Olpe/Hagen. . Finanz-Promi Carsten Maschmeyer findet in Südwestfalen keine Freunde: Die Einladung des AWD-Gründers als Ehrengast zur Verleihung der Auszeichnung „Manager des Jahres“ nach Siegen stößt auf breite Ablehnung. Landrat Paul Breuer fordert im Namen seiner Kollegen, Maschmeyer wieder auszugeladen.

Er oder ich! Dirk Glaser, Geschäftsführer der Südwestfalen-Agentur, will mit Carsten Maschmeyer nicht an einem Tisch sitzen. Geschweige denn eine Diskussion mit dem umstrittenen Gründer des Finanzdienstleisters AWD moderieren. Maschmeyer ist als Referent geladen zur Verleihung der Auszeichnung „Manager des Jahres“ am 26. September in Siegen. Ins Leben gerufen hat den Preis der Verlag Brinkschulte Medien, der das Magazin „Südwestfalen Manager“ herausgibt. Die mit Steuergeldern finanzierte Südwestfalen-Agentur ist Kooperationspartner, auch wenn sie selbst kein Geld beisteuert. Glaser war für die Gesprächsleitung gebucht. Nach unserer Berichterstattung Anfang dieser Woche geht die Südwestfalen-Agentur nun auf Distanz.

„Ich fordere, abgestimmt mit den anderen Landräten, die Zeitschrift dazu auf, Herrn Maschmeyer auszuladen“, sagte Paul Breuer, Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein und Aufsichtsrat der Südwestfalen-Agentur, am Freitag der Westfalenpost. „Er ist das Gegenteil der Werte, die unsere Region repräsentiert. Wir werden alle der Veranstaltung fern bleiben, wenn die Ausladung nicht erfolgt“, kündigte Breuer an. „Was das für die Zukunft der Kooperation mit dem Verlag bedeutet, dürfte jedem klar sein.“

Einladung von Maschmeyer "war nicht abgesprochen"

Den Ärger hätten sich Glaser und Breuer gern erspart. „Dass Maschmeyer eingeladen wird, war mit uns nicht abgesprochen“, sagt Glaser. Nun muss er - auch auf Druck von oben - einen Rückzieher machen: „Wenn Maschmeyer kommt, stehe ich als Moderator der Diskussion nicht zur Verfügung“, sagt er.

Unser Bericht über die Einladung des Partners von Veronica Ferres nach Siegen wirbelte in der gesamten Region gehörig Staub auf. Von uns befragte Prominente, die als Südwestfalen-Botschafter ehrenamtlich die Region repräsentieren, lehnen einen Carsten Maschmeyer als „Ehren-Referenten“ einhellig ab.

"Kein Vorbild für Südwestfalen"

„Sehr unglücklich“, sagt der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese noch etwas zurückhaltend. „Wir haben ins Südwestfalen eine Unternehmenskultur, die der des Herrn Maschmeyer entgegensteht.“ Seine SPD-Kollegin Birgit Sippel reagierte sogar mit einem offenen Leserbrief. „Maschmeyer kann kein Vorbild für Südwestfalen als bodenständige und zugleich kreativ erfolgreiche Region sein“, erklärt Sippel. „Erst recht kann ein Unternehmer, der seine Millionen auf Kosten vieler Kleinsparer gemacht hat, kein positives Beispiel für Erfolg sein.“

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Für den Südwestfalen-Botschafter Bodo Zapp, ehemaliger Chefredakteur der Westfalenpost, passen der AWD-Gründer und Südwestfalen, ebenfalls nicht zusammen: „Dass Maschmeyer ausgeladen werden soll, ist eine gute Nachricht. Ich unterstütze die Entscheidung.“

"Maschmeyer ist kein verantwortungsvoller Manager"

Noch deutlicher wird Dagmar Hanses, Landtagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen: „Maschmeyer steht für ein System aus Korruption und Drückermethoden. Er ist kein verantwortungsvoller Manager.“

Dirk Glaser versuchte noch am Freitag, die Wogen zu glätten. „Es gibt keinen Streit wegen der Veranstaltung. Aber es gibt einen Streit wegen der Person.“ Die Wahl zum Manager des Jahres sei grundsätzlich eine sinnvolle Einrichtung, die das positive Image der südwestfälischen Wirtschaft unterstützen könne. Er hoffe, dass daraus nun kein „dauerhafter Konflikt“ mit Brinkschulte Medien entstehe.

Einladender Verlag gibt keine Stellungnahme ab

Das Ultimatum, das Landrat Paul Breuer an den Verlag richtete, deutet allerdings nicht darauf hin, dass beide Seiten in Zukunft wieder unbelastet miteinander umgehen können. Schließlich, so Breuer, hätten die Landräte bereits im Vorfeld darauf hingewiesen, dass sie mit einem Gast namens Carsten Maschmeyer nicht einverstanden wären.

Mit einer derart geballten Ladung Kritik hat Brinkschulte Medien offenbar nicht gerechnet. Zu einer offiziellen Stellungnahme auf Anfrage unserer Zeitung sahen sich die Verantwortlichen des Verlags am Freitag nicht in der Lage.