Hagen. . Der Hagener Abiturient Henning Kamp hat einen außergewöhnlichen Erfolg beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2012 gefeiert. Drei Mal stand der 19-Jährige ganz oben auf dem Siegertreppchen.
Die musische Anlage wurde Henning Kamp gewissermaßen in die Wiege gelegt. Manfred Kamp, Vater des Abiturienten des Theodor-Heuss-Gymnasiums, ist seit 16 Jahren Kirchenmusikdirektor an der Johanniskirche am Markt. Auf dem Nussbaum-Parkett des Wohnzimmers im Hause Kamp steht ein imposanter Ibach-Flügel, der das heimische Ambiente dominiert.
Henning Kamps musikalische Leidenschaft gilt seit Kindheitstagen dem Violoncello. Mit viel Akribie und meist auch rauschender Begeisterung widmet sich der heute 19-Jährige dem Streichinstrument. Seine Ersparnisse steckte er lieber in ein eigenes Cello und verzichte dafür zunächst auf Führerschein und Auto. Beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert 2012 in Stuttgart wurde Henning Kamp drei Mal für seine glänzenden künstlerischen Leistungen ausgezeichnet. Zwei erste Preise und einen Sonderpreis räumte er ab.
Dabei griff Henning Kamp erst verhältnismäßig spät zu Bassgeige und Bogen. „Ich war acht Jahre alt. Viele beginnen schon mit fünf Jahren zu spielen.“ Das Üben gehörte in den vergangenen Jahren zum Tagesablauf. Mal waren es drei oder vier Stunden, die Henning Kamp zum Cello griff, mal nur 30 Minuten. „In manchen Familien“, weiß er, „wird unschön gedrillt. Bei uns war das niemals der Fall.“
Kleines Konzert im Bundeskanzleramt
Bereits einige Male nahm der junge Hagener an dem Wettbewerb teil, bei dem sich die besten Musiker ihrer Altersklasse über den Regional- und Landeswettbewerb für die Bundesausscheidung qualifizieren – mit wechselndem Erfolg. „Ich bin früher auch schon mal im Landeswettbewerb rausgeflogen“, erzählt der 19-Jährige. Andere Male war er erfolgreicher. Und aus Erfolgen resultieren auch schon in diesen jungen Jahren Engagements. Daher spielte Henning Kamp bereits u.a. gegen eine kleine Gage im Bundeskanzleramt vor.
In diesem Jahr schaffte er es mit zwei Ensembles ins Bundesfinale. Einen ersten Bundespreis holte er mit Maximillian Volbers aus Havixbeck (Blockflöte) und Janna Herzig aus Köln (Cembalobegleitung) in der Altersgruppe der 17- und 18-Jährigen als Barockcellobegleiter mit der best möglichen Punktzahl von 25.
„Man muss sich auch ziemlich quälen können“
In einer zweiten Wertung sicherte er sich mit einem anderen Ensemble mit 24 Punkten einen weiteren ersten Bundespreis. Außerdem verlieh ihm die Jury einen Sonderpreis für seine exzellente instrumentelle Begleitung.
Die Arbeit, die Henning Kamp und seine insgesamt vier Musikerkollegen investiert haben, hat sich ausgezahlt. „Da wir alle in den Abiturvorbereitungen steckten und in unterschiedlichen Städten wohnen, war das nicht ganz einfach“, erinnert er sich. Um überhaupt den hohen Anforderungen der Jury gerecht zu werden, trafen sich die Gruppen auch manches komplette Wochenenden zum Proben. „Wer in diesem Wettbewerb etwas erreichen will, muss sich ziemlich quälen können“, sagt der 19-Jährige.
Viele der heuten bekannten Musiker an klassischen Instrumenten waren erfolgreich bei Jugend musiziert. Der momentan wohl prominenteste ehemalige Sieger ist der deutsch-US-amerikanischer Violinist David Garrett, der unter seinem bürgerlichen Namen als David Bongartz erstmals mit fünf Jahren an dem Wettbewerb teilnahm.
Ob Henning Kamp sein Hobby mit dem hölzernen Streichinstrument zum Beruf machen wird, das weiß er noch nicht. „Jetzt geht es mit meiner Freundin erstmal kreuz und quer durch Italien.“ Eine Option sei die Musik aber. Dann würde er den Weg seines ältesten Bruder gehen, der als Blockflötist gerade seinen Abschluss an der Musikhochschule Weimar gemacht hat und den Weg eines Berufsmusikers einschlägt. Vielleicht zieht es ihn aber auch weg von Notenblatt und Tonleitern wie seine beiden anderen Brüder. „Forstwirtschaft wäre etwas, das mich reizen würde“, sagt er. In diesem Beruf dreht sich schließlich auch alles ums Holz . . .