Hagen. Die „Superstars”, die es noch werden wollen, zappelten am Samstagabend wieder über die RTL-Fernsehbühne.
Die „Superstars des romantischen Schlagers” - die es bereits sind und sich „Amigos” nennen - füllten zeitgleich die Stadthalle.
Mit glitzernden, Silberpailletten bestickten schwarzen Sakkos, die weißgrauen Haare im Vokuhila-(vorne kurz, hinten lang)-Schnitt: So treten die Brüder Karl-Heinz (61, mit weißer Gitarre) und Bernd Ulrich (59) ins Rampenlicht. Sie strahlen: „Wir sind das erste Mal in Hagen und froh, dass die Arena so voll ist.”
Volkstümliches Duo
Was der „Sehnsucht, die wie Freuer brennt”-Abend verspricht, daraus macht das volkstümliche Duo aus Hessen kein Geheimnis: „Vergessen Sie die Alterssorgen”, säuselt es aus den Lautsprechern, „mit Liedern, die aus dem Leben gegriffen sind und aus dem Herzen kommen”. Und, von einer Woge der Zustimmung frenetisch bejubelt: „Mit deutscher Musik, die die Menschen verstehen können.”
Was folgt? Gleich zu Beginn die Hymne „Wir hören niemals auf”, der Schunkel-Walzer „Mein Elternhaus”. Das rhythmisch beklatschte „So heiß wie ein Vulkan”. Wohlvertraute Bouzouki-Klänge bei „Weiße Rosen”, die hier aber nicht aus Athen, sondern „aus Griechenland” kommen. Nennt man so 'was einfallslos?
Engel-Liedchen
Auffällig ist eine gewisse Vorliebe für Engel-Liedchen: Da ist „Der Engel der Liebe”. Daran knüpft „Weil du ein Engel bist” nahtlos an. Als schließlich „Dann kam ein Engel” angestimmt und die Rampe in rubinrotes Licht getaucht wird, schwenkt die gerührte Masse stimmungsvoll die Leuchtstäbe, die es zuvor am Fan-Artikel-Stand zu kaufen gab. Genau wie „die süßen Amigos-Teddybären”, die von der Bühne aufdringlich beworben werden. Für 15 Euro. Um es mal mit einem der größten Amigos-Erfolge zu sagen: „Der helle Wahnsinn”.
Die musikalische Begleitung der Amigos kam vom Band, ihr Gesang war (unüberhörbar) live. Doch die schwierige Akustik in der Stadthalle bekamen die Tontechniker nicht in den Griff: Die Abmischung von Halb-Playback und den Original-Stimmen führte zu unangenehmen Übersteuerungen, oftmals dröhnte es nur noch. Die Stimmung im Saal wurde dadurch aber nicht gedämpft.
Später Durchbruch
Mit den Superstars aus dem Fernsehen haben die bereits 1970 gegründeten „Amigos” gemeinsam, dass sie aus einfachen Verhältnissen stammen. Bis 2005 arbeiteten Bernd und Karl-Heinz als Bierbrauer oder Lkw-Fahrer, tingelten an Wochenenden über Dorffeste. Dann der späte Durchbruch: Musikantenkönig, später Musikantenkaiser, viermal Platin, fünfmal Gold. 2009 und 2010 die „Krone der Volksmusik”.
Das unterscheidet die Amigos von den „TV-Superstars”: Sie sind tatsächlich welche - und wirklich erfolgreich.