Hagen.
Die Musik kam aus der Konserve – der Gesang nicht. Aber welchen eingefleischten „Amigos-Fan“ stört das schon? Donnerstagabend spulte das Volksmusik-Doppel in der gut besuchten Stadthalle routiniert seine Solo-Tour-2012 ab: „Mein Himmel auf Erden“. Die mehr als 1000 Zuschauer nahmen das wörtlich.
Das Brüderpaar Karl-Heinz (63) und Bernd Ulrich (61) steht ganz allein auf der Bühne, lediglich eingerahmt von riesigen Leimwänden, die farbenfrohe Hintergrundbilder liefern. Mehr als zwei Stunden wird geschwelgt: „Du bist wie ein Engel“, das melancholische „Mein Opa“, oder - ihr wohl größter Erfolg - „Ich geh’ für Dich durchs Feuer“ (2007).
Es sind Wohlfühl-Melodien, die, auch wenn man sie nicht kennen sollte, sofort ins Ohr gehen, gerade so, als hätte man sie bereits hundertfach gehört. Und dazu diese berührenden, herzergreifenden Texte. Wer sie als banal bezeichnen würde, hat einfach keine Ahnung von der gemeinsamen Wellenlänge, die „Amigos“ und ihre treuen Anhänger verbindet.
28 umjubelte Lieder
Das Credo lautet: Hier oben, im Scheinwerferlicht, und dort unten, vor der Rampe, sind alle gleich. Und so rackern sich die nimmermüden volkstümlichen Schlagerbarden unermüdlich durchs Programm und lassen die Alltagssorgen (zumindest vorübergehend) vergessen. 28 umjubelte Lieder werden dabei angestimmt.
Bernd Ulrich: „Unser Publikum weiß, dass unsere Songs aus dem Leben gegriffen sind. Damit können sich Menschen identifizieren. Es sind traurige Lieder dabei, wie auch Stücke, bei denen es richtig abgeht. Discofox zum Beispiel.“
Und das ist genau das Erfolgsgeheimnis des beliebten Duos: Die Zuhörer werden in ihrem gefühlten Schwermut nicht alleingelassen, sondern auch immer wieder herausgerissen. Auf Regen folgt Sonne.
Erste CD floppte
Das hat das bereits 1970 gegründete deutsche Duo aus dem mittelhessischen Villingen am eigenen Leib erfahren müssen: Jahrelang tingelte es erfolglos über die Dörfer, ein Kölner Unternehmer finanzierte 1986 ihre erste CD, die floppte.
Doch sowohl erste Rückschläge als auch negative Reaktionen haben die unbeirrbaren Musiker nicht entmutigen können: 2006 gelang der endgültige Durchbruch, im Januar 2007 traten sie in der TV-Show „Krone der Volksmusik“ auf.
Ihr Album „Der helle Wahnsinn“ gehörte 2007 zu den meistverkauften in Deutschland, es folgten zahlreiche Gold- und Platinplatten, 2011 gab’s schließlich den renommierten „Echo“.
Unterdessen bebt die Stadthalle auf einer Woge der Gefühle. Die Begeisterung, die man in Konzerten der „Amigos“ erleben kann, ist einfach phänomenal: Heute in Hagen – oder nächste Woche in Suhl.