Hagen. . Der Ortskern von Hagen-Boele kommt nicht zur Ruhe. Motorenlärm und Abgase, entnervte Autofahrer und überforderte Fußgänger prägen das Bild im Bereich der zentralen Kreuzung von Dortmunder, Schwerter und Denkmalstraße. Statt der erhofften Beruhigung, die der vor drei Jahren eröffnete Boeler Ring herbeiführen sollte, scheint sich die Situation eher verschlimmert zu haben. „Junge, Junge, hier besteht Handlungsbedarf“, findet Friedhelm Witte (71).

Der Rentner aus der Hengsteyer Straße ist so etwas wie die personifizierte Kritik an den Zuständen in der Boeler Mitte. Er mischt sich gern in die politischen Debatten über das Für und Wider von Schildern, Ampeln und Einbahnstraßen ein. Er ist im Ruhestand, er hat Zeit, und er hat seine Zeit genutzt, um das Verhalten der Verkehrsteilnehmer genauer zu prüfen.

Eine seiner interessantesten Beobachtungen: „Die Hälfte aller Autofahrer, die von der Denkmalstraße nach rechts in die Schwerter Straße abbiegt, fährt durch bis Kabel.“ Will heißen: Die Leute steuern nicht, wie von den Verkehrsexperten vorgesehen, die Bezirksverwaltung, den Baumarkt, einen Discounter oder ein anderes Geschäft in der Schwerter Straße an, sondern nutzen den Weg lediglich als Abkürzung. Sie meiden also den Ring und belasten den Ortskern, sie stellen damit das so schön ausgeklügelte Verkehrskonzept auf den Kopf.

Rechtsabbieger müssen Mittelspur benutzen

Zu einem ausgewachsenen Problem hat sich außerdem die neue Verkehrsführung im Boeler Ortskern entwickelt. In der Denkmalstraße wurde die Spur für Rechtsabbieger, die in die Schwerter Straße Richtung Kabel einmündet, im Zuge der Verkehrsberuhigung geschlossen.

Die neue Verkehrsführung in Boeler Ortskern ist ein Problem. Foto: WR
Die neue Verkehrsführung in Boeler Ortskern ist ein Problem. Foto: WR © WR

Eine dicke, durchgezogene Linie verbietet Autofahrern, die brach liegende Fahrspur zu nutzen. Stattdessen müssen sich alle Rechtsabbieger auf der Mittelspur einreihen, von der jedoch aufgrund der viel zu knapp bemessenen Grünampelphase nur vier bis sechs Fahrzeuge in die Kreuzung einfahren können. Seitdem bildet sich täglich ein enormer Rückstau, die Hagener Straße ist zur Hauptverkehrszeit fast auf ganzer Länge verstopft.

Nur sieben Sekunden Grünphase an der Ampel

Die Ampeltaktung treibt aber auch Fußgänger zur Eile an. Lediglich sieben Sekunden lang dauere die Grünphase zum Überqueren der Schwerter Straße, sagt Friedhelm Witte und schaut auf die Uhr: „Das ist vor allem für alte Menschen mit Rollator, und davon gibt es immer mehr, eine Zumutung. Ich habe es erlebt, dass welche zitternd auf der Fahrbahn stehen geblieben sind, weil die Ampel auf Rot sprang, kaum dass sie losgegangen waren.“

Verschärfte Situation durch Sperrung der Hagener Straße 

Verschärft wird die Situation durch die Vollsperrung der Hagener Straße, die zwischen Schwerter und Denkmalstraße neu asphaltiert wird. Klaus-Dieter Schumacher, Fachleiter für Verkehrsplanung im Rathaus, erinnert daran, dass die Verkehrsbehinderungen im Ortskern durchaus gewollt seien: „Ziel war es ja, die Autofahrer vom Durchfahren der Boeler Mitte abzuhalten und den Bereich deutlich zu entlasten und zu beruhigen.“

Zweifel am Verkehrskonzept

Einige Kommunalpolitiker stellen jedoch das gesamte Verkehrskonzept in Frage. „Hier kann nichts korrigiert werden, hier muss geändert werden“, fordert Klaus Daniels, Bezirksvertreter der FDP. So weit will Martin Erlmann (CDU) nicht gehen, doch verlangt er, dass alle Fachbehörden die Verkehrsführung noch einmal grundsätzlich überdenken: „Es gibt einfach zu viele Ecken und Kanten, es läuft nicht flüssig.“