Hagen.

Es ist eine amerikanische Nationaloper par excellence - aus thematischer wie auch musikalischer Sicht. Am Samstag feiert „Susannah“ im Stadttheater Premiere.

In Amerika ist die Oper seit ihrer Uraufführung in den 50er Jahren ein Hit (nach Gershwins „Porgy and Bess“ ist „Susannah“ die zweiterfolgreichste amerikanische Oper), doch nach Europa hat es das musikalische Drama nicht geschafft, wurde gerade mal auf drei deutschen Bühnen - in Berlin, Oberhausen und Hamburg - gezeigt. Vielleicht, weil die Oper „zu amerikanisch“ daherkommt? Schließlich geht es um (in den USA bekanntlich besonders stark verbreitete) erzkonservative Wertvorstellungen und die Handlung entführt ins puritanisch geprägte Tennessee. Und dazu die „amerikanische Folklore“ mit Gospel und Square Dance ...

„Vom deutschen Publikum wurde ,Susannah’ angenommen, nur von den Kritikern nicht“, betont Bernhard Steiner. Und versichert: „Die Oper ist spannend wie ein Krimi und die Musik keinesfalls süßlich.“ Der Musikalische Leiter ist sich sicher: „Mit unserer Produktion werden wir die Zuschauer packen.“

Biblisches Fundament

„Susannah“ versteht sich als Parabel, die ein biblisches Fundament hat. Die aus dem Alten Testament stammende Geschichte spielt in den Südstaaten und beleuchtet eine Dorfgemeinschaft, in der es keine Freiräume, keine Privatsphäre gibt. Protagonistin Susannah (Jaclyn Bermudez) und ihr Bruder (Charles Reid) sind Außenseiter und werden dadurch zur Zielscheibe für Verleumdungen. Für Andersartigkeit ist in dem amerikanischen Nest kein Platz. Die schöne junge Frau wird von den Dorfältesten beim Baden beobachteten - wie unmoralisch und obszön von ihr . . . „Es geht um die Wolllust der Männer, aus der Susannah ein Strick gedreht wird“, erläutert Regisseur Roman Hovenbitzer. Das Drama nimmt seinen Lauf und endet schließlich mit Vergewaltigung und Mord.

„Susannah“ ist ein weiterer Beitrag zur Reihe „Modernes amerikanisches Musiktheater“, die von Intendant Norbert Hilchenbach 2007 ins Leben gerufen wurde. Auf der Hagener Bühne waren seitdem u.a. „Dead Man Walking“ und „Endstation Sehnsucht zu sehen.

In englischer Sprache mit deutschen Untertiteln

Aber zurück zu Carlisle Floyds „Susannah“ - der Zweiakter wird im Stadttheater in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln aufgeführt. Die Sänger werden durch Opern- und Extrachor sowie durch das Philharmonische Orchester unterstützt.

Das Drama - als episches Theater angelegt - kommt für eine Oper extrem kurz (Dauer: eindreiviertel Stunde) und ohne Vorhänge daher; die zehn Szenen reihen sich ohne Unterbrechung aneinander - die Umbauten finden vor Publikum statt.

Die in der Handlung fehlende Intimsphäre spiegelt sich auf einer Holzplatte - eine Art Plafond - wider. Die Schräge aus Holz ist mal Dorfplatz, Tanzfläche, Kirche, Veranda oder Bachlauf. Die Holzplatte als Ausdruck von Ländlichkeit und der Rundhorizont, der die Bühne umfängt, präsentieren sich spartanisch, archaisch. „Ja, die handelnden Personen agieren pur, es gibt keinen Wust an Dekoration“, unterstreicht Ausstatter Jan Bammes.

Für die Premiere am Samstag gibt es noch Karten. Weitere Abendvorstellungen u.a. am 23. und 28. März.