Hagen. . Die Affäre um die Sparkasse Menden schwappt nach Hagen: Ein vermeintliches Opfer der Immobilien-Haie, die ab dem 23. Januar wegen gewerbsmäßigen Betrugs in Arnsberg vor Gericht stehen, schloss einen Finanzierungsvertrag bei der Sparkasse Hagen ab.

Die Immobilien-Affäre rund um die Sparkasse Menden wirft ihre Schatten auch auf Hagen. Nicht nur, dass mit Johannes H. (45) einer der beiden Angeklagten aus Westerbauer kommt. Kreditgeschäfte hatten der Kasache und sein Kompagnon auch an die Sparkasse Hagen vermittelt. „14 insgesamt“, wie Sparkassen-Sprecher Thorsten Irmer auf Anfrage der WP bestätigt.

Wie berichtet sollen Johannes H. und Wolfgang A. (54) aus Unna mehr als 100 Spätaussiedler aus Polen und Russland mit dubiosen Immobiliengeschäften über den Tisch gezogen haben. Der ursprünglich aus Kasachstan stammende Johannes H., der in Untersuchungshaft in Augsburg auf den Auftakt des Strafprozesses wegen gewerbsmäßigen Betrugs wartet, schwatzte den Opfern Finanzierungskredite für überteuerte Immobilien auf, deren Tilgungsraten sie später nicht mehr bedienen konnten. Als risikofreie Altersvorsorge wurden die Modelle angepriesen, die sich teils als Luftschlösser entpuppten. Die Kredithöhe lag zum Teil um 100 Prozent über dem Marktwert.

Notfusion als Folge

Neben der Sparkasse Menden, die als Folge der Affäre mit der Sparkasse Hemer zur Sparkasse Märkisches-Sauerland notfusioniert ist, liefen die Finanzierungen auch über andere Banken und Sparkassen. Auch mit der Sparkasse Hagen wurden 14 Verträge geschlossen.

Allerdings, so betont Sparkassen-Sprecher Irmer, seien diese Geschäfte nicht mit dem Vorgehen in Menden vergleichbar. Es habe direkt Gespräche mit den Kunden gegeben und die Sparkasse Hagen habe eigene Prüfungen angestellt. Die Immobilien lägen zum Teil in Hagen, zum Teil in umliegenden Kommunen.

Bankgeheimnis

Zu konkreten Fällen will sich der Sparkassen-Sprecher nicht äußern und bezieht sich auf das Bankgeheimnis. Generell sei es aber nicht unüblich, dass Kunden über Vermittler an die Sparkasse Hagen herangetragen würden. Er verweist auf das gute Abschneiden des Kreditinstituts insbesondere im lokalen Bereich, was die Finanzierungskonditionen betreffe. Dass auch Verträge, die in Hagen abgeschlossen wurden, nicht mehr bedient werden können, will Irmer nicht ausschließen. Aber: „Die Sparkasse hat keinerlei Interesse daran, dass Kunden die private Insolvenz anmelden müssen. Wenn Kunden Kredite nicht mehr bedienen können, setzen wir uns zunächst zusammen und suchen nach Lösungen.“

Zumindest eine Ärztin aus Osteuropa, die gegen die Sparkasse Hagen ein zivilrechtliches Verfahren vor dem Landgericht Dortmund (AZ 24 O 557/11) anstrebt, konnte ihre Raten nicht mehr zahlen. Die Frau hatte für 204.000 Euro im Jahr 2004 eine Eigentumswohnung in Unna gekauft. 2010 verkaufte sie in ihrer Not die Immobilie für 95.000 Euro.

„Ähnlich wie in Menden“

Was die Sparkasse Hagen bestreitet, sieht Rechtsanwalt Norbert Paul Hache aus der Berliner Kanzlei HEE anders. Er vertritt die Ärztin: „Das Muster war ähnlich wie in Menden. Die Frage ist, ob es sich bei der Vermittlertätigkeit um ein sogenanntes institutionalisiertes Zusammenwirken gehandelt hat“, so Hache. Das müsse das Gericht klären.

Vor den Dortmunder Richtern geht es zunächst um Prozesskostenhilfe für die Ärztin, die selbst nicht mehr in der Lage ist, das Geld für einen Prozess aufzubringen. Dabei muss geprüft werden, ob eine Klage überhaupt Aussicht auf Erfolg hat. Eine Entscheidung steht noch aus.

Obwohl im Vorfeld der Versuch einer außergerichtlichen Einigung gescheitert ist, hat Rechtsanwalt Hache der Sparkasse Hagen erneut ein Angebot unterbreitet. Ob das Kreditinstitut sich darauf einlässt oder ob es zum Prozess kommt, ist offen.