Altenhagen. . Vor fünf Jahren ist eine 66-jährige Frau in Hagen einen einsamen Tod gestorben. Unbemerkt lag sie jahrelang in ihrer Wohnung. Da Miete und Nebenkosten regelmäßig vom Konto der Toten abgebucht wurden, schaute trotz der langen Zeit niemand nach dem Rechten.
Nachdem der Altenhagener am Freitagvormittag einen Knall im Flur des Mehrfamilienhauses an der Wittekindstraße gehört und die Tür der Nachbarin aufgebrochen vorgefunden hatte, fasste er sich ein Herz: Gemeinsam mit einem Bekannten betrat er die Nachbarwohnung. Inmitten von Unmengen an Müll fanden die beiden vor dem Fernseher eine mumifizierte Leiche. Offenbar verstarb die Frau, die heute 71 Jahre alt wäre, bereits vor fünf Jahren. Und niemand hatte es bemerkt.
„Die ist aufgefressen worden“, sei seinem Bekannten beim Anblick der Toten spontan herausgerutscht, erinnert sich der Nachbar. „Denn drumherum lagen überall tote Maden.“ Er selbst habe sofort geschaltet: „Raus hier und nix anfassen – wegen der Spurensicherung.“ Geschockt sei er von dem Anblick der Frau, die zu Lebzeiten unter Atemnot gelitten haben soll, indes nicht gewesen: „Ich war 25 Jahre beim DRK – da hat man schon so einiges erlebt.“
Gestank und kleine Krabbeltiere
Die sofort informierte Polizei konnte keine Anzeichen für ein Verbrechen feststellen, was die Obduktion am Montag bestätigte. Dabei wurde ebenfalls klar, dass die Leiche tatsächlich rund fünf Jahre in der Wohnung gelegen haben muss – was sich mit Schriftstücken aus dem Frühjahr 2007, die dort gefunden wurden, deckt. Da Miete und Nebenkosten regelmäßig vom Konto der Toten abgebucht wurden, schaute trotz der langen Zeit niemand nach dem Rechten. Und vermisst wurde die alte Dame offenbar nicht. Zudem sei sie laut Polizeisprecher Ulrich Hanki im Februar 2011 von Amts wegen abgemeldet worden, da ihre Post als unzustellbar galt. „Die Vermietung lief jedoch weiter.“
Damals, vor fünf Jahren, wohnte noch Angelique Kleine, die Tochter des heutigen Mieters, in der Nachbarwohnung der Verstorbenen. Und ihr kam in jenen Tagen schon einiges seltsam vor. „Es drang so ein seltsamer Gestank aus der Tür“, erzählt Angelique Kleine, die inzwischen im Erdgeschoss des selben Hauses wohnt. „Und aus der Tür kamen kleine Krabbeltiere.“ Darüber habe sie die Vermieterin informiert, die jedoch keine Maßnahmen getroffen habe – schließlich würde die Miete ja immer pünktlich überwiesen. Außerdem habe man vermutet, die Frau halte sich bei ihrem Sohn in Hohenlimburg auf. Ein Trugschluss.
Nicht die erste Tote im Haus
Dass Wohnungstüren in dem Haus aufgebrochen werden, scheint übrigens nicht gerade außergewöhnlich. Die Haustür lässt sich nicht richtig verschließen, mehrere der im Flur befindlichen Briefkästen sind demoliert und zwei Tage nach dem Fund der Frauenleiche seien erneut zwei Wohnungstüren eingetreten worden, erzählt Angelique Kleine: „Diejenigen hat man aber verhaftet.“
Die Verstorbene, auf die auch Angelique Kleine einen Blick warf, habe ausgesehen „wie ein Spinnennetz“ und sei nicht die erste Tote im Haus an der Wittekindstraße gewesen. „Wegen des Gestanks ist früher schon mal die Polizei geholt worden. Die Feuerwehr ist dann mit einer Leiter durchs Fenster einer anderen Wohnung eingedrungen, wo ebenfalls ein Toter lag.“