Hagen. . 500 Schüler lernen auf einem Erlebnisparcours ihre Stärken kennen.

In der Regel wird mehr über Schwächen gesprochen, werden Defizite angemahnt. Das Projekt „Komm auf Tour - meine Stärken, meine Zukunft“ wählt genau den umgekehrten Weg. Es animiert Jugendliche, in sich hineinzuhorchen und zu schauen, was in einem steckt, was einem Spaß macht. Mit „Sich ausprobieren“ könnte die dreitägige Veranstaltung überschrieben sein, die heute in der Halle 3 auf dem Elbersgelände ­endet.

Nein, leicht ist es für die beiden Jungen nicht, sich im Labyrinth zurecht zu finden. Zusätzliche Erschwernis: Die Schwimmflossen an ihren Füßen. Wer geht vor? Wer stützt wen? - im Labyrinth (eine von fünf Stationen, die einen Erlebnisparcours bilden) dreht sich alles um Hilfestellung sowie Beratung.

Und Valentina (14) und Gamze (13), Schülerinnen der Hauptschule Remberg, haben mit Hilfe eines Periskops „um die Ecke geschaut“ und ein Lösungswort zusammengesetzt: Navi. Klar - auch um Orientierung geht es im Labyrinth.

Hagen als Pilot-Start für das Berufswahl-Projekt

Vor sechs Jahren wurde „Komm auf Tour“ aus der Taufe gehoben. „Es handelt sich um eine landesweite Initiative, an der sich in Hagen auch sieben kommunale Einrichtungen beteiligen“, erläutert Erik O. Schulz. Der Geschäftsführer der Agentur Mark erinnert sich schmunzelnd zurück: „Hagen war NRW-Pilotstadt - hier bei Elbers wurde der Erlebnisparcours erstmals aufgebaut. Damals - im Februar 2006 - war es in der Halle 3 eiskalt, und wir mussten noch auf die Schnelle Diesel besorgen.“

Trotz Startschwierigkeiten - die Initiative hat sich mittlerweile etabliert, fand jetzt zum vierten Mal in Hagen statt und erreichte dieses Mal 500 Schüler. „Im Grunde geht es um professionelles Management beim Übergang von der Schule in den Beruf. Wir versuchen hier spielerisch, den Jugendlichen eine Perspektive für die Zukunft aufzuzeichnen“, so Schulz. Natürlich gebe es auch wirtschaftliche Aspekte wie den immer gravierender werdenden Fachkräftemangel.

Alltagsstärken werden bei der Berufswahl unterschätzt

„Ich pass’ häufig auf meine kleinen Geschwister auf“, „Ich schraub’ mit Papa oft am Auto rum“ - Alltagsstärken, die häufig unterschätzt werden. „Und“, betont Ulrike Schmidt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, „die deutlich Interessen und Vorlieben bei jungen Leuten widerspiegeln und somit indirekt auf einen geeigneten Berufszweig hinweisen.“

Kevin (15) steht auf der „Bühne“ (eine weitere Station des Erlebnisparcours) und simuliert weiche Knie. „Vielleicht arbeite ich später ja mal beim Theater“, schlussfolgert der Gustav-Heinemann-Schüler schlagfertig. Obwohl ja eigentlich Mathe seine Stärke sei. „Kassierer im Supermarkt - das könnte ich mir gut vorstellen“, sagt der ­15-Jährige. Na also - klare Vorstellungen hat er schon mal...