Bohème war meine erste Partie; eine wundervolle Partie“, erinnert sich Bermudez. „Ein Traumbeginn, ich habe viel gelernt.“ Die Erfahrungen kamen ihr für die weiteren Aufführungen zugute: Als Susannah Polk in der gleichnamigen Oper hatte sie deutlich mehr zu tun. Das letzte Projekt der Spielzeit war Don Giovanni (als Donna Anna).

Ihre ersten Schritte in Europa tat die Absolventin der Carnegie Mellon University und der Manhattan School of Music zwischen 2009 und 2011 als Mitglied des Opernstudios der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. „Dort bin ich über ein Vorsingen in New York gelandet.“ Ein großer Schritt für eine junge Sängerin. Für Bermudez allerdings kein Problem: „Ignorance is bliss – Unwissenheit ist das Glück. Außerdem hatte ich in New York nur eine dreimonatige Anstellung.“ Ganz einfach war die Anfangszeit auf dem neuen Kontinent dann aber doch nicht. „Ich hatte ja nur ein wenig Deutsch studiert. Trotzdem war ich sehr stolz, dort zu sein. Schließlich lernt man nur von den Besten.“

Die neue Jaclyn

Entdeckt wurde Jaclyn Bermudez’ Gesangstalent in der Familie. „Ich habe als kleines Mädchen immer vor dem Radio gesungen: Madonna, Michael Jackson und Ace of Base – das war mein Ding. Doch eigentlich habe ich mich damals als Tänzerin gesehen.“ Als Neunjährige bekam sie Gesangsunterricht. „Die neue Jaclyn war geboren.“ Und mit ihr die Liebe für die Bühne. „Ich war vor vielen Leuten immer etwas schüchtern und nervös“, erinnert sich Bermudez. Auf der Bühne allerdings sollte sich das ändern. „Wir hatten an der Schule ein umfängliches Musikprogramm, da habe ich die ersten Erfahrungen mit Musicals gesammelt.“

Am Theater Hagen schätzt Jaclyn Bermudez vor allem die familiäre Atmosphäre. „Es geht wenig divenhaft zu, wir helfen uns gegenseitig. Davon profitiere ich besonders, denn ich habe viele Fragen“, sagt Bermudez. Trotz aller Hilfe muss sie allerdings daheim viel für ihre Partien arbeiten.

Die fantastische Welt der Opernmusik

Im Laufe der Spielzeit steht für sie die Wiederaufnahme von Don Giovanni auf dem Programm sowie Carmen und „Der Wildschütz“. Dazu kommt noch ein Swing-Abend und ein Soloauftritt im dritten Sinfoniekonzert. „Vor der Rolle der Baronin im Wildschütz habe ich richtig Respekt“, räumt Bermudez mit Blick auf ihren Akzent ein. „Ich kann die Rolle natürlich auswendig, aber um sie auch lebendig zu machen, muss ich noch mehr arbeiten.“

Ab Samstag wird Bermudez versuchen, Kinder für die „fantastische Welt der Opernmusik“ zu begeistern. „Es gibt schließlich mehr als Rap, Techno und Videogames.“ Was für die kleinen Zuhörer ein Einstieg sein soll, ist für Bermudez ein weiterer Schritt auf der Karriereleiter: „Die Staatsoper in Berlin, das wär’s. Irgendwann einmal. Aber erst gibt es hier viel für mich zu lernen.“