Hagen. .
„Das Leben ist zu kurz, um es zu verschwenden.“ Ein weiser Spruch, den sich Claudio Fisicaro auf die Fahnen geschrieben hat. Deshalb hat er sich auch drei Wochen Urlaub genommen, um beim Beats!-Musical mitzumachen. Drei Wochen Knochenarbeit, die er nicht bezahlt bekommt. Aber auch: Drei Wochen, in denen er seinen Traum leben kann – Musik. „Musik bringt mich morgens aus dem Bett“, sagt Fisicaro.
Wie Dutzende weitere Jugendliche und junge Erwachsene im Großraum Hagen arbeitet er zurzeit auf die Premiere des Musicals „Beats!“ am 14. April hin. Dafür hat sich der 25-Jährige, der auch in einem eigenen Tonstudio werkelt, extra Urlaub von seinem Job in einem großen Elektrokaufhaus genommen.
Beats! gehört zu den Höhepunkten der Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Theaters Hagen. Die rund 90 Nachwuchs-Künstler, die das Musical möglich machen (35 davon auf der Bühne, 55 dahinter), bekommen keinen Cent. Sie bekommen etwas anderes: Ausbildung.
Professionelles Gesangstraining
Grundlagen zum Beispiel. Fisicaro ist schon seit frühen Kindertagen begeisterter Musiker. Und doch: „Ich konnte immer alles anwenden. Aber ich wusste nicht, was ich da tue. Jetzt lerne ich hier eine ganze Menge dazu.“ Zum Beispiel durch das Gesangstraining. Kurz vor der Premiere hat das Ensemble sogar mit dem Philharmonischen Orchester Hagen den Gesang geprobt, in der Stadthalle. Gleichzeitig wurden im Theater Teile der Choreographie einstudiert.
Auch interessant
Dem unbedarften Beobachter drängt sich bei den Proben zwar gelegentlich ein Eindruck von Schultheater auf. Aber die Anleitung durch Menschen mit jahrelanger Erfahrung im Showgeschäft wie Regisseure, Schauspieler, Gesangslehrer oder auch das versammelte Orchester sorgen stets korrigierend für die entscheidende Professionalität. „Wir haben nicht nur auf die pädagogische Komponente, sondern auch auf einen musikalischen Mindeststandard geachtet“, beschreibt Johannes Maria Schatz seinen Ausgangspunkt als Projektleiter von Beats!.
Die Darsteller sind junge Berufsschüler
In Zeiten von erfolgreich dröhnenden Casting-Shows im Fernsehen überrascht der Andrang auf Beats! kaum. 90 junge Erwachsene arbeiten auf, hinter und neben der Bühne. Denn Schauspiel, Gesang, Tanz, Design, Bühnenbild und Ausstattung werden ausnahmslos durch Freiwillige bestritten, die den Kontakt zu Beats! über die fünf Berufsschulen Hagens bekommen haben.
Joanna Baker zum Beispiel macht eine Ausbildung zur gestaltungstechnischen Assistentin. Sie hat über ihre Schule von Beats! erfahren. „Ich hatte Spaß daran, neue Erfahrungen zu machen, neue Hindernisse zu überwinden“, sagt die 20-Jährige. Sie spielt die Rolle der Gegenspielerin, „eine stressige Rolle, sie ist eine Zicke, da kann man seinen Alltagsstress rauslassen“. Beats! ist zurzeit neben der Schule ihre Hauptbeschäftigung.
Manche Schüler hoffen auf eine Karriere im Showgeschäft
Sie arbeitet abends nach der Schule oder den ganzen Tag, wenn keine Schule ist, an ihrer Rolle. Sie und ihre Kollegen aus dem Ensemble schätzen die Rückmeldungen der Profis wie Schatz: „Ich habe viel über mich gelernt. Auch über Tanzstile, über die Stimme, schauspielerisches Können.“
Und wer weiß – wer etwas investiert, bekommt mitunter auch etwas heraus. Einige junge Künstler dürfen sich Hoffnungen auf eine Karriere im Showgeschäft machen. „Ich weiß, dass viele in die Richtung gehen wollen“, sagt Projektleiter Schatz, „ich glaube auch, dass mehrere das Zeug dazu haben.“