Hagen.
Die Auftritte des Musikkorps der Bundeswehr in Hagen entsprechen inzwischen einer guten Tradition: Man weiß, im positiven Sinne, was einen erwartet und wird trotzdem jedes Mal wieder aufs Neue überrascht.
Dem Rotary Club Hagen-Lenne gelang es am Dienstagabend bereits zum fünften Mal, die Orchestermusiker der Spitzenklasse zu einem Wohltätigkeitskonzert in die Stadthalle zu holen. Mit Jiggs Whigham war diesmal auch einer der weltbesten Jazz-Posaunisten dabei. Und Oberstleutnant Walter Ratzek, seit 2001 souveräner Leiter am Dirigentenpult, verabschiedete sich bereits offiziell von seinem Publikum in der Volmestadt. Er sollte, was er jedoch nicht ahnte, im Laufe des Abends von „seinen Mannen“ noch launig überrascht werden.
Der Besucherandrang war entsprechend groß. Wo sonst bietet sich dem Liebhaber konzertanter Musik heutzutage noch die Möglichkeit, einen Klangkörper dieses Umfangs, und vor allem dieser Qualität, erleben zu können?
Sousa-Sound
Der „Marsch der Finnländischen Reiterei“ gleich zum Auftakt des bunt aufgestellten Programms kam tatsächlich noch so daher, wie man sich Militärorchester-Klänge allgemein vorstellt: Mit viel Pauken- und Trompeten und noch mehr Tschingderassasa. Auch im zweiten Teil des Abend gab’s noch was aus diesem Genre: „King Cotton“ von John Philip Sousa, der in den 1890er Jahren Blasorchester mit mehr Holzinstrumenten ausstattete und damit den ihm eigenen „Sousa-Sound“ schuf.
Tradition trifft Überraschung
Ganz im musikalischen Gegensatz dazu steht die 1924 in nur fünf Wochen geradezu hektisch komponierte „Rhapsodie in Blue“ von George Gershwin. Die schon legendäre Liaison zwischen Klassik und Jazz – und eines der Meisterwerke des US-amerikanischen Broadwaykomponisten, der der Oper wohl näher steht als dem Musical. Hier brillierte das Musikkorps der Bundeswehr geradezu in allen Facetten: Mal ausgesprochen einfühlsam, zart und filigran, mal schräg, ja geradezu sphärisch oder jazzig-beswingt im Dixie-Sound. Dazu der hervorragende Walter Ratzek als Solist am Piano – das passte!
Abschiedsgeschenk
Ende Oktober wird Ratzek seinen bisherigen Taktstock abgeben und das Stabsmusikkorps der Bundeswehr in Berlin übernehmen. Er konnte sich über ein Bild des Hagener Künstlers Uwe Nickel freuen, das ihm Hans Hallwaß, Rotary-Präsident Hagen-Lenne, als Abschiedsgeschenk überreichte.
Und auch die Grundschüler der Henry-van-de-Velde-Schule werden sich freuen: Der Erlös der Veranstaltung kommt ihren Schulprojekten zugute.